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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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demütigen und die Schützen zu desensibilisieren. Erschwerend kam hinzu, dass es nicht dem Sprachgebrauch soziopathischer Studenten oder geistesgestörter Mörder entsprach. Es war die Sprache der Söldner. Bezahlte Soldaten. Profis.
    Es war gottverdammte Militär sprache.
    Felicia hörte auf zu kauen. Sie fing seinen Blick auf und biss sich auf die Unterlippe.
    Â»Das klingt gar nicht gut«, seufzte sie.
    Â»Könnte nicht viel schlimmer kommen.«
    Magui fiel den beiden ins Wort. »Das Perverse ist die Art und Weise, wie sie sich äußern.« Als Striker sie abwartend fixierte, setzte sie hinzu: »Sie sprechen übrigens Khmer .«
    Â»Und?«, fragte Felicia schulterzuckend.
    Â»Hmm, das wird eigentlich in Kambodscha gesprochen. Sie sprechen allerdings viel abgehackter und förmlicher als heutzutage üblich. Was darauf schließen lässt, dass die beiden in den Siebzigern aufwuchsen – eine schlimme Zeit für das Land. Massenmorde. Genozid.« Sie setzte sich auf einen der Bürostühle und schwenkte zu ihnen herum. »Sagt Ihnen der Begriff Killing Fields etwas?«
    Striker nickte. »Sie meinen das Pol-Pot-Regime?«
    Â»Exakt.« Sie deutete auf die beiden maskierten Täter auf dem Video. »Vielleicht haben Sie hier jemanden, der Teil dieses Regimes war oder, noch fataler, ein Überlebender dieses Regimes.«
    Felicia, die wohlweislich die Klappe gehalten hatte, lehnte sich näher zu Striker und raunte an seinem Ohr: »Okay, Kumpel, entschuldige meine Ignoranz, und klär mich mal bitte auf: Wer zum Teufel ist Pol Pot?«
    Striker streifte sie mit einem Blick, als wäre sie nicht mehr ganz bei Trost. »Er war ein Diktator, Felicia. Einer der schlimmsten, die die Menschheit erlebt hat. Brachte drei Millionen Menschen um.« Striker seufzte geräuschvoll, bevor er fortfuhr: »Pol Pot bildete Kindersoldaten aus. Ließ sie ihre eigenen Eltern töten. Frauen und Kinder wurden eingesperrt und vergewaltigt und so lange gefoltert, bis sie alles gestanden, was man von ihnen hören wollte. Ungefähr ein Viertel der kambodschanischen Bevölkerung starb unter seinem Regime.«
    Striker betrachtete Rotmaske auf dem Monitor und besann sich plötzlich dessen Augen. Dunkel. Kalt. Und tot. Als er die morbide Neugier in Felicias Blick gewahrte, blieben ihm die Worte buchstäblich im Hals stecken.
    Nein, es ging kein Weg daran vorbei, sie musste es erfahren.
    Â»Wir sprechen von den Roten Khmer .«
67
    Die Mittagssonne stand wie ein riesiger weiß glühender Ball am Himmel. Sie funkelte auf den Stahltoren vom St. Paul’s Hospital und glitzerte in den Wassertropfen, die von der roten Backsteinfassade abperlten.
    Rotmaske, der das Schauspiel betrachtete, fühlte sich mit einem Mal um Jahre zurückversetzt. Von dramatischen Erinnerungen überwältigt, dass er um ein Haar die Flasche fallen ließ, die er in der Hand hielt – und das wäre verdammt ins Auge gegangen.
    Er zitterte am ganzen Körper. Er schwankte auf der Krankenhaustreppe, als plötzlich die Bilder von Sektion 21 vor seinem geistigen Auge abliefen. Sie waren grauenvoll. Wieso ausgerechnet jetzt? Es war ihm unbegreiflich, nachdem er jahrelang nicht mehr an jenen dunklen Ort gedacht hatte. Die beiden Gebäude ähnelten einander nicht einmal. Anderer Stil, andere Größe, sogar die Farbe war anders.
    Warum verfolgten ihn plötzlich wieder Visionen aus der Zeit als Achtjähriger? Es war die schlimmste Zeit seines Lebens gewesen. Dann dämmerte es ihm schlagartig. Es lag an der Sonneneinstrahlung, die genauso weiß blendend und intensiv schien wie damals in den Tagen jener Schreckensherrschaft.
    Die Sonne brannte auf seinen Vater herab, der vierzehn Stunden am Tag in den Killing Fields hatte schuften müssen, seine schlanken Hände aufgerissen und blutig, streng bewacht von Soldaten mit Maschinengewehren.
    Auf seine Mutter, während sie gefesselt dalag und elf Tage lang vergewaltigt wurde, bis die Soldaten ihrer überdrüssig wurden und ihr die Kehle aufschlitzten.
    Auf ihn und die anderen Kinder, zusammengepfercht und eingesperrt in dem staubigen Loch, in dem es weder Essen noch Wasser oder Schutz vor den Wachen gab.
    Auf alle, brutal und gnadenlos wie die Roten Khmer.
    Rotmaske schauderte angesichts der Grausamkeit seiner Vorstellungskraft. Woher kamen plötzlich all die Erinnerungen? Er war erwachsen und nicht mehr ein

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