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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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»Machiavelli hätte sich bei Ihnen eine Scheibe abschneiden können«, seufzte Pitt.
    »Vielleicht interessiert es Sie zu erfahren, daß das Massensterben im Meer, jedenfalls soweit es Ihre Gegend betrifft, offenbar aufgehört hat. Laut der Berichte, die uns Fischkutter und Versorgungs schiffe von Forschungsstationen übermittelt haben, wurde in den letzten achtundvierzig Stunden kein ungewöhnliches Fisch- oder Säugetiermassensterben mehr gemeldet. Was auch immer die Tiere getötet haben mag, es hat sich offenbar verzogen. Dafür hören wir jetzt, daß an den Stränden rund um die Fidschi-Inseln gewaltige Mengen toter Fische und ungewöhnlich viele Meeresschildkröten angespült werden.«
    »Klingt ja fast so, als hätte diese Geißel ein Eigenleben.«
    »Jedenfalls bleibt sie nicht auf ein Gebiet beschränkt«, sagte Sandecker grimmig. »Hier steht viel auf dem Spiel. Wenn es unseren Wissenschaftlern nicht schleunigst gelingt, die in Frage kommenden Todesursachen systematisch einzukreisen und festzustellen, was für dieses Massensterben verantwortlich ist, werden die Meerestiere derart dezimiert, daß sich die Bestände nicht mehr erholen können. Nicht, solange wir leben.«
    »Einen Trost haben wir wenigstens: Wir wissen, daß es sich nicht wieder um eine explosionsartige Vermehrung der Roten Flut handelt wie seinerzeit, als chemische Giftstoffe über den Niger ins Meer gelangten.«
    »Ganz gewißlich nicht, da wir diese gefährliche Müllkippe in Mali, die dafür verantwortlich war, dichtgemacht haben«, Sandecker. »Unsere Meßgeräte entlang des Flusses haben keinerlei Hinweise auf eine weitere Verseuchung durch synthetische Aminosäuren und Kobalt ergeben, die damals zu diesem Schlamassel führten.«
    »Haben unsere Genies vom Labor irgendeinen Verdacht, woran es diesmal liegen könnte?« erkundigte sich Pitt.
    »Nicht bei uns im Haus«, erwiderte Sandecker. »Wir hatten gehofft, daß die Biologen an Bord der
Ice Hunter
vielleicht auf irgend etwas stoßen.«
    »Wenn ja, halten Sie’s vor mir geheim.«
    »Haben Sie irgendeine Idee beizusteuern?« fragte Sandecker.
    Er klang verhalten, fast so, als wollte er ihm ganz vorsichtig auf den Zahn fühlen. »Irgendwas Saftiges, das ich der Journalistenmeute auftischen kann, die sich etwa zu zweihundert in unserer Eingangshalle eingenistet hat.«
    Pitt mußte unwillkürlich lächeln. Sie hatten sich persönlich darauf geeinigt, daß wichtige Dinge grundsätzlich nicht über Satellitentelefon besprochen werden sollten. Bei Anrufen, die über den Äther geführt wurden, konnte man ebenso leicht mithören wie beim guten alten Gemeinschaftsanschluß. Der Hinweis auf die Presse bedeutete, daß Pitt das Thema tunlichst meiden sollte. »Die geifern nach einer geilen Story, stimmt’s?«
    »Die Boulevardpresse geht bereits mit einem Todesschiff im antarktischen Eis hausieren.«
    »Ernsthaft?«
    »Ich kann Ihnen die Artikel gern faxen.«
    »Ich fürchte fast, die werden von meiner Vermutung enttäuscht sein.«
    »Darf ich sie erfahren?«
    Pitt zögerte einen Moment. »Ich glaube, es könnte sich um ein unbekanntes Virus handeln, das sich durch die Luftströmung verbreitet.«
    »Ein Virus«, wiederholte Sandecker. »Nicht besonders originell, muß ich sagen.«
    »Mir ist durchaus klar, daß es etwas komisch klingt«, sagte Pitt. »Etwa so sinnvoll, wie im Zahnarztsessel zu liegen und die Löcher an der Schallschluckdecke zu zählen.«
    Sandecker ließ sich nicht anmerken, ob er sich über Pitts sinnloses Gefasel wunderte. Er seufzte lediglich schicksalsergeben, als wäre er dieses Geschwätz gewohnt. »Ich glaube, wir sollten uns da lieber auf die Ergebnisse der Wissenschaftler verlassen. Die scheinen mir die Sache besser im Griff zu haben als Sie.«
    »Entschuldigen Sie, Admiral, aber ich kann nicht mehr klar denken.«
    »Sie klingen, als wüßten Sie nicht mehr, wo hinten und vorne ist. Sobald Dempsey den Bergungstrupp rüberschickt, sehen Sie zu, daß Sie auf die
Ice Hunter
kommen und sich eine Weile aufs Ohr legen.«
    »Vielen Dank für Ihr Verständnis.«
    »Ist doch klar in dieser Situation. Wir sprechen uns später.« Ein Klicken, und der Admiral war weg.
    Deirdre Dorsett ging hinaus auf die Brückennock und winkte wie wild, als sie Maeve Fletcher an der Reling der
Ice Hunter
stehen sah.
    Voller Erleichterung darüber, daß sie nicht die einzige Überlebende auf einem Totenschiff war, lachte sie hell und hemmungslos auf, so daß ihre Stimme bis zum anderen Schiff

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