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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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einschätzen.
    Eine ganz andere Sache hingegen war die Bestimmung des Längengrades, anhand dessen sie feststellen konnten, wie weit sie nach Osten abgetrieben waren.
    Bei Nacht funkelten die Sterne wie Millionen glitzernder Punkte auf einem Himmelskompaß, der sich von Ost nach West drehte. Nachdem er ein paar Nächte lang ihre Position bestimmt hatte, konnte Pitt ein primitives Logbuch führen, indem er seine Berechnungen mit einem kleinen Stift, den Maeve zufällig unter einem der Schwimmkörper entdeckt hatte, auf einer Seite der Nylonpersenning eintrug. Er mußte sich dabei mühsam vorantasten, denn mit den Sternen hier unten im Süden kannte er sich weit weniger gut aus als mit dem nördlichen Sternenhimmel.
    Das leichte Boot reagierte auf jeden Wind und glitt häufig über das Wasser, als stünde es unter Segel. Pitt maß seine Geschwindigkeit mit Hilfe des Relingslogs eines Turnschuhs, den er an der fünf Meter langen Leine befestigte und vor dem Boot ins Wasser warf.
    Dann zählte er ab, wie lange es dauerte, bis das Boot den Schuh überholte, und zog ihn am Heck wieder an Bord. Auf diese Weise fand er heraus, daß der Westwind sie mit etwa zwei Knoten pro Stunde vorantrieb. Daraufhin benutzte er das Paddel als Mast, setzte die Nylonpersenning als Segel und stellte fest, daß sie jetzt drei Knoten Fahrt machten, was in etwa einem lockeren Marschtempo entsprach.
    »Da treiben wir nun ruderlos wie Strandgut über den großen Ozean des Lebens dahin«, brummte Giordino mit salzverkrusteten Lippen. »Jetzt müssen wir uns nur noch etwas einfallen lassen, wie wir das Ding steuern können.«
    »Schweig still«, sagte Pitt und löste mit Hilfe des Schraubenziehers die Scharniere an dem Fiberglassitz über dem Stauraum. Keine Minute später hielt er den rechteckigen Deckel hoch, der etwa so groß war wie eine Hängeschranktür. »Jeder Versuch ein Treffer.«
    »Und wie gedenkst du den zu befestigen?« fragte Maeve, die sich allmählich an Pitts unaufhörlichen Einfallsreichtum gewöhnte.
    »Wenn ich die Angeln vom Sitzkasten abmontiere und an dem Deckel befestige, kann ich ihn an der Stelle, wo sich der Außenbordmotor befand, am Heck festschrauben, so daß er sich hin und her bewegen läßt. Anschließend bringe ich oben zwei Taue an, damit wir ihn wie ein ganz normales Schiffs- oder Flugzeugruder bewegen können. So was nennt man, sich das Leben angenehmer gestalten.«
    »Du hast es geschafft«, sagte Giordino gleichmütig.
    »Kunstfertigkeit, logisches Denken, Müßiggang, Sexappeal – alles da.«
    Lächelnd schaute Pitt zu Maeve. »Dieses theatralische Getue ist das Allergrößte an Al.«
    »Wohin geht die Fahrt, großer Seemann, nachdem wir nun zumindest ein bißchen Einfluß darauf haben?«
    »Das darf die Dame bestimmen«, sagte Pitt. »Sie kennt sich in diesen Gewässern besser aus als wir.«
    »Wenn wir uns Richtung Norden halten«, erwiderte Maeve, »könnten wir es nach Tasmanien schaffen.«
    Pitt schüttelte den Kopf und deutete auf das improvisierte Segel. »Unter Seitenwind können wir mit unserer Takelage nicht segeln. Wegen unseres flachen Bodens würden wir fünfmal soweit nach Osten abgetrieben wie nach Norden.
    Möglicherweise würden wir an der Südspitze von Neuseeland landen, aber nur mit viel Glück. Wir müssen eine Zwischenlösung finden und das Segel so setzen, daß wir uns in leicht nordöstlicher Richtung halten, sagen wir mal, auf einem Kurs von fünfundsiebzig Grad, den wir anhand meines alten Pfadfinderkompasses bestimmen können.«
    »Je weiter nach Norden, desto besser«, sagte sie und schlang die Arme um die Brust. »So tief im Süden sind die Nächte zu kalt.«
    »Weißt du, ob wir auf diesem Kurs irgendwo auf Land stoßen?« fragte Giordino Maeve.
    »Viel Möglichkeiten gibt’s da nicht«, antwortete sie offen heraus. »Südlich von Neuseeland liegen nur ein paar einzelne, weit verstreute Inseln. Könnte jederzeit passieren, daß wir zwischen ihnen hindurchfahren, ohne sie überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Vor allem bei Nacht.«
    »Sie könnten unsere einzige Hoffnung sein.« Pitt hatte den Kompaß in der Hand und musterte die Nadelstellung. »Weißt du noch, wo sie ungefähr liegen?«
    »Die Stewartinsel liegt knapp unterhalb der Südinsel. Dann kommen die Snare-, die Auckland- und neunhundert Kilometer weiter südlich die Macquarieinseln.«
    »Stewart ist die einzige, von der ich schon mal was gehört habe«, sagte Pitt nachdenklich.
    »Auf die Macquaries brauchst du keinen

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