Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
Vom Netzwerk:
sterben.«
    Â»Wann kommt er zurück?«
    Â»Nicht wissen. Er lange nicht mehr arbeiten. Auf Urlaub. Viel Urlaub.«
    Striker ging das Gerede um den heißen Brei tierisch auf den Geist.
    Â»Und wer sind Sie? Was genau machen Sie hier?«
    Â»Ich Kellnerin. Ich Kellnerin hier in Restaurant.«
    Â»Ich fragte, wer Sie sind.«
    Â»Ich Kellnerin. Ich einspringen.«
    Striker hatte genug von dem Versteckspiel. »Sie holen jetzt auf der Stelle Ihren Pass und weisen sich aus«, wies er sie an.
    Die Lippen missmutig nach unten verzogen, verschwand sie hinter der Theke und kehrte mit ihrer Brieftasche zurück. Sie reichte ihm mehrere Dokumente, darunter auch ihre Einwanderungserlaubnis.
    Striker überflog die Papiere. »Sie heißen Annie Ting«, schloss er schließlich.
    Â»Ich wieder arbeiten.« Sie wandte sich zum Gehen.
    Â»Nein, Sie bleiben erst mal bei uns. Wir brauchen Sie noch. Ihre Brieftasche können Sie allerdings wieder wegstecken.«
    Während sie wenig begeistert hinter dem Tresen verschwand, raunte Striker Felicia schmunzelnd zu: »Ich wette, wenn du hier das Spezialmenü bestellst, bekommst du Annie Ting zum Dessert.«
    Als die Kellnerin zurückkehrte, ließ der Detective sich das Restaurant zeigen. Widerstrebend führte Annie Ting die beiden Detectives herum.
    Der Rundgang war kurz. Drei geräumige Speisebereiche, klassisch in Gold und Rot gehalten, mit weiß eingedeckten runden Tischen, die schwarz gebeizten Stühle mit hohen Rückenlehnen. Ein vierter Speisebereich, der privaten Feierlichkeiten vorbehalten war, war ähnlich gestylt.
    Annie ging voraus. »Die Küche«, meinte sie mit einer halbherzigen Geste ihrer Hand.
    Sie ging weiter, Striker blieb jedoch stehen. Er stand im Eingang zur Küche, die lediglich mit einem roten Vorhang abgetrennt war, und zog genüsslich den Geruch von Zitrone, Hühnchen, Knoblauch und Frühlingszwiebeln in die Nase. Es duftete köstlich. Er hatte mit einem Mal Magenknurren. Wann hatten sie eigentlich das letzte Mal etwas Vernünftiges gegessen?
    Â»Da hinten ist Büro«, plapperte Annie Ting. »Hier lang, hier entlang.«
    Striker rührte sich nicht vom Fleck. Er starrte auf eine schmale, unauffällige Tür zwischen Küche und Vorratskammer. Sie war schwarz gestrichen, die Farbe in Fußhöhe abgeschabt.
    Â»Was ist hinter dieser Tür?«
    Â»Pantry. Büro hier lang.«
    Â»Ich dachte mir schon, dass das eine Art Vorratskammer sein könnte«, murmelte Striker und deutete auf die andere Seite der Küche.
    Â»Haben zwei. Brauchen viel. Restaurant oft viel los. Büro hier lang.«
    Striker ließ sie reden. Er blickte zu Felicia, und als sie kaum merklich nickte, lief er zu der Tür und drückte die Klinke hinunter. Mist, abgeschlossen. Er lauschte, hörte Geklapper auf der anderen Seite. Er schwenkte zu Annie Ting herum, bemerkte ihre verschlossene Miene und wusste, dass sie eine Spur gefunden hatten.
    Â»Ist die Pantry immer abgeschlossen?«
    Â»Tür kaputt, wir nie benutzen.«
    Â»Okay, wie Sie wollen. Entweder Sie schließen uns augenblicklich diese Tür auf, oder wir greifen zu anderen Methoden.«
    Â»Tür kaputt«, wiederholte sie.
    Striker holte mit dem rechten Bein aus und verpasste der Klinke einen harten Tritt. Die Tür brach nach innen, dabei löste sich knirschend ein Stück Rahmen aus der Wand. Auf der anderen Seite schloss sich ein kurzer Gang an, von dem weitere Türen abgingen.
    Â»Stopp! Stopp!«, stammelte die Kellnerin.
    Â»Verdammt große Pantry.«
    Â»Sie brauchen Durchsuchungsbefehl.«
    Â»Halten Sie die Klappe«, fuhr Felicia gereizt die Chinesin an.
    Dann schob sie sich gemeinsam mit ihrem Kollegen in den engen Flur. Sie waren kaum drei Meter weit gekommen, als ihnen Whiskydunst und Tabakqualm entgegenschlug. Am Ende des Gangs hing ein weiterer Vorhang. Beim Näherkommen schnappte Striker Gesprächsfetzen auf und ein Klappern, ähnlich wie Kiesel auf Holz. Er wusste auf Anhieb, was Sache war.
    Das waren Pai-Gow-Spielplättchen.
    Sie hatten einen illegalen Glücksspielring aufgedeckt. Nichts Ungewöhnliches in Chinatown.
    Er schob sich durch den roten Vorhang in einen lang gestreckten Raum mit etlichen Tischen, um die sich Spieler drängten – jüngere und ältere, alles Asiaten. Kantonesisch erfüllte die Luft, laute erregte Stimmen. Junge Kellner flitzten von

Weitere Kostenlose Bücher