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Schock

Titel: Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter Evan
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gerade.«
    »Versuchen Sie nur das Käsegebäck«, sagte Schwartz. Buddwing biss hinein. »Schmeckt es?«
    »Ausgezeichnet.«
    »Das weiß ich. Trinken Sie Ihre Milch. Homogenisierte Vorzugsmilch aus der gleichen Molkerei, aus der die Butter kommt. Hier bekommen Sie kein Molkenwasser, wenn Sie Milch bestellen. Ist das nun Milch oder ist es keine?«
    »Schmeckt großartig«, sagte Buddwing.
    »Aber Sie sollten doch zum Arzt gehen, wissen Sie«, sagte Schwartz. »Krankheiten darf man nicht auf die lange Bank schieben, wenn sie einem auch noch so unbedeutend vorkommen. Ich sage Ihnen – mein Bruder Dave hatte einen eingewachsenen Zehennagel, ging damit nicht zum Arzt, und glauben Sie, es war Mord. Gehen Sie lieber zum Arzt.«
    »Vielleicht tue ich es.«
    »Wenn ich auch zugeben muß, daß Sie essen wie ein gesundes junges Pferd. Wie alt sind Sie übrigens?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Irritiert es Sie nicht, daß Sie sich an nichts erinnern?«
    »Nun – ja und nein.«
    Schwartz nickte ernsthaft, sein Gesicht zuckte. »Gehen Sie lieber zum Arzt, Sam. Sonst könnte es passieren, daß Sie in zwanzig Jahren in einer Kleinstadt in Minnesota als verheirateter Mann mit vier Kindern aufwachen und Ihnen plötzlich klar wird, daß Sie nicht Sam Buddwing sind, sondern in Wirklichkeit Max Lipschitz, und daß Sie eine Frau und eine erwachsene Tochter in der Bronx haben. Das könnte zu Komplikationen führen.«
    »Das könnte es vermutlich.«
    »Gehen Sie zum Arzt. Das sind zwar alles lausige Dreigroschenjungs, ich weiß, aber vielleicht haben Sie Glück. Vielleicht finden Sie einen, der Ihnen helfen kann.«
    »Ich dachte, ich sollte zuerst versuchen, mich allein zurechtzufinden«, sagte Buddwing.
    »Schön, schön, das ist Ihre Sache und Ihr Leben. Ich sage Ihnen nur, was ich tun würde. Ich rede mit Ihnen wie ein Vater oder wie ein Bruder – wie ich damals mit Dave geredet habe, als er den eingewachsenen Nagel hatte.« Schwartz zuckte die Achseln, dann zuckte sein Gesicht. »Aber er hat auch nicht auf mich hören wollen.«
    Buddwing leerte sein Glas Milch und sagte: »Nun, vielleicht gehe ich wirklich zum Arzt.« Er hielt inne. »Hören Sie, ich wollte, Sie ließen mich hierfür zahlen …«
    »Ich will nichts davon hören. Sie sind mein Gast. Kann ich hier etwa keinen Gast haben? Ich bin zum Frühstück, zum Mittagessen, zum Abendbrot hier. Sollte ich mir nicht dann und wann einen Gast leisten können, mit dem ich mich unterhalten kann? Ich bin hier sozusagen zu Hause. Betrachten Sie sich als Gast in meinem Hause.«
    »Also gut«, sagte Buddwing. »Besten Dank.«
    »Mir ein Vergnügen.« Schwartz stand auf. »Kommen Sie wieder; dann können wir weiterreden.« Er legte die Hand leicht auf Buddwings Schulter und setzte hinzu: »Und genieren Sie sich nicht, weil Sie Jude sind. Deswegen braucht man sich nicht zu schämen. Unter den anständigsten Christen gibt es Juden, das können Sie mir glauben.«
    Er nickte, sein Gesicht zuckte, dann verließ er den Tisch. Buddwing sah, wie er am Kassenschalter der Kassiererin den Bon gab, dann auf ihn zeigte und offenbar anordnete, ihn beim Verlassen des Lokals durchzulassen. Er winkte Buddwing zu, ging dann hinter den Warmhaltetisch und durch eine Tür, die zur Küche führen mochte. Buddwing fragte sich plötzlich, ob Schwartz wohl verheiratet war. Dann kam er – ohne ersichtlichen Anlass – auf den Gedanken, wie hübsch es wäre, wenn er nicht verheiratet wäre und sich mit Gloria treffen könnte. Er genoß es, sich Gloria und Schwartz beim Liebesakt vorzustellen, und runzelte plötzlich die Stirn, weil dieser Gedanke ihn verstimmte. Er konnte sehen, wie Schwartz Gloria in die Arme nahm, wie seine Hände ihre Brüste und Schenkel berührten, wie er ihre mütterliche Fülle bestieg, in sie eindrang. Er konnte Gloria vor Schmerzen stöhnen hören, es drängte ihn, Schwartz zuzuschreien, er solle aufhören (merkst du nicht, daß du ihr weh tust?), und plötzlich erfüllte ihn ein unermesslicher Hass, wenn er sich Schwartz als Liebhaber vorstellte. Ich hätte sie haben können, wenn ich sie nur gewollt hätte, sagte er zu Schwartz. Lass sie in Ruhe, du tust ihr weh, du Bastard, hörst du sie nicht wimmern?
    Mit einer plötzlichen, entschiedenen Bewegung nahm er die Papierserviette und wischte sich den Mund. Eine unbestimmte Wut erfüllte ihn, als er vom Tisch wegging. Und doch hatte er das Gefühl, diesen Mann lieben zu sollen. Hatte Schwartz ihm nicht zu essen gegeben? War Schwartz

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