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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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»Begehen Sie von mir aus Land- und Hausfriedensbruch. Aber merken Sie sich eins: Wenn Sie von Dorsetts Wachmännern erwischt werden, brauchen Sie gar nicht erst hier anzurufen. Weil nämlich niemand rangehen wird.«
15
    Lautlos rollte eine Rolls-Royce-Limousine neben einem alten Flugzeughangar aus, der auf einem mit Unkraut überwucherten Feld am äußersten Rande des International Airport von Washington stand. Auf der unbefestigten, einsam und verlassen im Dunkel der Nacht daliegenden Straße wirkte die hochherrschaftliche Karosse so fehl am Platz wie eine elegante alte Dame von edlem Geblüt, die einen Streifzug durch ein verwahrlostes Stadtviertel unternimmt. Der trübe, gelbliche Lichtschein der betagten Straßenlaternen vermochte dem silbergrünen Metalliclack des Wagens nicht den geringsten Glanz zu entlocken.
    Bei dem Rolls handelte es sich um ein Modell namens Silver Dawn. Das Chassis hatte 1955 das Werk verlassen und war von der Karosseriebaufirma Hooper & Company mit einem maßgeschneiderten Aufbau versehen worden. In anmutigem Schwung verjüngten sich die vorderen Kotflügel nach hinten, gingen in die Karosserie über und bildeten eine bündige Linie mit den Flanken und den Weißwandreifen. Der Wagen verfügte über einen Sechszylinder-Reihenmotor mit obenliegenden Ventilen, der so ruhig lief wie eine elektrische Uhr.
    Geschwindigkeit war bei einem Rolls-Royce Nebensache. Wenn man sich nach den Pferdestärken erkundigte, teilte das Werk lediglich mit, es seien genügend vorhanden.
    St. Julien Perlmutters Chauffeur, ein wortkarger Mann namens Hugo Mulholand, zog die Handbremse, stellte den Motor ab und wandte sich an seinen Arbeitgeber, der fast die gesamte Rückbank ausfüllte. »Mir ist immer etwas unwohl zumute, wenn ich hierherfahren muß«, sagte er mit einem tiefen Baß, der zu seinen Bluthundaugen paßte. Er starrte auf das rostige Wellblechdach und die Wände, die seit vierzig Jahren nicht mehr gestrichen worden waren. »Ich kann mir nicht vorstellen, warum jemand freiwillig in so einem heruntergekommenen Schuppen wohnt.«
    Perlmutter wog stattliche hunderteinundachtzig Kilogramm, doch er hatte, so seltsam das auch klingen mag, kaum eine Speckfalte am Körper. Für einen Mann von seinen Ausmaßen war er erstaunlich kompakt. Er hielt den goldenen Knauf des hohlen, aufschraubbaren Rohrstocks hoch, in dem sich ein Flakon mit Brandy befand, und klopfte damit auf das Tischchen aus Walnußholz, das man aus der Rückseite des Vordersitzes klappen konnte. »Dieser heruntergekommene Schuppen, wie Sie ihn bezeichnen, beherbergt eine Sammlung alter Automobile und Flugzeuge, die Millionen von Dollar wert ist. Höchst unwahrscheinlich, daß einen hier draußen irgendwelche Banditen überfallen. Für gewöhnlich treiben die sich nicht in stockdunkler Nacht auf einem Flugplatz herum. Außerdem würde die Alarmanlage einer jeden Bank in Manhattan zur Ehre gereichen.« Perlmutter hielt inne und deutete mit dem Stock auf ein kleines, kaum erkennbares rotes Licht vor dem Fenster. »Just in die sem Augenblick werden wir von einer Videokamera überwacht.«
    Mulholand seufzte, stieg aus, ging um den Wagen herum und hielt Perlmutter die Tür auf. »Soll ich warten?«
    »Nein, ich werde hier zu Abend speisen. Nehmen Sie sich ein paar Stunden frei. Es genügt, wenn Sie mich um halb zwölf wieder abholen.«
    Mulholand half Perlmutter beim Aussteigen und geleitete ihn zum Eingang des Hangars, Das Tor war rostig und voll Staub – eine bewußte Tarnung. Jeder, der zufällig an diesem verlotterten Hangar vorbeikam, nahm an, daß es sich einfach um ein leerstehendes, zum Abriß freigegebenes Gebäude handelte.
    Perlmutter klopfte mit seinem Rohrstock an die Tür. Ein paar Sekunden später ertönte ein Klicken, und die Tür öffnete sich, wie von Geisterhand bewegt.
    »Wünsche angenehm zu speisen«, sagte Mulholand, während er Perlmutter eine n zylindrischen Gegenstand unter den Arm schob und ihm den Aktenkoffer griffbereit hinhielt. Dann drehte er sich um und ging zu dem Rolls zurück.
    Perlmutter trat in eine andere Welt ein. Hier gab es weder Staub noch Ruß noch Spinnweben. Statt dessen befand er sich in einem hell erleuchteten, freundlichen und makellos sauberen Raum, in dem ihn blitzender Lack und Chrom empfingen. Rund fünfzig klassische Automobile, zwei Flugzeuge und ein um die Jahrhundertwende gebauter Eisenbahnwagen, allesamt restauriert und in bestem Zustand, standen auf dem glänzenden Betonboden. Lautlos schloß

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