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Schnittmuster

Titel: Schnittmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Slater Sean
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nicht mehr.
    Die Gefahr war vorüber.
    Rotmaske stand schwerfällig auf und stöhnte, als er seine verletzte Schulter belastete. Er konzentrierte sich auf den Bildschirm. In den Nachrichten wurde gerade ein Foto von dem Cop gezeigt, der alles vermasselt hatte. Der Typ, der sich wie aus dem Nichts materialisiert hatte. Unter dem Foto stand der Name: Detective Jacob Striker.
    Rotmaske starrte ihn mit leerem Blick an: Dieser Dreckskerl hatte Tran auf dem Gewissen.
    Soll er nur kommen, dachte er. Es ändert nichts. Ich werde das Mädchen finden. Und ich bringe den Job zu Ende.
    Von diesem einen Gedanken getrieben, steuerte er auf den Ausgang zu. Das Mädchen war noch irgendwo da draußen – sie war die Einzige, die ihm entwischt war. Und nachdem das mit Tran passiert war, zählte nur noch ihr Tod. Er würde sie finden. Und sie töten.
20
    Striker erreichte die Cafeteria, Felicia war bei ihm. Die Türen standen offen. Davor stand ein junger Cop, Halbinder, locker einsachtzig groß, großflächiges Gesicht. Ein Baum von einem Kerl, aber zweifellos ein Rookie, ein Neuling. Musste wohl. Weil die jungen Rekruten immer den Scheißjob machen mussten: Wache stehen. Als Striker nah genug heran war, um die Dienstmarke zu erkennen, nickte er verständnisvoll. Der Junge hatte höchstens sechs Monate auf dem Buckel.
    Sechs Monate – und schon erlebte er den schlimmsten Albtraum in diesem Job.
    Striker wies sich aus, schnappte sich ein Paar Plastiküberzieher und streifte sie über seine Schuhe. Felicia folgte seinem Beispiel. Sie zogen Handschuhe an und duckten sich unter dem Absperrband hindurch in den Raum.
    Das Erste, was Striker auffiel, war der Geruch – nicht nach Blut oder Urin oder Exkrementen. Es war ein süßlicher Geruch – ein bisschen wie Karamell. Sein Blick schoss automatisch in die Küche, wo er an den zerschossenen Colakästen hängen blieb. Schwarze Flüssigkeit bedeckte den Boden. Schlagartig traf ihn die Erinnerung, wie er sich in dem Kugelhagel zu Boden geworfen hatte, so hart wie die schreckliche Realität vor sechs Stunden.
    Er fuhr unwillkürlich zusammen und ging langsamer. Merkte, dass Felicia ihn eindringlich musterte. Zweifellos analysierte sie ihn. Wenn er jetzt stehen blieb, würde die Fragerei unweigerlich losgehen:
    Ist es noch zu früh, Jacob?
    Brauchst du noch Zeit, Jacob?
    Kommst du damit klar, Jacob?
    Er wich ihrem Blick aus, sagte: »Es ist schwül hier drin«, und machte einen Bogen um die klebrige Brühe. Er ging zu dem Essbereich, wo die Schießerei angefangen hatte und wo jetzt vier zugedeckte Leichen lagen. Vier Schüler.
    Er wandte sich ab, sah einen weiteren Toten. So, wie er dalag, musste es einer der Amokschützen sein.
    Â»Weißmaske.«
    Von einer dunklen Faszination überwältigt, trat Striker näher.
    Der Tote lag auf dem Rücken, zwischen der ersten und der zweiten Reihe Cafeteriatische. Die blutig dunkle Vinylplane war mit roten Absperrkegeln und leuchtend gelbem Tape gesichert.
    Ein weiterer Schauplatz am Tatort.
    Striker focht einen inneren Kampf mit sich aus. Eine Fülle von Emotionen stürmte auf ihn ein. Er blendete sie jedoch entschlossen aus, duckte sich unter dem Absperrband hindurch und betrachtete den Leichnam genau.
    Das Gesicht des Schützen war komplett weg, genau wie beide Hände – weggepustet von den Kugeln, die Rotmaske hineingepumpt hatte. Während Striker auf die blutige Masse starrte, vernahm er unterbewusst abermals die heftigen Explosionen, die den Raum erschüttert hatten: Ka-Wumm, Ka-Wumm, Ka-WUMM . So nah an der Leiche nahm er wieder den unverwechselbaren Gestank des Todes wahr – nach Urin und Blut und Scheiße. Und den schwachen Geruch von verbranntem Pulver, der als dunkle Erinnerung im Raum hing.
    Â»Von dem Wichser ist nicht mehr viel übrig«, resümierte Striker.
    Felicia drängte hinter ihn. »Mmh, der hat bei der ganzen Rumballerei den Kopf verloren.«
    Striker kroch abermals unter dem Absperrband hindurch und richtete sich zu seiner vollen Länge auf. Er analysierte, wo Weißmaske zusammengebrochen war und wo Rotmaske aller Wahrscheinlichkeit nach gestanden hatte. Er deutete auf den Bereich rund um die Leiche. »Such nach Zähnen. Wir müssen irgendwas finden, womit sich dieses Schwein identifizieren lässt.«
    Â»Hat die Spurensuche schon erledigt.«
    Â»Und, was gefunden?«
    Â»Nein, nichts,

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