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Schock

Titel: Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter Evan
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nahm ein Glas Orangensaft und eine Grapefruit, er nahm zwei Stücke Gebäck und ein Brötchen, dann drei Stück Butter, ein Tasse Kaffee und ein Glas Milch, und dann ging er die ganze Reihe zurück und nahm noch ein Glas Tomatensaft. Er trug alles zu einem Tisch im Hintergrund der spärlich besetzten Cafeteria und wollte gerade Platz nehmen, als eine Stimme hinter ihm sagte: »Das ist mein Stuhl.«
    Er fuhr herum.
    Vor ihm stand ein kleiner, ungefähr fünfzigjähriger Mann, dessen Gesicht krampfhaft zuckte. Das Zucken verlieh dem Mann etwas ungemein Abstoßendes; es verzerrte sein Gesicht in gleichmäßigen Intervallen, ließ den Mundwinkel hochschnellen, das Auge blinzeln, als wäre der ganze Mann eine Art kurzgeschlossener Höllenmaschine. Der Mann trug ein Sportjackett über einem Sporthemd und einen grauen Filzhut. Mit der Rechten balancierte er eine Tasse Kaffee.
    »Aber setzen Sie sich doch«, sagte der Mann.
    »Sagten Sie nicht, das wäre Ihr Stuhl?«
    »Da stehen vier Stühle am Tisch«, sagte der Mann. »Sollte ich Ihnen einen lausigen Stuhl verweigern? Ich denke nicht daran; nehmen Sie den lausigen Stuhl.«
    »Besten Dank«, sagte Buddwing und setzte sich. Der Mann stand mit zuckendem Gesicht am Tisch und musterte Buddwings Tablett.
    »Erwarten Sie jemanden?« fragte er.
    »Wie?« fragte Buddwing und schaute auf. »Ach so, nein. Nein, natürlich nicht.«
    »Ich glaubte schon, Sie erwarteten einen Frühstücksstammtisch«, sagte der kleine Mann; sein Gesicht zuckte. Er zog einen Stuhl heran, stellte seine Kaffeetasse Buddwing gegenüber auf den Tisch und fuhr dann fort: »Aber wenn Sie niemanden erwarten, darf ich mich vielleicht zu Ihnen setzen?«
    »Hier stehen vier Stühle am Tisch«, sagte Buddwing lächelnd. »Sollte ich Ihnen einen lausigen Stuhl verweigern?«
    »Nett von Ihnen«, sagte der kleine Mann mit zuckendem Gesicht. »Sie zahlen mir mit gleicher Münze heim.« Er setzte sich und sah zu, wie Buddwing seinen Orangensaft trank und dann nach dem Glas Tomatensaft griff. »Sie mögen ein herzhaftes Frühstück, nicht wahr?« sagte er; sein Gesicht zuckte.
    »Gott, gewöhnlich nicht. Aber heute früh bin ich hungrig.«
    »Hören Sie, Sie brauchen sich nicht zu verteidigen«, sagte der Mann. »Wenn Sie gern essen, essen Sie nur. Wohl bekomm's.« Er trank einen Schluck von seinem Kaffee und sah zu, wie der Tomatensaft aus Buddwings Glas verschwand. Buddwing zog sich die Grapefruit heran und griff nach dem Löffel.
    »Viel Vitamin C«, sagte der Mann. »Haben Sie etwa Angst, Skorbut zu bekommen?«
    »Nein, ich bin bloß hungrig.«
    »Nicht aufregen«, sagte der Mann. »Wenn Sie hungrig sind, essen Sie nur. Wer sagt denn, daß Sie nicht essen sollten? Geben Sie acht, Sie hätten mich fast ins Auge getroffen.«
    »Wieso?«
    »Ihre Grapefruit. Sie spritzen damit über den ganzen Tisch.«
    »Oh, tut mir leid.«
    »Schon recht, es beklagt sich ja niemand. Wenn Sie mir Grapefruitsaft ins Auge spritzen wollen, so tun Sie's nur. Ich heiße Isadore Schwartz. Wie war doch Ihr Name?«
    »Ich weiß …« Er fuhr zusammen und hielt dann inne. »Sam Buddwing«, sagte er.
    »Sehr angenehm. Essen Sie immer hier?«
    »Nein«, sagte Buddwing. »Heute zum ersten Mal.«
    »Man isst hier ausgezeichnet«, sagte Schwartz. »Tatsächlich. Ich möchte fast sagen, dies ist ein Lokal für Feinschmecker. Dabei zu ausgesprochen vernünftigen Preisen. Übrigens hatte ich nicht angenommen, daß Sie oft hier essen – um bei der Wahrheit zu bleiben, es ist das erste Mal, daß ich Sie hier sehe.«
    »Ja, es ist das erste Mal«, sagte Buddwing.
    »Ahnte ich's nicht? Sie sollten öfter kommen. Glauben Sie mir, das Essen ist hier ausgezeichnet. Ich esse immer hier – Frühstück, Mittag, Abend; nur, weil man hier so wunderbar essen kann.« Schwartz hielt inne. »Außerdem, weil das Lokal zufällig mir gehört.«
    »Ach, wirklich?« fragte Buddwing.
    »Sicher. Ich sitze schon seit fünfundzwanzig Jahren an dieser Ecke. Sie haben nicht zufällig das Schild draußen gesehen?«
    »Nein.«
    »Nun, mitten über der Tür. Izzy's Cafeteria. Das bin ich, Isadore Schwartz. Ich führe nur gute Sachen; ist die Grapefruit etwa nicht gut?«
    »Ausgezeichnet.«
    »Warten Sie nur, bis Sie zum Gebäck kommen. Waren Sie schon einmal in Miami Beach?«
    »Ich – ich weiß nicht«, sagte Buddwing.
    »Was soll das heißen, Sie wissen nicht?«
    »Ich vergesse solche Dinge.«
    »Wie kann man einen Ort wie Miami Beach vergessen?«
    »Ich weiß nicht. Ich

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