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Schock

Titel: Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter Evan
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nicht.«
    »Warum sollte es Ihnen Angst machen?«
    »Weil ich Sie weder verstehe noch weiß, um was es Ihnen geht. Ich spüre, daß Sie etwas brauchen, und versuche, Ihnen zu helfen. Mehr kann ich nicht tun. Ich habe zugehört, als Sie mir Ihre Liste vorlasen, und nun …«
    »Das ist Ihre Liste«, sagte er, »nicht meine.«
    »Wirklich? Entschuldigung. Ich dachte, Sie wollten wissen, wer Sie sind.«
    »Das will ich.«
    »Richtig, das haben Sie mir gesagt, wissen Sie noch? Und ich habe zugehört. Und nun gehe ich mit Ihnen und helfe Ihnen …«
    »Sie verdrehen alles«, sagte er. »Sie sind es, die diese Dinge braucht, und Sie haben mich gefragt, ob ich mitgehen will.«
    »Macht das wirklich einen Unterschied?« fragte sie.
    »Vielleicht nicht.«
    »Es macht keinen, glauben Sie mir. Kommen Sie, nehmen Sie einen Drink.«
    Er zögerte; was sie eben gesagt hatte, brachte ihn zum Nachdenken.
    »Nun kommen Sie schon«, lockte sie. »Die Nacht ist noch jung, und wir haben eine ganze verdammte Stadt zu plündern.«
    Er warf ihr einen Blick zu, nickte und schraubte den Verschluss von der Whiskyflasche. Dann setzte er die Flasche an, trank und reichte sie ihr. Sie lächelte ihm zu, während sie trank, dann setzte sie die Flasche ab und wischte sich einen Tropfen Whisky vom Kinn.
    »Bah«, sagte sie. »Ich kann den Geschmack von Whisky nicht ausstehen.«
    Der Cadillac von Carey holte sie an der Südostecke des Blocks zwischen Einundachtzigster Straße und Third Avenue ab. Sie stiegen ein; die Blonde kreuzte die Beine und machte es sich auf dem Rücksitz bequem. Dann schob sie die Hand unter Buddwings Arm und sagte: »Schön, und jetzt sehen wir zu, daß Ihr Name in die Zeitung kommt. Waren Sie schon einmal in der Penny-Arkade zwischen Broadway und Zweiundfünfzigster Straße?«
    »Ja«, sagte er.
    »Sind Sie aus New York?«
    »Ich bin hier geboren.«
    »Waren Sie schon einmal in Grants Grabmal?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Und die Cloisters?«
    »Nein, aber ich wollte schon immer einmal hin.«
    »Weshalb, um Himmels willen?«
    »Um Marjorie Morningstar unter den Fliederbüschen zu küssen.«
    »Entschuldigung, Sir«, sagte der Chauffeur.
    »Ja?«
    »Ich stehe neben dem Parkstreifen und …«
    »Bringen Sie uns zur Penny-Arkade zwischen Zweiundfünfzigster und Broadway«, sagte die Blonde, und der Fahrer ließ den Wagen anrollen.
    »Waren Sie schon einmal an der Queensboro Bridge?« fragte Buddwing.
    »Ich wohne direkt am Sutton Place«, sagte die Blonde, »und habe die Queensboro Bridge praktisch im Schlafzimmer. Nebenbei gesagt – von der Queensboro Bridge wäre ich beinahe einmal heruntergesprungen.«
    »Und warum?«
    Sie zuckte die Achseln. »Weltschmerz.«
    »Sie sehen aber nicht aus wie jemand, der an Weltschmerz leidet.«
    »Wie wollen Sie das wissen?«
    »Nun, genau weiß ich es nicht.«
    »Dann erzählen Sie mir nicht, wie ich aussehe.«
    »Ich versuchte nur …«
    »Weil man nämlich nicht wissen kann, was hinter den vier Wänden vor sich geht. Die Haut hier, die Knochen, das sind die vier Wände. Der Mensch dahinter – den sieht niemand, kein einziger. Wahrscheinlich wissen Sie im Augenblick mehr über mich als irgend jemand sonst.«
    »Wieso?«
    »Ich habe noch niemandem von der Queensboro Bridge erzählt.«
    »Im Grunde haben Sie mir auch noch nichts erzählt.«
    »Da gibt es auch nicht viel zu erzählen. Ich stand eines Tages auf, draußen regnete es, und ich fand, daß es mir reichte.«
    »Warum?«
    »Wie soll ich das wissen? Ich kann Regen nicht ausstehen. Ein ausreichender Grund. Begründungen gibt es nur im Film. Wirkliche Menschen gehorchen dem Einfluß von Dingen, die ihnen jeweils gerade in den Sinn kommen.«
    »Und Ihr Motiv war also der Regen.«
    »Nein, der Regen war es nicht.«
    »Was war es dann?«
    »Ist das so wichtig? Ich war damals noch ein Kind, knapp dreiundzwanzig. Das ist Jahre her.«
    »Aber es interessiert mich.«
    Die Blonde seufzte und wandte das Gesicht ab, während der Wagen durch die Straßen glitt. Fast schien es, als spräche sie eher zu ihrem Spiegelbild im Fenster als zu Buddwing.
    »Ich hatte ein Kind verloren«, sagte sie. »Nun, das ist nichts Welterschütterndes – ach, zum Teufel, daß Frauen ein Kind verlieren, kommt alle Tage vor. Aber bei mir war es etwas anderes, sehen Sie; ich hatte das Kind von Anfang an nicht gewollt. Wir hatten sogar schon darüber gesprochen, wie man es loswerden könnte. Aber dann – Sie wissen, wie so etwas vor sich geht –

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