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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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als er das Pochen und Vibrieren der Maschinen unter den Füßen spürte. Jetzt konnte er nur noch abwarten und das Beste hoffen.
    Giordino, der mit dem Hubschrauber über dem Schiff schwebte, wurde immer mulmiger zumute. Die
Polar Queen
schien einfach nicht beidrehen zu wollen. Seiner Ansicht nach hatte Pitt keine Chance mehr, sobald sie die Felsen rammte.
    Selbst wenn er über Bord springen sollte, wäre er hilflos den Urgewalten der tobenden See ausgeliefert.
    »Ich hol’ dich jetzt raus«, teilte er Pitt mit.
    »Bleib weg«, befahl Pitt. »Vermutlich kriegst du da oben nichts davon mit, aber die Turbulenzen unmittelbar an der Felswand sind mörderisch.«
    »Noch länger zu warten ist der reinste Selbstmord. Wenn du jetzt abspringst, kann ich dich rausziehen.«
    »Den Teufel –« Erschrocken brach Pitt ab, als die
Polar Queen
mit voller Breitseite von einem gigantischen Brecher erwischt wurde, der wie eine Lawine über sie hinwegrollte. Eine Zeitlang sah es so aus, als triebe sie auf das Kliff zu, näher an die tosende Brandung rund um die Felsen. Dann fuhr sie wieder geradeaus, schob ihren Eisbrecherbug unter die Welle, so daß deren schäumender Kamm, von dem die Gischt wehte wie eine Pferdemähne im Wind, bis zum Brückendeck aufwogte. Immer tiefer bohrte sich das Schiff ins Wasser, als wollte es auf Tauchfahrt zum Meeresgrund gehen.
8
    Lauter als Donnerhall brach die Sturzsee herein und schleuderte Pitt zu Boden. Instinktiv hielt er die Luft an, als er von dem eisigen Wasser um- und überspült wurde. Verzweifelt klammerte er sich an den Sockel des Instrumentenbretts, damit er nicht über Bord gefegt und in den Mahlstrom gerissen wurde.
    Er hatte das Gefühl, er stürze einen tiefen Wasserfall hinab.
    Durch das Helmvisier sah er nur noch Blasen und Schaum.
    Trotz des eigens für arktische Regionen gefertigten Trockentauchanzuges kam es ihm vor, als stächen Millionen spitzer Nadeln in seine Haut. Er dachte, die Arme würden ihm ausgekugelt, während er sich mit letzter Kraft festhielt.
    Dann bäumte sich die
Polar Queen
auf, brach durch die Woge und schob den Bug weitere zehn Meter nach Backbord. Sie wehrte sich gegen den Untergang, wollte wacker bis zum bitteren Ende gegen die See ankämpfen. Das Wasser floß in Strömen von der Brüstung, so daß Pitt wieder Luft bekam. Er atmete tief durch und versuchte durch die Sturzbäche zu blicken, die von den schwarzen Felsen zurückgeworfen wurden.
    Herrgott, sie waren so nahe, daß er meinte, hinüberspucken zu können. So nah, daß die beim gewaltigen Aufprall der Brecher hochgeschleuderte Gischt wie ein Wolkenbruch auf das Schiff einprasselte. Die
Polar Queen
lag querab von dem Höllenspektakel, und langsam nahm er das Heckstrahlruder zurück und versuchte sie aus der Brandung zu steuern.
    Das Bugstrahlruder machte sich bemerkbar und drückte den vorderen Teil des Schiffes in die Flut, während die Heckschrauben durch das Wasser wühlten und sie um einen weiteren Grad von dem steil aufragenden Felsen wegschoben.
    Langsam, nahezu unmerklich reagierte sie, aber Gott sei Dank hielt ihr Bug allmählich auf die offene See zu.
    »Sie dreht!« brüllte Giordino vom Hubschrauber aus herunter.
    »Sie reagiert!«
    »Wir sind noch nicht aus dem Schneider.« Es war Pitts erstes Lebenszeichen, seit die Sturzsee über das Schiff hereingebrochen war.
    Wachsam musterte er die nächsten Wogen, die auf ihn zurollten.
    Noch wollte die See die
Polar Queen
nicht preisgeben. Pitt duckte sich, als ein mächtiger Gischtschauer auf die Brückennock einprasselte. Der nächste Brecher raste heran wie ein D-Zug, ehe er auf den Brandungsrückstrom seines Vorgängers traf. Das Schiff wurde von beiden Seiten mit voller Wucht erwischt und so hoch geschleudert, daß man fast den Kiel sah. Die Doppelschrauben ragten in die Luft und verwirbelten das weiße Wasser, das in der Sonne glitzerte wie die Funken eines Feuerrades. Einen schrecklichen Augenblick lang hing es so da, dann stürzte es in ein Wellental, ehe es vom nächsten Brecher erfaßt wurde. Der Bug wurde nach Steuerbord gerissen, doch das Strahlruder brachte das Schiff wieder auf Kurs.
    Ein ums andere Mal krängte das Kreuzfahrtschiff, als die schweren Seen seitlich gegen seinen Rumpf anbrandeten. Doch jetzt gab es für die
Polar Queen
kein Halten mehr. Sie hatte das Schlimmste hinter sich, und die endlos rollende Dünung schüttelt sie ab wie ein Hund, der sich das Wasser aus dem Fell schüttelt. Vielleicht holte die gierige See sie

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