Schockwelle
Lanai eine Satellitenempfangsstation gibt.«
»Hätte ich dort nicht vermutet«, sagte Yeager. »Ich war auf meiner Hochzeitsreise dort und bin mit meiner Frau die ganze Insel abgefahren. Aber an eine Satellitenstation kann ich mich nicht erinnern.«
»Die Gebäude und der Parabolspiegel befinden sich im Krater eines erloschenen Vulkans, dem Palawai. Weder die Eingeborenen, die sich seit jeher fragen, was dort vor sich geht, noch Touristen gelangen auch nur in die Nähe.«
»Von der Satellitenüberwachung mal abgesehen«, sagte Ames.
»Wozu dient diese Anlage?«
»Diente«
, korrigierte ihn Molly. »Zur Überwachung sowjetischer Spionagesatelliten. Die militärische Führung der Sowjetunion war ganz versessen darauf, ihre Spionagesatelliten auch noch über unsere Militärstützpunkte in Hawaii fliegen zu lassen, nachdem sie zuvor den gesamten nordamerikanischen Kontinent ausgekundschaftet hatten. Wir wiederum haben ihren Empfang gestört, so daß sie keine scharfen Fotos schießen konnten. Laut Auskunft der CIA sind die Russen nie dahintergekommen, weshalb ihre Satellitenaufnahmen immer unscharf und verschwommen waren. Mit dem Zusammenbruch des Kommunismus und dem Aufkommen neuer Nachrichtentechnologien wurde die Station im Palawai überflüssig. Sie war weiter in Betrieb, weil sie aufgrund ihrer Größe die Funksignale weit entfernter Raumsonden empfangen konnte. Mittlerweile ist die Anlage völlig überholt und weitestgehend stillgelegt, auch wenn sie meines Wissens nach wie vor bewacht wird.«
Yeager kam sofort zur Sache. »Wie groß ist der Parabolspiegel?«
Molly vergrub das Gesicht einen Moment lang in den Händen, dann blickte sie wieder auf. »Soweit ich mich erinnern kann, hatte er einen Durchmesser von rund achtzig Metern.«
»Das sollte von der Größe her für unsere Zwecke reichen«, sagte Ames.
»Meinen Sie, die NSA leiht uns die Antenne?« fragte Sandecker.
»Die zahlen Ihnen wahrscheinlich noch was dafür, wenn Sie sie abbauen.«
»Sie werden sie zerlegen und per Flugzeug in Einzelteilen nach Pearl Harbor transportieren müssen«, sagte Ames. »Immer vorausgesetzt, daß man Ihnen den Flugzeugträger
Roosevelt
für die Montage und das Ausbringen am Konvergenzpunkt zur Verfügung stellt.«
Sandecker wandte sich an Molly. »Sie knöpfen sich die National Security Agency vor, und ich seh’ unterdessen zu, was ich bei der Navy erreichen kann.«
»Ich klemme mich sofort dahinter«, versicherte ihm Molly.
Ein Mann mit schütterem Haar, der fast am anderen Ende des Tisches saß, hob die Hand.
Sandecker nickte ihm lächelnd zu. »Sie sind verdächtig ruhig gewesen, Charlie. Irgendwas geht Ihnen bestimmt durch den Kopf.«
Dr. Charles Bakewell, der Chefgeologe der NUMA, nahm den Kaugummi aus dem Mund, wickelte ihn sorgfältig in ein Papiertaschentuch und warf ihn in den Papierkorb. Er nickte dem dreidimensionalen Abbild von Dr. Ames zu. »Soweit ich Sie verstanden habe, können die Schallwellen an sich keine organischen Schäden anrichten. Aber da es aufgrund der Kammern im Fels zu eine r Resonanz des zur Diamantenförderung angewandten Ultraschalls kommt, wird die Frequenz so weit herabgesetzt, daß sich die Wellen über große Entfernungen hinweg fortpflanzen können. Und wenn sich diese Schallwellen in einem bestimmten Meeresgebiet überschneiden, werden sie derart verstärkt, daß sie menschliches Gewebe schädigen.«
»Sie haben es auf den Punkt gebracht«, versetzte Ames.
»Wenn man die bei der Konvergenz entstehenden Kräfte zum Ursprungsort zurückleitet, könnte es dann nicht wiederum zu einer teilweisen Reflexion der Restenergie auf Gladiator Island kommen?«
Ames nickte. »Ganz recht. Aber da die Schallwellen aufgesplittert waren und die Insel zudem unter dem Meeresspiegel treffen, besteht so gut wie keine Gefahr, daß es dort zu einer Katastrophe kommt.«
»Ich mache mir vor allem Gedanken darüber, was mit der Insel geschieht, wenn die Schallwellen auftreffen«, erklärte Bakewell. Ich habe die Untersuchungen überprüft, die vor fast fünfzig Jahren im Auftrag der Dorsett Consolidated Mining angestellt wurden. Die Vulkane an der Nord- und Südspitze der Insel sind keineswegs erloschen, sondern nur untätig. Sie sind seit über siebenhundert Jahren nicht mehr ausgebrochen. Aber Untersuchungen der Lava haben ergeben, daß es Mitte des dreizehnten Jahrhunderts zum letzten großen Ausbruch kam.
Vor jeder menschlichen Besiedelung also. Doch auch in den folgenden Jahrhunderten kam
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