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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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sie lachend und taufte die Mixtur »Fletchers Fleischpanzer«.
    Gegen die Abschürfungen, die sich durch das ständige Auf und Ab des Bootes an Beinen und Rücken bildeten, gab es hingegen kein Mittel. Maeves Sonnencreme half ein bißchen, aber heilen ließen sich die Schwären damit nicht.
    Am Nachmittag kam eine steife Brise auf, die das Meer aufwühlte, so daß sie gegen den tückischen Seegang ankämpfen mußten, während sie nach Nordosten getrieben wurden. Die als Treibanker dienende Lederjacke wurde wieder ausgeworfen, und Pitt holte das Segel ein, bevor es weggeblasen wurde. Sie kamen sich vor, als säßen sie in einem ausgedienten Autoreifen und rasten steuerlos einen verschneiten Hang hinab. Der Wind pfiff mit unverminderter Heftigkeit, bis er sich am nächsten Morgen gegen zehn Uhr wieder legte. Sobald die See ruhiger wurde, kehrten die Fische zurück. Die größeren, gierigeren, veranstalteten prompt einen Festschmaus auf Kosten ihrer kleineren Vettern. Fast eine Stunde lang war das Wasser rund um das Boot blutrot, als die Fische ihren ewigen Kampf ums Überleben austrugen, bei dem die Haie stets die Sieger waren.
    Maeve, die nach der wilden Berg- und Talfahrt in dem Boot unsäglich müde war, schlief kurz darauf ein und träumte von ihren Kindern. Giordino gönnte sich ebenfalls eine Siesta – er allerdings labte sich im Traum an einem riesigen Büfett, das niemals zur Neige ging. Pitt leistete sich keine Träumereien. Er wehrte sich gegen die Müdigkeit, zog das Segel wieder auf, bestimmte mit seinem Jakobsstab anhand des Sonnenstands die Position und legte mit Hilfe seines Kompasses den Kurs fest.
    Dann machte er es sich im Heck bequem und steuerte das Boot mit den am Ruder befestigten Tauen in Richtung Nordosten.
    Wie so oft, wenn das Meer ruhig war, kam Pitt sich seltsam losgelöst vor, wie befreit vom ständigen Kampf ums Überleben inmitten der weiten, grimmigen See. Nachdem er sich die Situation ein ums andere Mal hatte durch den Kopf gehen lassen, kehrten seine Gedanken immer wieder zu Arthur Dorsett zurück. Und je mehr er nachgrübelte, desto wütender wurde er.
    Ein Mann, der unschuldigen Menschen derartiges Leid zufügte und nicht einmal seine eigene Tochter verschonte, durfte nicht ungeschoren davonkommen. Darauf kam es jetzt mehr denn je an. Er konnte die höhnischen Fratzen von Dorsett und seinen Töchtern Deirdre und Boudicca förmlich vor sich sehen.
    Pitt hatte keinen Gedanken für die Qualen der letzten fünf Tage übrig, für das Gefühl, das einen befiel, wenn man ständig an der Schwelle des Todes schwebte. Er gab sich ganz und gar seinen Rachegelüsten hin, seinen blutrünstigen Urinstinkten. Ob Rache oder Hinrichtung, das war für ihn einerlei. Er wußte nur eins: Dorsett würde und durfte sein Regiment des Bösen nicht fortführen, nicht nach so vielen Toten. Er mußte zur Rechenschaft gezogen werden.
    Pitt hatte nicht ein, sondern zwei Ziele vor Augen – Maeves Söhne retten und den unseligen Diamantenhändler töten.
36
    Den lieben langen achten Tag steuerte Pitt das kleine Boot durch die endlose Weite der See. Bei Sonnenuntergang übernahm Giordino das Ruder, während Pitt und Maeve sich mit einer Mischung aus rohem und getrocknetem Fisch stärkten. Der Vollmond ging am Horizont auf wie ein großer, orangeroter Ball, wurde dann weiß und strahlend und zog über ihnen seine Bahn. Nachdem sie etliche Schlucke Wasser zu sich genommen hatte, um den Fischgeschmack hinunterzuspülen, kuschelte sich Maeve in Pitts Arme und betrachtete den silbernen Widerschein auf dem Meer.
    Sie murmelte einzelne Zeilen aus »Moon River«.
»Two driften off to see the world.«
Sie hielt inne, blickte zu Pitt auf und musterte sein kräftiges Kinn, die dichten, dunklen Brauen und die grünen Augen. Für einen Mann hatte er eine erstaunlich wohlgeformte Nase, aber man konnte auch erkennen, daß er sie mehr als einmal gebrochen hatte. Die Falten um seine Augen und die leicht nach oben gezogenen Lippen deuteten darauf hin, daß er Humor besaß und gern lächelte – kurzum, er war ein Mann, bei dem man sich als Frau geborgen fühlen konnte, der keine Gefahr darstellte. Er strahlte eine eigenartige Mischung aus Zartgefühl und Härte aus, die sie ungemein reizvoll fand.
    Schweigend saß sie da, völlig fasziniert von ihm, bis er plötzlich auf sie herabblickte und ihre verzückte Miene sah. Sie machte keinerlei Anstalten, sich abzuwenden. »Du bist ein außergewöhnlicher Mann«, sagte sie, ohne zu

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