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Schock

Titel: Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter Evan
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schüttelte den Kopf. »Fünfhundert Millionen Dollar, das ist richtiges Geld«, sagte sie. »Und dabei nicht einmal zuviel. Alles ist relativ. Haben Sie Verwandte?«
    »Ein paar«, sagte er lächelnd.
    »Ich habe ein ganzes Sortiment von Verwandten«, sagte die Blonde. »Wenn man sie hintereinander legt, reichen sie zweimal um die Welt und zurück.« Sie seufzte und fuhr fort: »Wenn Sie nicht bald anfangen und mit mir trinken, werde ich sauer. Ich trinke nicht gern allein.«
    »Außerdem glaube ich, Sie haben schon genug«, sagte Buddwing.
    »Sagen Sie das nicht noch einmal zu mir. Nicht, wenn Sie mein Freund sein wollen.«
    »Okay.«
    »Okay. Wie heißen Sie?«
    »Ich habe keinen Namen.«
    »Aha, der Mann im Dunkel. Geheimagent X 9.« Sie hielt inne und sagte dann: »Man merkt, wie alt ich bin, nicht wahr? Für wie alt halten Sie mich?«
    »Fünfunddreißig.«
    »Ja, aber ich sehe aus wie dreißig, nicht?«
    »Nein. Sie sehen aus wie fünfunddreißig.«
    »Mit Schmeichelei werden Sie es nicht weit bringen«, sagte sie. »Was steht als zweites auf der Liste?«
    »›Ein schwarzer Cadillac‹.«
    »Kleinigkeit«, sagte sie. »Wir rufen Carey an.«
    »Ich habe genau einen Dollar und sechsundvierzig Cents in der Tasche«, sagte Buddwing.
    »Ein Anruf kostet nur zehn Cents.«
    »Und wer bezahlt den Wagen?«
    »Wir lassen die Rechnung auf das Geschäft meines Mannes ausstellen. Was steht noch auf der Liste?«
    »Noch haben wir die fünfhunderttausend nicht.«
    »Halten Sie sich an mich, mein Freund«, sagte sie und blinzelte ihm zu. »Schwierigkeiten gibt es nicht. Hauptsache, daß Sie den Absprung finden und sich nicht unterkriegen lassen. Los, los, was steht noch auf der Liste?«
    »›Dein Name in der Zeitung‹.«
    »Kinderei. Die Penny-Arkade zwischen der Zweiundfünfzigsten Straße und dem Broadway. Da gibt es das. Was noch?«
    »›Drei Leumundszeugen, die über deinen Charakter aussagen können‹.«
    »Das war todsicher Sibbies Idee. Bei ihrer Party sind bisher nur fünf Männer zuviel, wissen Sie, da hat sie nämlich das Gefühl, daß es noch mehr sein müßten. Drei Leumundszeugen, heiliger Gott!«
    »Die über Ihren Charakter aussagen können«, mahnte Buddwing.
    »Drei Männer, die über meinen Charakter aussagen können, fehlen mir gerade noch. Ändern wir das lieber und sagen wir: über Ihren.«
    »Aber ich gehe nicht mit«, sagte er.
    »Warum nicht? Sehen Sie nicht, was die Liste Ihnen bietet? Publicity, Geld, Abenteuer, Romantik – was wollen Sie mehr?«
    »Wo stehen Abenteuer und Romantik?« fragte Buddwing.
    »Das bin ich. Irgendwo stehe ich auch auf der Liste.«
    »Ich glaube nicht.«
    »Ich bin woanders als auf der Liste. Ich bin hier. Ich sitze hier neben Ihnen. Geben Sie mir Ihre Hand.« Sie nahm seine Hand. »Merken Sie was? Das bin ich. Und nun kommen Sie mit, dieses Zeug einsammeln.«
    Er sah sie lange abschätzend an.
    »Was ist los?« fragte sie.
    »Ich weiß nicht, ob ich gerade das will«, sagte er.
    »Nein? Was wollen Sie dann?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Das weiß so ziemlich die ganze Welt nicht.«
    »Auf dieser Liste steht nichts, das mir helfen könnte.«
    »Wozu helfen, du lieber Gott?«
    »Dazu, daß ich erfahre, wer ich bin.«
    »Reden Sie keine Metaphysik«, erwiderte sie. »Reden Sie deutlich.«
    »Deutlich gesagt: ich bin seit heute morgen um sechs Uhr am Ende.«
    »Kein Wunder. Sie stellen dumme Fragen. Sie werden am Ende sein, solange Sie leben.«
    »Was für dumme Fragen habe ich denn bisher gestellt?«
    »Sie haben nach Identität gefragt. Wenn Sie nicht wissen, was Identität ist, wissen Sie überhaupt nichts.«
    »Dann sagen Sie es mir.«
    »Identität, das sind fünfhunderttausend Dollar, ein schwarzer Cadillac, Ihr Name in der Zeitung, eine schöne Frau an Ihrem Arm und mindestens drei Lakaien, die Ihnen sagen, was für ein großer Mann Sie sind. Das ist Identität.«
    »Und wessen?«
    »Ihre, meine, jedermanns. Wenn Sie danach verlangt – hier ist sie, auf dieser Liste.« Sie lächelte. »Sehen Sie, habe ich nicht gesagt, daß ich Ihnen helfen würde?«
    »Und womit helfen Sie mir?« fragte er. »Bisher habe ich nicht mehr in der Hand als einen bedeutungslosen Fetzen Papier.«
    Ihr Lächeln wurde zu einem vertraulichen Grinsen. »Außerdem haben Sie jetzt eine Frau«, sagte sie.
    »Und?«
    »Und deshalb tue ich, was eine gute Frau tun sollte. Ich habe gehört, um was es Ihnen geht. Und nun helfe ich Ihnen, es zu bekommen, ob es mir nun Angst macht oder

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