Schockwelle
Saunders.«
»Willkommen an Bord, Käpt’n.«
Ryan wirkte etwas befangen. »Meine Offiziere und ich sollen das Kommando über die
Polar Queen
übernehmen.«
»Sie steht zur Ihrer Verfügung, Käpt’n«, sagte Dempsey leichthin. »Wenn es Ihnen recht ist, können Sie meine Männer mit Ihrem Boot zurückschicken, sobald Sie an Bord sind.«
Ryans wettergegerbtes Gesicht wirkte auf einmal sehr erleichtert. Es hätte heikel werden können. Von Rechts wegen hatte Dempsey das Schiff geborgen. Somit war das Kommando, das die Reederei dem toten Kapitän übertragen hatte, an ihn übergegangen.
»Darf ich das so verstehen, daß Sie zu Gunsten von Ruppert & Saunders auf das Kommando verzichten?«
»Die NUMA ist kein Bergungsunternehmen, Käpt’n. Wir machen keinerlei Ansprüche auf die
Polar Queen
geltend.«
»Die Firmenleitung hat mich gebeten, Ihnen unseren tiefsten Dank und unsere Anerkennung für die Rettung der Passagiere und des Schiffes auszusprechen.«
Dempsey drehte sich zu Pitt und Giordino um und stellte sie vor. »Das sind die beiden Herren, die die Überlebenden auf Seymour entdeckt und das Schiff Ihrer Firma gerettet haben, bevor es auf den Felsen der Danger Islands strandete.«
Ryan bot ihnen seine feiste Pranke und schüttelte ihnen energisch die Hand. »Eine bemerkenswerte Leistung, absolut bemerkenswert. Ich darf Ihnen versichern, daß Ruppert & Saunders sich Ihnen gegenüber äußerst großzügig zeigen wird.«
Pitt schüttelte den Kopf. »Auf Anweisung von Admiral James Sandecker, unserem Chef in der Zentrale der NUMA in Washington, dürfen wir weder eine Belohnung noch ein Bergegeld annehmen.«
Ryan schaute sie verständnislos an. »Nichts, überhaupt nichts?«
»Nicht einen Cent«, antwortete Pitt, der nur noch mühsam die Augen offenhalten konnte.
»Das ist aber verdammt anständig von Ihnen«, versetzte Ryan. »So was hat’s ja in der ganzen Geschichte der Hochseebergung noch nicht gegeben. Ich nehme an, unsere Versicherungsträger werden künftig jedes Jahr um diese Zeit auf Ihr Wohl anstoßen.«
Dempsey deutete zu dem Niedergang, der in sein Quartier führte. »Apropos anstoßen, Kapitän Ryan. Darf ich Sie auf einen Drink in meine Kajüte bitten?«
Ryan nickte zu seinen Offizieren hin, die hinter ihm angetreten waren. »Gilt das auch für meine Männer?«
»Aber gewiß doch«, sagte Dempsey mit einem freund lichen Lächeln.
»Sie retten unser Schiff, dazu die Passagiere, und anschließend spendieren Sie uns einen Drink. Nehmen Sie’s mir nicht übel«, sagte Ryan, und es klang, als spräche er aus tiefster Seele, »aber ihr Amis seid schon verdammt komische Leute.«
»Eigentlich nicht«, sagte Pitt und rang sich trotz aller Müdigkeit ein Augenzwinkern ab. »Wir sind bloß elende Opportunisten.«
Pitt bewegte sich nur noch rein mechanisch, als er unter die Dusche ging und sich zum erstenmal rasierte, seit er mit Giordino zur Suche nach der
Polar Queen
aufgebrochen war.
Um ein Haar wäre er unter dem wohltuenden Wasserstrahl auf die Knie gesunken und eingeschlafen. Er war viel zu müde, um auch nur seine Haare zu trocknen, daher schlang er sich einfach ein Handtuch um die Hüfte, torkelte zu seinem überdimensionalen Bett – auf diesem Schiff gab es keine engen Pritschen und schmalen Kojen –, schlug die Zudecke zurück, streckte sich lang aus, legte den Kopf aufs Kissen, und weg war er.
Nicht einmal unterbewußt nahm er das Klopfen an seiner Kabinentür wahr. Er, der normalerweise beim leisesten Ton hellwach war, zeigte keinerlei Reaktion, als es ein zweites Mal klopfte. Sein Atem ging unverändert ruhig und gleichmäßig, nicht einmal die Augenlider zuckten, als Maeve Fletcher langsam die Tür öffnete, zögernd in den kleinen Vorraum spähte und leise seinen Namen rief. »Mr. Pitt, sind Sie da?«
Sie wollte bereits wieder gehen, doch die Neugier trieb sie weiter. Vorsichtig trat sie ein, in den Händen gedrungene Cognacschwenker und eine Flasche Remy Martin XO, die sie sich aus Giordinos privaten Reisebeständen besorgt hatte.
Immerhin hatte sie eine gute Ausrede für dieses Eindringen, wollte sie sich doch bei Pitt in aller Form dafür bedanken, daß er ihr das Leben gerettet hatte.
Sie schrak zusammen, als sie in dem Spiegel über dem ausklappbaren Schreibpult an der Wand ihr Ebenbild sah. Sie hatte gerötete Wangen wie eine Oberschülerin, die darauf wartet, daß ihr Tanzstundenpartner auftaucht und sie zum Abschlußball abholt. So etwas war ihr bislang nur selten
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