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Schnitzelfarce

Schnitzelfarce

Titel: Schnitzelfarce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Schwiegermama an«, empfahl Franca. »Mütter
wissen in solchen Situationen meistens, was mit ihren Töchtern gerade los ist .«
    »Die Schwiegermutter, das ist gut. Die rufe ich jetzt an .« Kurze Zeit später hatte er die Gewünschte erreicht und
innerhalb von Sekundenbruchteilen glättete sich sein Gesicht. Die bisher
gehetzt wirkenden Züge ›Mikis« machten einem Strahlen Platz, wie es Palinski
noch nie gesehen hatte.
    »Danke, ja, wie viel Gramm. 3250, das ist doch eine ganze Menge.
Und 51 Zentimeter. Ist das nicht toll ?« Die kindliche
Freude des für einen erstgebärenden nicht mehr ganz jungen Mannes übertrug sich
auf die anderen. »Ja, das tut mir sehr leid, aber der blöde Akku war im
wichtigsten Moment meines Lebens leer. Sag Moni, ich liebe sie und bin sofort
bei ihr .«
    Er legte den Hörer auf und verkündete stolz. »Mein Sohn Lukas
Herbert Manfred Schneckenburger hat um exakt 21.32 Uhr im Notarztwagen das
Licht der Welt erblickt. Der kleine Bursche muss es aber eilig gehabt haben,
seinen Papa kennen zu lernen. Und ich war nicht da .«
    »Na Hauptsache, Mutter und Sohn sind wohlauf«, stellte Palinski
fest. Sein nachfolgender Einwand gegen den dritten Vornamen ging allerdings in
den allgemeinen Glückwünschen unter. Dann machte sich die Runde auf, um den
stolzen Papa ins Allgemeine Krankenhaus zu bringen. Zu seiner Familie.
    »Wie schön, dass an diesem Tag schließlich auch noch etwas so
Positives, Lebensbejahendes geschehen ist und nicht nur Mord und Erpressung«,
meinte Franca und sprach damit genau das aus, was alle dachten.
     
     

3
    Das nächtliche Gewitter hatte die Atmosphäre
wieder gereinigt und der Sonntagmorgen zeigte sich von seiner besten Seite. Der
strahlend blaue, mit einigen Schäfchenwolken entzückend dekorierte Himmel gab
den perfekten Rahmen ab für die schon um neun Uhr herunter brennende Sonne. Es
versprach so richtig ein Tag zu werden, an dem man noch einmal zum Baden gehen
oder einen Ausflug aufs Land machen sollte. Oder sonst was Schönes mit der
Familie oder mit Freunden. Alles war besser an so einem Tag als in einem Büro
in der Innenstadt oder im Ministerium zu sitzen und über Entführungen oder
Terrorismus nachzudenken.
    Aber was soll’s, dachte Palinski, als er das schöne alte Palais
in der Singerstraße betrat, in dem sich das Stadtbüro der ›Alfons Filzmayer
& Söhne AG‹ befand. Pflicht war eben Pflicht und Schnaps war Schnaps.
    Der Portier wusste offenbar Bescheid, denn er deutete nur in die
Richtung des Aufzugs. »Zweiter Stock, der Herr. Dann links, bis Sie beim
Konferenzzimmer anstoßen.«
    Das ›Konferenzzimmer‹ mit den Ausmaßen
einer kleinen Reithalle hätte Palinskis Institut und Wohnung locker beherbergen
können und trotzdem wäre noch ausreichend Platz für einen komfortablen
Besprechungsraum geblieben. In dem ›Zimmer‹ befanden sich acht ihm unbekannte
Personen, Mitarbeiter des Unternehmens, wie Palinski annahm sowie Martin
Sandegger. Wallner und Franca Aigner glänzten noch durch Abwesenheit, obwohl
die große Uhr über dem Kamin bereits zehn Minuten nach neun Uhr anzeigte.
Palinski begrüßte Sandegger, dann stellte er sich bei den fünf Damen und drei
Herren vor. Obwohl heute Sonntag war und damit Freizeit, waren alle Mitarbeiter
des Hauses überkorrekt gekleidet. Palinski war froh, anstelle der sonst
üblichen Jeans wenigstens eine normale Hose angezogen zu haben. Dennoch fühlte
er sich mit seiner leichten Strickjacke deplatziert an diesem Ort. Hier hatte
alles Stil, alleine das Frühstücksbuffet, das in einer Ecke aufgebaut war,
hätte jedem guten Hotel alle Ehre gemacht. Er bedauerte, bereits zu Hause
gefrühstückt zu haben, ließ sich aber von der im traditionellen schwarz-weißen
Gewand sehr nett aussehenden Servierkraft gerne noch eine Schale Kaffee
bringen. Wirklich alles sehr stilvoll. Antiquiert, aber stilvoll. In diesem
Ambiente konnte man sich gar nicht vorstellen, dass die ›Filzmayer AG‹ ein
führendes High-Tech-Unternehmen im Werkzeugbau war.
    Endlich hetzten auch Franca Aigner und Helmut Wallner durch die
hohe Doppeltüre und entschuldigten sich wortreich für die Verspätung.
Zugegebenermaßen war es heute sehr früh geworden, ehe sie alle ins Bett
gekommen waren. Schneckenburger hatte nach dem Besuch im AKH noch darauf
bestanden, mit Champagner auf seinen Stammhalter anzustoßen. Wer hätte da schon
nein sagen können. So war es bereits kurz vor vier Uhr

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