Schockwelle
redete leise mit ihm. Er nickte und schaute zu dem Südafrikaner. »Ich habe soeben erfahren, daß eine Antwort des Abgesandten eingetroffen ist, den Sie zu Verhandlungen mit Arthur Dorsett geschickt haben. Es handelt sich um ein Paket.«
»Komisch, daß Strouser sich nicht direkt an mich wendet.«
»Ich habe darum gebeten, daß man uns das Paket bringt«, sagte der Vorsitzende. »Ich glaube, wir sind alle gespannt darauf, ob Mr. Strousers Verhandlungen mit Arthur Dorsett von Erfolg gekrönt waren.«
Wenig später brachte der Sekretär ein viereckiges, mit einer rotgrünen Schleife versehenes Paket, das er in beiden Händen trug.
Der Vorsitzende deutete auf den Südafrikaner. Der Sekretär ging hin und stellte das Paket vor ihm auf den Tisch. An der Schleife hing eine Karte. Er riß den Umschlag auf und las laut vor:
Es gibt Kalkstein und Speckstein,
dazu Bimsstein und Ziegelstein.
Aber in Strousers Mund ist nur billiger Schund.
Ein Schmuckstein wertlos wie Urinstein.
Der Südafrikaner stockte und musterte nachdenklich das Paket.
»Das klingt nicht nach Gabe Strouser. Er gilt normalerweise nicht als leichtfertig.«
»Daß er gute Limericks verfaßt, kann man auch nicht behaupten«, bemerkte der französische Modedesigner.
»Na los, öffnen Sie das Paket«, drängte der Italiener.
Der Südafrikaner zog die Schleife auf, hob den Deckel hoch und warf einen Blick hinein. Mit kreidebleichem Gesicht sprang er auf, so daß sein Stuhl hintenüberkippte. Er torkelte zum Fenster, riß es auf und beugte sich würgend hinaus.
Die anderen waren zunächst verdutzt, stürzten dann zu seinem Platz und betrachteten den grausigen Inhalt des Pakets. Ein paar reagierten genauso wie der Südafrikaner, manche fuhren entsetzt zurück, andere aber, die im Laufe ihres Aufstiegs zu Macht und Reichtum ebenfalls brutale Morde angeordnet hatten, starrten grimmig auf den blutigen Kopf von Gabe Strouser, auf die weit aufgerissenen Augen, die Diamanten, die aus seinem Mund kullerten.
»Es scheint, als hätte Strouser keinen Erfolg gehabt«, sagte der Japaner, der gegen den galligen Geschmack in seinem Hals ankämpfte.
Es dauerte ein paar Minuten, bis sich der Vorsitzende wieder gefaßt hatte. Dann rief er den Chef des Sicherheitsdienstes der Stiftung und befahl ihm, den Kopf wegzubringen. Anschließend wandte er sich an die Mitglieder, die sich allmählich erholt hatten und an ihre Plätze zurückkehrten. »Ich bitte darum, daß Sie über den Vorfall strengstes Stillschweigen bewahren.«
»Was ist mit Dorsett, diesem Schlächter?« versetzte der Russe mit zornrotem Gesicht. »Man darf nicht zulassen, daß er ungestraft Vertreter der Stiftung ermordet!«
»Ganz meine Meinung«, sagte der Italiener. »Das muß unter allen Umständen vergolten werden.«
»Eine allzu heftige Reaktion könnte ein schwerer Fehler sein«, warnte der Vorsitzende. »Es wäre nicht klug, wenn wir uns zu sehr mit uns selbst beschäftigten und uns von Rachegelüsten hinreißen ließen. Selbstverständlich könnten wir Dorsett liquidieren, aber wenn wir dabei auch nur einen Fehler begehen, wird man unsere Aktivitäten sehr genau unter die Lupe nehmen. Ich halte es für besser, wenn wir Dorsett anderweitig das Wasser abgraben.«
»Unser Vorsitzender hat recht«, sagte der Holländer gemächlich und in leidlich gutem Englisch. »Meiner Meinung nach sollten wir derzeit darauf achten, daß wir Dorsett in Schach halten, und zuschlagen, sobald er eine Schwäche zeigt. Und darauf können wir wetten, meine Herren: Ein Mann mit seinem Charakter wird in absehbarer Zeit garantiert einen schweren Fehler begehen.«
»Was schlagen Sie vor?«
»Wir halten uns zurück und sitzen ihn aus.«
Der Vorsitzende runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht.
Ich dachte, wir wollten in die Offensive gehen.«
»Wenn Dorsett seine Diamantenbestände auf den Markt wirft, vernichtet er seine eigenen Reserven«, erklärte der Holländer.
»Es wird mindestens ein Jahr dauern, bis er die Edelsteinpreise soweit anheben kann, daß er etwas verdient. Wir geben den Diamantenmarkt unterdessen nicht aus der Hand, halten unsere Bestände zurück, tun es Dorsett gleich und kaufen uns mit Mehrheitsbeteiligung in die verbliebenen Buntedelstein-förderstätten ein. Meine Spione haben mich wissen lassen, daß Dorsett sich auf die bekannteren Edelsteinsorten konzentriert.
Die selteneren Steine interessieren ihn offenbar nicht.«
»Was verstehen Sie unter selteneren Steinen?«
»Ich denke da an
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