Schockwelle
es zwischen langen Ruheperioden immer wieder zu vulkanischer Aktivität.«
»Worauf wollen Sie hinaus, Charlie?« fragte Sandecker.
»Meiner Ansicht nach, Admiral, könnte eine verheerende Naturkatastrophe ausgelöst werden, wenn die Schallwellen auf den unterseeischen Sockel von Gladiator treffen.«
»Ein Vulkanausbruch?« fragte Rudi Gunn.
Bakewell nickte nur.
»Wie groß ist Ihrer Schätzung nach die Wahrscheinlichkeit, daß es dazu kommt?« wollte Sandecker wissen.
»Erdbeben oder vulkanische Tätigkeit lassen sich mit letzter Sicherheit so gut wie nicht vorhersagen. Aber ich kenne einen erfahrenen Vulkanologen, und der setzt den Risikofaktor in diesem Fall auf etwa zwanzig Prozent an.«
»Ein Verhältnis von eins zu fünf also«, sagte Ames, beziehungsweise sein holographisches Abbild, und wandte sich an Sandecker. »Ich fürchte, Admiral, daß unser Projekt nach Dr. Bakewells Einwänden unter die Kategorie nicht akzeptables Restrisiko fällt.«
Sandecker antwortete, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern.
»So leid es mir tut, Dr. Ames, aber Honolulu hat über eine Million Einwohner. Hinzu kommen Zehntausende von Touristen und die auf Oahu stationierten Angehörigen unserer Streitkräfte.
Die haben für mich Vorrang vor den sechshundertfünfzig Bergleuten auf Gladiator.«
»Können wir Dorsett Consolidated nicht eine Warnung zukommen lassen, daß sie die Insel evakuieren sollen?« sagte Yeager.
»Wir müssen es versuchen«, sagte Sandecker entschieden.
»Aber wie ich Arthur Dorsett kenne, wird er das nur als leere Drohung abtun.«
»Angenommen, die Schallwellen werden anderweitig abgeleitet?« warf Bakewell ein.
Ames wirkte skeptisch. »Sobald die Schallwellen von ihrem ursprünglichen Weg abgelenkt werden, besteht die Gefahr, daß sie wieder ihre volle Kraft erlangen und Yokohama, Schanghai, Manila, Sydney, Auckland oder eine andere dichtbevölkerte Küstenstadt treffen.«
Einen Moment lang herrschte Stille, und alle, auch Ames, der dreitausend zweihundert Kilometer weiter westlich an seinem Schreibtisch saß, richteten den Blick auf Sandecker. Der spielte geistesabwesend mit einer nicht angezündeten Zigarre. Kaum jemand ahnte, daß der Admiral gar nicht über eine mögliche Katastrophe auf Gladiator Island nachgrübelte. Er dachte vielmehr daran, daß zwei seiner engsten Mitarbeiter von Arthur Dorsett auf hoher See ausgesetzt worden waren. Und letzten Endes siegten seine Trauer und sein Zorn über jeden humanitären Einwand.
Er schaute Sanford Ames’ dreidimensionales Abbild an.
»Stellen Sie Ihre Berechnungen an, Doc. Wir richten den Reflektor auf Gladiator Island. Wenn wir Dorsett Consolidated nicht das Handwerk legen, und zwar so schnell wie möglich, dann schafft das keiner.«
42
Der Fahrstuhl zu Arthur Dorsetts Privatgemächern in der Firmenzentrale in Sydney stieg völlig geräuschlos nach oben.
Lediglich an den aufblinkenden Stockwerksziffern über der Tür konnte man erkennen, daß er sich überhaupt bewegte. Als die Kabine in der Pent house-Suite zum Stillstand kam, stieg Gabe Strouser aus und begab sich durch einen kleinen Durchgang in den offenen Innenhof, wo Dorsett ihn erwartete.
Strouser behagte diese Zusammenkunft mit dem Diamantenbaron ganz und gar nicht. Sie kannten einander von Kindesbeinen an.
Die guten Beziehungen zwischen den Strousers und den Dorsetts hatten über ein Jahrhundert lang gehalten, bis Arthur alle weiteren Geschäfte mit Strouser & Sons unterbunden hatte.
Es war keine gütliche Trennung gewesen. Dorsett hatte Gabe Strouser kurzerhand über seine Anwälte wissen lassen, daß die Dienste seiner Familie nicht mehr benötigt würden. Die Entscheidung war ihm nicht etwa in einem persönlichen Gespräch, sondern am Telefon überbracht worden. Eine Kränkung, die Strouser hart getroffen hatte und die er Dorsett niemals verzieh.
Strouser hatte sich dem südafrikanischen Kartell zuwenden müssen, um das altehrwürdige Familienunternehmen zu retten, und die Firmenzentrale schließlich von Sydney nach New York verlagert.
Im Laufe der Zeit war er ein allseits geachtetes Mitglied des Direktoriums geworden. Da das Kartell in den Vereinigten Staaten aufgrund der dortigen Antitrustgesetze nicht unternehmerisch tätig werden durfte, wickelte es seine Geschäfte über die angesehene Diamantenhändlerfirma Strouser & Sons ab, die als seine amerikanische Filiale fungierte.
Er wäre jetzt nicht hier, wenn die anderen Mitglieder des Direktoriums nicht durch gewisse
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