Schnittmuster
mehr. Eine unbekannte Verbindung, die irgendwo unter der brutalen Oberfläche lauerte. Der Rumpf des Eisbergs, sozusagen. Striker nahm seinen Stift und kringelte ihre Namen ein.
»Bei diesen drei Schülern fehlt mir die Verbindung.«
Felicia verschränkte die Arme vor der Brust. »Auf dieser Liste stehen zwanzig tote Schüler, Jacob, ganz zu schweigen von den zwölf verletzten. Da sind Hunderte von unterschiedlichen Con nections möglich.«
»Aber diese drei wurden ganz gezielt ausgesucht.«
»Das vermuten wir.«
Er ignorierte ihren Einwand, schaute sich die Auflistung zunehmend deprimiert an. Hier ging es nicht bloà um den Fall, sondern um das Leben dieser Kinder und um ihre Familien. Er fragte sich, wie viele Eltern bereits informiert waren. Selbst Vater, fühlte er mit den betroffenen Eltern. Schrecklich, wenn einem eine derart schlimme Nachricht mitgeteilt wurde. Die bloÃe Vorstellung machte ihm eine Gänsehaut.
»Komm mit«, sagte er schlieÃlich.
»Wohin gehen wir?«
»In die Cafeteria. Ich muss mir die Leichen ansehen.«
Striker ging mit weit ausgreifenden Schritten durch die Gänge, Felicia folgte ihm schweigend. Die Erwähnung der Cafeteria hatte offenbar eine nachhallende Erinnerung bei ihr ausgelöst. Striker bemerkte die dunklen Ringe, die ihre Augen verschatteten.
Er konnte das gut nachvollziehen. Er empfand ähnlich.
Inzwischen von Cops und Sanitätern belagert, mutete die Cafeteria wieder relativ normal und sicher an, wenn auch ein bisschen chaotisch. Jedenfalls nicht wie die Kampfzone vom Morgen. Striker blieb unvermittelt stehen. Drehte sich zu Felicia um.
»Alles in Ordnung mit dir?«
Sie nickte. »Ja. Ich bin okay.«
»Gut. Und mit uns ist auch alles okay?«
Sie bedachte ihn mit einem forschenden Seitenblick. »Was sollte denn nicht okay sein?«
»Vorhin in Carolines Office hast du ziemlich sonderbar reagiert. Als ich dich bat, dich hinter Nava Sanghera zu klemmen.«
Felicia seufzte, als hätte er es noch immer nicht kapiert, und antwortete: »Du hast mir einen Befehl gegeben, Jacob. Einen scheià Befehl . Vor allen Leuten.« Als er sich nicht entschuldigte, sondern sie verdutzt musterte, verdunkelte sich ihr Gesicht. »Ich lass mir nichts befehlen, Jacob, ich ermittle hier. Ich hab in den letzten sechs Monaten mehr Fälle bearbeitet als meine sämtlichen Kollegen und konnte die meisten Verbrechen aufklären â wenn du im Dienst gewesen wärst, wüsstest du das.«
Nachdem sie ihrem Herzen Luft gemacht hatte, grinste Striker.
»Puh, das klingt, als würdest du mir gleich an die Gurgel gehen, was?«
»Hey, ich bin ein halber Vampir, was hast du erwartet?« Sie verschränkte die Arme und schob nach: »Und komm mir nicht von wegen fair und so. Du bist nie fair. Solange ich zurückdenken kann, warst du nicht ein einziges Mal fair zu mir.«
»Reden wir über den Job oder über unsere Beziehung?«
»Das ist wieder typisch, ich versuche, dir die Augen zu öffnen, und du reiÃt blöde Witze.«
»Ich wollte bloà ein bisschen lustig rüberkommen.«
»Schluss mit lustig. Ich bin nicht mehr die blutige Anfängerin, die einen Mentor braucht. Weder im Morddezernat noch hier. Also bitte, behandle mich auch nicht so. Verdammt, du bist derjenige, der wieder neu einsteigt. Wenn hier jemand Befehle gibt, dann ich.«
Er schmunzelte hinterlistig. »Ich hab acht Jahre Morddezernat auf dem Rücken, Feleesh, und bin ein alter Hase. Was erwartest du von mir? ScheiÃe, ich hab mehr Pausen gehabt als du Dienststunden. Folglich bin ich der Erfahrenere von uns beiden. Ich bin dein Vorgesetzter in diesem Fall, und das wird auch so bleiben.«
»Selbst ernannt.«
»Das mag zwar sein, aber zu Recht.«
Felicia öffnete den Mund zu einer Retourkutsche und klappte ihn wieder zu. Sie lieà die Schultern hängen, als wäre ihre sämtliche Energie verpufft. Sie blickte durch den Gang zur Cafeteria, und als sie erneut sprach, waren ihre Augen glanzlos und ihre Stimme dumpf.
»Bringen wir es hinter uns.«
»Okay.« Striker fasste ihren Arm. »Felicia, es tut mir leid. Ehrlich. Ich habâs nicht so gemeint. War mir nicht bewusst, dass du es so auffassen würdest.«
Sie nickte stumm.
»Ich hab mit ein paar von den Kids gesprochen«, bekannte sie. »Sie meinten, Courtney hätte in die Metrotown Mall
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