Schnittmuster
schmächtiger Körper enthäutet, von Muskeln und Sehnen entblöÃt, eine einzige blutige Masse. Er zuckte unkontrolliert â anfangs war es noch vor Schmerz gewesen, inzwischen nur noch der Schock â und stieà abermals winselnd den Atem aus.
»Huh â¦hu â¦hu â¦hu â¦Â«
Dann war er plötzlich still. Und regte sich nicht mehr.
Der Mann mit dem Bambuskreuz nickte versunken. Der Job war erledigt. Er drückte die Zigarette aus, warf den Stummel in eine Plastiktüte und steckte sie ein. Dann trat er über das geronnene Blut, das eine dunkle Pfütze auf dem edlen Parkett bildete, an das Bett. Er tastete nach dem Puls seines Opfers.
Fand keinen.
Er lieà die Käsereibe los. Das Folterinstrument traf metallisch klirrend auf dem Boden auf.
Der Mann mit dem Bambuskreuz schlüpfte in das angrenzende Bad und wusch sich das Blut von den Händen â er trug nie Handschuhe â, dann schlenderte er durch den Flur in die Eingangshalle, wo er seine blutverkrusteten schwarzen Sneakers gegen ein neues Paar tauschte, ebenfalls schwarz. Er verlieà das Haus im Schutz der Dunkelheit, in dem schwarzen Mercedes, den er sich für diese Mission besorgt hatte, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Ziel Nummer eins â die Verbindung, die über den umgebauten Honda zu ihnen führte â war ausgeschaltet. Seine Auftraggeber würden zufrieden sein.
Ziel zwei war weiterhin unklar.
57
Wie schon am Vortag wachte Striker in aller Herrgottsfrühe auf. DrauÃen vor seinem Schlafzimmerfenster war noch tiefschwarze Nacht. Ein eisiger Wind heulte ums Haus. Der perfekte Start für Halloween. Ekelhaft. Irgendwas war grottenfalsch mit dieser Welt. Dumm gelaufen, sagte er sich, so war das eben in seiner Welt.
Jedenfalls fühlte er sich zuweilen beschissen.
Er trat mit den FüÃen die Decken beiseite. Sie waren regelrecht klamm von seinem AngstschweiÃ, weil er wieder einmal Albträume gehabt hatte. Weil ihn diese grässlichen Visionen bis in den Schlaf hinein verfolgten: Bilder von schreienden Kids, von brutalen Amoktätern, von Feuern und Drachen und Debattier-Clubs. Von seiner sterbenden Frau und natürlich von Courtney.
Courtney mischte in seinen Träumen immer mit.
Er stand auf, schlurfte durch den Flur, schob Courtneys Zimmertür einen Spalt weit auf und linste hinein. Sie hatte das Laken von sich gestrampelt. Und sah in ihrem Baumwollschlafanzug wie ein schutzbedürftiges kleines Mädchen aus.
Strikers Herz krampfte sich zusammen.
Die vergangenen fünf Jahre mit ihr waren hart gewesen, die letzten beiden jedoch die Hölle auf Erden â sie gerieten sich dauernd in die Haare. Egal ob sie in der Schule, zu Hause bei ihm oder sonstwo war, sie war meilenweit weg, unerreichbar für ihn. Sie stritten, arrangierten sich wieder, fetzten sich erneut. Bisweilen schien ihre Beziehung bipolarer als seine Ehe mit Amanda, und Striker hoffte inständig, dass es bloà an der Pubertät lag.
In ihrem Zimmer war es kalt. Er schlüpfte hinein und zog seiner Tochter die Decken bis zu den Schultern hoch. Sie murmelte irgendwas im Schlaf, umklammerte die Decken und drehte sich um. Er verlieà das Zimmer. Ãberlegte, ob er sich noch einmal hinlegen sollte. Nein, er mochte zwar physisch erschöpft und ausgepowert sein, aber sein Verstand lief auf Hochtouren, und er wurde das Gefühl nicht los, dass ihm irgendwas durch die Lappen ging.
Irgendeine groÃe Sache.
Er lieà die diversen Tatorte vor seinem geistigen Auge Revue passieren: die St. Patrickâs High, die Garage, wo der gestohlene Honda geparkt stand, der unterirdische Bunker mit der Leiche von Raymond Leung, die Docks, wo sie Que Wongs Leiche entdeckt hatten, die Kreuzung Gore und Pender und der weiÃe Van, in dem die Leichen von Dr. Kieu und den beiden anderen lagen. Nicht zu vergessen die SchieÃerei im Haus der Kwans.
Es gab verflucht viele Tatorte.
Das Anwesen der Kwans, fuhr es ihm spontan durch den Kopf. Er war mit Patricia Kwan ins Krankenhaus gerast, ohne sich nach weiteren Spuren umzuschauen â immerhin ging es bei ihr um Leben und Tod. Er beschloss, sich das Haus noch einmal intensiv vorzuknöpfen. Sonst würde er nicht mehr ruhig schlafen können. Er duschte und zog sich an, schnappte sich einen Proteinriegel aus der Schale, die auf dem Eisschrank stand, und verlieà das Haus.
Das war um kurz vor fünf.
Das Haus der Kwans wurde polizeilich
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