Schockwelle
verteidigt, schritt Sandecker im Büro von Admiral John Overmeyer in Pearl Harbor auf und ab. »Verdammt noch mal, John!« knurrte Sandecker. »Als ich von Admiral Baxter bei den Vereinigten Stabschefs weggegangen bin, hat er mir zugesichert, daß ich die
Roosevelt
selbstverständlich zum Ausbringen des akustischen Reflektors einsetzen könnte. Jetzt stellst du dich hin und sagst, ich kann sie nicht kriegen.«
Overmeyer, ein stämmiger, vitaler Mann, der wie ein Farmer aus Indiana wirkte, hob verzweifelt die Hände. »Gib nicht mir die Schuld, Jim. Ich kann dir meine Befehle zeigen.«
»Wer hat sie unterschrieben?«
»Admiral George Cassidy, der Oberkommandierende des Marineabschnitts San Francisco.«
»Was, zum Teufel, hat denn ein Schreibstubenhengst, der allenfalls für ein paar Fährschiffe zuständig ist, mit der Sache zu tun?«
»Cassidy ist nicht für Fährschiffe zuständig«, sagte Overmeyer verdrossen. »Er hat den Oberbefehl über das gesamte Nachschub- und Transportwesen im pazifischen Raum.«
»Er steht nicht über dir«, versetzte Sandecker forsch.
»Das nicht. Aber meine Schiffe sind zwischen hier und Singapur verstreut, und wenn er mir zusetzen will, gibt es eben unerklärliche Verzögerungen beim Nachschub.«
»Mach mir nichts vor, John. Cassidy würde keinen Finger rühren, das weißt du ganz genau. Der würde seines Postens enthoben, wenn er wegen persönlicher Animositäten deine Flotte nicht versorgt.«
»Denk, was du magst«, sagte Overmeyer. »Aber das ändert überhaupt nichts. Ich kann dir die
Roosevelt
nicht überlassen.«
»Nicht mal für mickrige zweiundsiebzig Stunden?«
»Nicht mal für zweiundsiebzig Sekunden.«
Sandecker unterbrach sein grimmiges Auf- und Abmarschieren, setzte sich in einen Sessel und schaute Overmeyer in die Augen.
»Jetzt mal Klartext, John. Wer legt mir Steine in den Weg?«
Overmeyer, der sichtlich nervös war, hielt seinem Blick nicht stand und wandte sich ab. »Das darf ich dir nicht sagen.«
»Allmählich lichtet sich der Nebel«, sagte Sandecker. »Weiß George Cassidy, daß er den Schwarzen Peter zugeschoben kriegt?«
»Meines Wissens nicht«, erwiderte Overmeyer.
»Dann also im Pentagon. Wer behindert meine Unternehmung?«
»Von mir hast du nichts erfahren.«
»Wir haben zusammen auf der
Iowa
gedient. Hast du schon mal erlebt, daß ich einen Freund verraten habe?«
»Ich bin der letzte, der an deinem Wort zweifeln würde«, sagte Overmeyer, ohne zu zögern. Diesmal erwiderte er Sandeckers Blick. »Ich weiß es nicht mit hundertprozentiger Gewißheit, aber bitte sehr, ein Freund in der Waffenerprobungszentrale der Marine hat angedeutet, daß dir angeblich der Präsident persönlich einen Riegel vorgeschoben hat, nachdem irgendeine unbekannte Petze im Pentagon deinen Antrag auf Überlassung eines Flugzeugträgers ans Weiße Haus weitergeleitet hat. Mein Freund hat außerdem durchblicken lassen, daß Wissenschaftler aus dem engsten Umkreis des Präsidenten deine Theorie von einem akustischen Tod für weit hergeholt halten.«
»Will diesem versammelten Akademikerpack denn nicht in den Schädel, daß bereits Hunderte von Menschen und zahllose Meerestiere dadurch umgekommen sind?«
»Offenbar nicht.«
Sandecker ließ sich in den Sessel sinken und atmete tief aus.
»Wilbur Hutton und der Nationale Wissenschaftsrat des Präsidenten sind mir also in den Rücken gefallen.«
»Tut mir leid, Jim, aber in Washington munkelt man, daß du als eine Art fanatischer Spinner giltst. Gut möglich, daß der Präsident dich zum Rücktritt zwingen will, damit er deinen Posten bei der NUMA mit einem seiner Parteifreunde besetzen kann.«
Sandecker meinte bereits zu spüren, wie das Henkersbeil erhoben wurde. »Na und? Auf meinen Posten kommt’s doch gar nicht an. Kann ich denn zu niemandem durchdringen? Kann ich dir nicht begreiflich machen, mein lieber Admiral, daß du und alle Männer, die hier auf Oahu unter deinem Kommando dienen, in drei Tagen tot sein werden?«
Overmeyer musterte Sandecker mit tiefbetrübtem Blick. Sich damit abzufinden, daß jemand offenbar den Verstand verliert, fällt jedem Menschen schwer, vor allem, wenn es sich um einen guten Freund handelt. »Ehrlich gesagt, du machst mir angst, Jim. Ich möchte deinem Urteil ja gern vertrauen. Aber nach Ansicht vieler intelligenter Menschen ist dieser akustische Tod so wahrscheinlich wie der Untergang der Welt.«
»Für dich wird am Sonnabend um acht Uhr morgens die Welt untergehen«,
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