Schön ist das Leben und Gottes Herrlichkeit in s
Ute durch den Hauseingang in die Küche: »Geh in mein Zimmer.« Sie blickte verwirrt um sich, sie kannte ja nur den Einstieg durch das Fenster. Volkan lachte leise: »Da rechts.« Sie verschwand hinter seiner Tür. Er machte Tee und strich ein Butterbrot, pfiff sogar, er würde von nun an für sie sorgen, richtete beides auf einem Tablett an und trug es in sein Zimmer.
Sie lag auf dem Bett, die Decke bis zur Nase hochgezogen, nur ihre Augen und ein Büschel krauser Haare waren zu sehen, auf dem Boden ein Haufen Kleider, seine Jacke und ihre, Hose und T-Shirt, obenauf graue Unterwäsche.
Er stellte das Tablett auf den Boden, ging in die Hocke und reichte ihr den Tee. Ein Arm kam unter der Decke hervor, griff nach der Tasse.
»Warum tust du das?«, er deutete auf den Kleiderberg.
Sie schluckte, reichte den Becher zurück: »Ich will deine Frau werden, heute noch, es wird lange dauern, bis wir uns wiedersehen, und ich möchte dir gehören.«
Einen so langen Satz hatte er sie noch nie sagen hören, und er bemerkte, dass sie ihn geprobt hatte, die Laute kamen klarer als sonst.
Er erhob sich und trat an die Tür, drehte den Schlüssel im Schloss, ging ans Fenster, zog den dünnen braunen Vorhang vor, ein eigenartiges Dämmerlicht fiel durch das Gewebe. Er begann, sich zu entkleiden, wagte nicht, die Unterhose abzulegen, er schlüpfte zu ihr unter die Decke.
Sie hatte sich auf den Bauch gedreht, dann zur Seite, langsam rutschte Volkan von hinten an sie heran, flüsterte: »
Bismillah
, im Namen Gottes«, er zog die Unterhose hinab, schob sein Glied zwischen ihre Schenkel, stieß zu, augenblicklich spritzte er in sie, es war sein erstes Mal.
Danach lagen sie regungslos.
Bis sich Volkan auf die Bettkante setzte und sagte: »Es tut mir leid.«
Seine Unterhose lag am Boden, er bückte sich und zog sie an: »Ich komme gleich wieder.«
Ute lag auf dem Bauch, das Gesicht ins Kissen vergraben.
Volkan ging zur Tür und entriegelte sie, spähte um die Ecke – kein Vater zu sehen –, schlüpfte auf den Flur und ins Bad, setzte sich auf die Toilette, stützte den Schädel in die Hände, formte sie zu Fäusten und begann, auf ihn einzutrommeln.
Er hatte das Wichtigste vergessen: ihr zu vergeben.
Aber es war noch nicht zu spät. Er stand auf.
Als er das Zimmer betrat, lag die Bettdecke am Boden, die Kleider waren verschwunden, das Fenster stand offen. Er stürzte vor, streckte den Kopf hinaus, sah nach links und nach rechts. Keine Spur von Ute, nur der Vater war zu sehen, wie er die Windschutzscheibe eines Autos wusch und ihm zuwinkte.
Volkan schloss den Fensterriegel, rührte sich fast eine Stunde lang nicht, bis der Vater ihn holte: »
Oğlan
, warum hast du nichts an, komm Mittagessen, es ist längst Zeit für die Suppe.«
Zwei Tage später fanden Spaziergänger das Mädchen mit der Hasenscharte im Wald. Auf dem Moos in einer Lichtung lag sie, mit weit geöffneten Schenkeln. Blutüberströmt. Der Lauf der Pistole des Onkels steckte noch in ihr.
Nachwort
Am 17. Januar 2011, dem Tag, als ich dieses Manuskript fertigstellte, lag ein kleiner roter Umschlag in meinem Briefkasten.
Es war der Brief einer jungen Verwandten, den ich mit ihrer Erlaubnis abdrucke.
Utes Geschichte ist wahr, und sie endete 1981.
C.s Geschichte ist auch wahr, und sie ist noch nicht zu Ende.
Corinna T. Sievers
Liebe Familie
,
10.01.2011
mein Name ist C
.
Ich bin siebenundzwanzig Jahre alt
.
Ich bin Eure Tochter, Schwester, Nichte, Enkelin und Cousine. Mutter einer Bezaubernden, Tochter eines Wilden
.
Ich bin einen Meter fünfundsiebzig groß, schlank mit langen Beinen. Seit der Schwangerschaft etwas schwerer, als ich mir vorstelle
.
Ich kleide mich gerne bunt und wechsele stetig Haarschnitt und -farbe
.
Ich habe einige Freunde und viele Bekannte
.
Ich kann schön schreiben und bezaubernd zeichnen
.
In meiner Freizeit nähe und stricke ich
.
Ich liebe die schönen Künste
.
Ich bin intelligent und kann mich benehmen
.
Ich verdiene gut, mein Auto ist grün
.
Als Kind wurde ich missbraucht
.
Von dem Mann, der sich mein Vater nannte
.
Ich bin aufgewachsen in Dunkelheit und Schweigen
.
Ihr alle seid Teil einer Familie, in der ein kleines Mädchen jahrelang stillschweigend missbraucht wurde
.
Teil einer Gesellschaft, in der Kinder missbraucht werden und man so tut, als gäbe es dieses Abscheuliche
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