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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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geradlinig Giordino den Kurs hielt. Unmittelbar hinter dem Schiff ragten die drohenden Klippen auf. Ein Anblick, der auch den kühnsten Kapitän hätte verzagen lassen.
    Giordino jedenfalls wurde bang ums Herz. Er durfte unter keinen Umständen an diesem blanken Felsen zerschellen.
    Genausowenig wie Pitt sich verschätzen durfte, denn dann würde er gegen den Schiffsrumpf prallen und sich jeden Knochen im Leibe brechen.
    Sie flogen auf die Leeseite der Insel zu, und der Wind wurde etwas schwächer. Nicht viel, aber es reichte, um Giordino den Hubschrauber wieder auf sein Ziel zusteuern zu lassen. Einen Moment lang lag das Kreuzfahrtschiff unmittelbar vor ihm, und im nächsten huschten die weißen Aufbauten und der gelbe Rumpf unter ihm vorbei. Dann sah er nur mehr die vereisten Felsen vor sich aufragen, und er zog den Helikopter senkrecht nach oben. Er konnte nur hoffen, daß Pitt sich rechtzeitig ausgeklinkt hatte. Die von der Brandung umspülten Klippen sahen aus, als wollten sie ihn geradezu magnetisch anziehen.
    Dann war er über den vereisten Grat hinweg, und der Wind traf ihn mit voller Wucht und schleuderte das Heck der Maschine nach unten, so daß der Rotor senkrecht in der Luft stand. Kunststückchen war jetzt nicht mehr gefragt. Giordino riß den Hubschrauber herum, richtete ihn aus, flog auf Gegenkurs über das Schiff hinweg und hielt durch die Kanzelverglasung Ausschau nach Pitt.
    Giordino konnte nicht wissen, daß Pitt das Geschirr längst ausgeklinkt hatte und aus drei Metern Höhe mitten in den Swimmingpool auf dem Sonnendeck gesprungen war. Selbst aus dieser Höhe wirkte er nicht größer als eine Briefmarke, doch Pitt kam er vor wie ein weicher, einladender Heuhaufen. Er zog die Knie an und streckte die Arme aus, um die Fallgeschwindigkeit zu mindern. Das Becken war nur zwei Meter tief, und er schlug hart auf, so daß das Wasser über das ganze Deck spritzte. Durch die Neoprenfüßlinge fand er sofort auf dem Boden Halt, und er blieb vornübergebeugt im Wasser stehen.
    Giordino, der sich ernste Sorgen machte, umkreiste das Schiff und hielt Ausschau nach Pitt. Er konnte ihn nirgendwo entdecken.
    Schließlich schrie er in sein Mikrofon: »Bist du gut runtergekommen? Melde dich gefälligst, Mann.«
    Pitt winkte ihm zu und antwortete: »Ich bin im Swimmingpool.«
    Giordino war wie benommen. »Du bist in den Pool gefallen?«
    »Am liebsten würde ich drinbleiben«, erwiderte Pitt launig.
    »Die Heizung läuft, und das Wasser ist schön warm.«
    »Trotzdem schlage ich vor, daß du dich schleunigst auf die Brücke begibst«, versetzte Giordino todernst. »Sie geht gerade auf Gegenkurs und macht dann wieder kehrt. In spätestens acht Minuten wird’s unter deinen Füßen gewaltig knirschen.«
    Pitt brauchte keine weitere Aufforderung. Er stemmte sich aus dem Swimmingpool und rannte zum vorderen Aufgang. Die Brücke war nur ein Deck höher. Er stürmte hinauf, nahm vier Stufen auf einmal, riß die Tür des Steuerhauses auf und stürzte hinein.
    Ein Schiffsoffizier, der sich noch im Tod am Kartentisch festklammerte, lag am Boden. In aller Eile untersuchte Pitt den Kommandostand mit dem automatischen Navigationssystem. Er verlor kostbare Sekunden, bis er den digitalen Kursmonitor fand. Das gelbe Licht zeigte an, daß die elektronische Steuerung auf Handbetrieb umgestellt war. Er stürmte hinaus zur Steuerbordbrückennock. Dort war niemand. Er machte kehrt und rannte durch das Ruderhaus zur Backbordbrückennock. Zwei Schiffsoffiziere lagen verkrümmt am Boden, weiß und kalt. Ein weiterer eisverkrusteter Leichnam kniete vornübergebeugt am Instrumentenbrett, an dessen Sockel seine Arme festgefroren waren. Er trug eine Schwerwetterjacke ohne jedes Abzeichen, doch die Mütze mit der breiten Goldlitze deutete darauf hin, daß es sich um den Kapitän handelte.
    »Kannst du die Anker auswerfen?« fragte Giordino.
    »Leichter gesagt, als getan«, versetzte Pitt gereizt.
    »Außerdem ist der Meeresboden nicht flach genug. Das Kliff fällt vermutlich nahe zu senkrecht bis auf tausend Faden Tiefe ab. Und der Fels ist viel zu glatt, als daß die Ankerflunke sich festhaken könnte.«
    Pitt erkannte mit einem Blick, weshalb das Schiff fast zweihundert Kilometer lang direkten Kurs gehalten hatte, bevor es nach Backbord gedreht hatte und in Spiralen gefahren war.
    Ein an einer Kette hängendes Goldmedaillon war aus dem Kragen der schweren Kapitänsjacke gefallen und hing über dem Instrumentenbrett. Bei jedem Windstoß

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