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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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Tross Sanitäter aus dem Gebäude. Jeweils zu zweit rollten sie eine Trage. Darauf lagen die Opfer, manche erst dreizehn Jahre alt.
    Sie liefen in unterschiedliche Richtungen zu den vielen Kran kenwagen, die überall auf dem Schulhof standen. Striker beobachtete, wie ein Mädchen hineingeschoben wurde. Er schätzte sie auf etwa fünfzehn. Das ganze Laken war rot. Ihr Blick war leer, ihr Gesicht unbewegt und weiß, als wäre sämtliches Blut aus ihrem Körper gewichen. Die Hecktür schnappte zu, der Krankenwagen brauste mit Sirenengeheul davon.
    Â»Das war’s dann wohl«, sagte eine Stimme neben Striker.
    Er schwenkte herum und sah ein Gruppe Männer aus dem Schulgebäude schwärmen. Es war eine Parade von Springerstiefeln und kugelsicheren Schutzhelmen und schweren Waffen – MP5-Maschinengewehre, Scharfschützen-Spezialgewehre und CQB-Präzisionswaffen: das Sondereinsatzkommando SEK. Alle trugen schwarze kugelsichere Uniformen, darüber dunkelgraue keramikverstärkte Westen. Der Truppenführer, Zulu Five-One, war Tyrone Takuto, ein eurasischer Cop, den Striker gut kannte. Takutos Augen hatten einen verschlossenen, distanzierten Blick, der selbst hinter der Schutzbrille erkennbar war.
    Striker fixierte ihn eindringlich. »Sind noch weitere Kinder im Gebäude?«
    Â»Nein, bloß Leichen.« Takuto sprach mit der Präzision eines Maschinengewehrs, ohne Emotion. »Alle Verletzten wurden evakuiert, alle Unverletzten werden in der Turnhalle psychologisch betreut. Hundeführer durchkämmen momentan die Flure, um zu checken, ob wir auch wirklich alle gefunden haben.« Er deutete mit einem Kopfnicken zum Schulgebäude. »Da drin sind immer noch Leichen … jede Menge Leichen.«
    Felicia trat zu ihnen, und zum ersten Mal war ihr die Erschütterung anzumerken. »Ist es sehr schlimm?«
    Â»So was wie das raubt einem nachts den Schlaf«, murmelte Takuto.
    Striker konnte das gut nachvollziehen. Nächtlicher Terror.
    Â»Wie viele?«, fragte er.
    Â»Der letzte Stand lautete elf Tote und über dreißig Verletzte.«
    Strikers Blick schweifte zu seinen Kollegen vom SEK-Team. Die Jungs sahen fertig aus, wie nach einer zehntägigen Mission und nicht wie nach einem Zweistundeneinsatz in einer Schule.
    Â»Habt ihr da drin was gefunden?«, wollte er wissen.
    Â»Außer den Leichen bloß das Übliche. Munitionshülsen und so.«
    Â»Keine Zünder, explosive Stoffe?«
    Â»IEDs? Nein, nichts.«
    Â»Auch keine selbst gebastelte Bombe?«
    Â»Nein, jedenfalls noch nicht. Die Hunde suchen noch.«
    Striker überlegte. Keine getarnten Bomben. Ungewöhnlich. IEDs oder Improvised Explosive Devices, also unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen, waren heutzutage normal. Darin lag das Hauptinteresse eines Amokschützen. Terror war hier nicht das einzige Ziel: Ein Maximum an Opfern war oberste Priorität. Je größer das Blutbad, desto mehr Aufsehen. Und desto spektakulärer die Headlines.
    Die Präsenz in den Medien war das A und O.
    Striker beobachtete, wie Takuto die Hand hochhob und seine Jungs mit ihren Händen dagegenschlugen, dann nahm er Helm und Brille ab. Er wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn, pflanzte sich auf einen Mauervorsprung und lehnte sich vor die ockerfarben gestrichene Außenwand des Schulgebäudes. Striker versagte sich weitere Fragen, da Takuto über den Parkplatz blickte und ärgerlich schnaubte.
    Â»Seht euch den Idioten an!«
    Striker folgte Takutos Blick. Deputy Chief Laroche saß in dem White Whale, kämmte sich seelenruhig die Haare zurück und inspizierte im Rückspiegel seine Zähne. Erst als drei Vans von den Medien auf den Hof rollten – einer für BCTV, die beiden anderen für Global –, bequemte Laroche sich schließlich aus dem Fahrzeug.
    Eine Horde Reporter stürmte in Richtung Schule, ihre Mikrofone und Videokameras bereit für den Einsatz. Sie erreichten das gelbe Absperrband und stoppten abrupt, prallten zusammen und wären fast übereinandergestürzt. In ihren Mienen Sensationsgier, eine elektrisierende Spannung erfüllte die Luft. Kinder waren in der Geborgenheit ihrer Schule abgeschlachtet worden.
    Die Story des Jahrhunderts.
    Ohne nachzudenken drängte Striker zu dem Massenauflauf. Beobachtete, wie die Reporter ihr Make-up auffrischten. Sich vor den Kameras positionierten. Sicherstellten,

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