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Schön ist das Leben und Gottes Herrlichkeit in s

Schön ist das Leben und Gottes Herrlichkeit in s

Titel: Schön ist das Leben und Gottes Herrlichkeit in s Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Sievers
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inzwischen und krumm, aber immer noch freundlich, und wenn er Ute sah, sagte er: »Hab das Menschlein gefunden, schwamm im Wasser, bei den Fischen.« Ute lächelte ihm zu, er war einer wie sie, ein Ausgestoßener. Doch sie hatte jetzt Volkan und war nicht mehr allein.
    Dann kamen sie an das Geschäft des Juweliers, spähten in sein beleuchtetes Fenster und betrachteten die Auslagen: riesige Bernsteine, manche roh, manche poliert, zu Tropfen oder Herzen geschnitzt, und auf einem samtenen Kissen das teuerste Exponat, ein Fundstück mit Spinne, vor Millionen von Jahren erstarrt im Moment ihres Todes.
    Volkan gefiel ein Anhänger in Form eines Kopfes, der Juwelier hatte das rechte Gespür gehabt, einen Totenschädel daraus zu machen. Volkan presste die Nase an die Scheibe: »Dafür würde ich meine Großmutter verkaufen, Scheiße noch mal!« Er hatte Pit vergessen, für einen Moment, er schwärmte, bis der Ladeninhaber kam und sie mit grimmiger Miene vertrieb: »Kanake, Missgeburt!«
    Volkan zitterte vor Wut, als sie abzogen, und legte den Arm um Ute. Vor der Tankstelle sah er sie an, die platte Nase, die klaffende Lippe, dann rutschte sein Blick auf ihre Brüste, er flüsterte: »Du bist keine Missgeburt, du wärst schön«, er legte die Hand vor ihr Gesicht, »wenn das hier nicht wäre, wärst du schön, ich würde dich heiraten.« Er zog die Hand fort, drehte sich um und ließ Ute stehen. War das ein Versprechen?
    Am Abend war Ute allein zu Hause. Mutter und Onkel waren ausgegangen, in den Dorfkrug vielleicht, um Bier zu trinken, die Großmutter gab ihnen auch dafür hin und wieder Geld.
    Zuerst suchte sie das Schlafzimmer auf, setzte sich auf das ungemachte Bett und blickte um sich, dachte an Marianne, von der sie nichts mehr gehört hatte, seit sie ausgezogen war. Dann hockte sie sich auf den Boden, fand das lose Brett, die Pistole des Onkels war noch an alter Stelle, glänzend und schwer. Doch der Tod lockte sie heute nicht. Volkan hatte gesagt, sie sei schön, vom Hals an abwärts jedenfalls. Sie legte das Brett zurück und kroch unter das Bett, dort hatte sie zwischen zwei Latten ihr Geld versteckt, hatte es eingeklemmt, so dass es nicht herabfiele. Sauber machte hier niemand, es würde unbemerkt bleiben. Hundertzwanzig Mark, die für den Totenkopf aus Bernstein genügen würden, er kostete nur neunundneunzig. Ute könnte noch ein Kettchen aus falschem Gold dazukaufen und ein samtenes Kästchen.
    Im Bad zog sie sich aus und wusch sich, plötzlich spürte sie, dass sie Volkan zwischen ihren Beinen wollte.
    Sie blieb nackt, ging zurück ins Schlafzimmer, zum Kleiderschrank, öffnete ihn und nahm ein Tuch heraus, das der Mutter gehörte, schwarz und halb durchsichtig. Sie legte es über den Kopf und betrachtete sich in der spiegelnden Fensterscheibe. Das war nicht mehr sie, das war eine Fremde, geheimnisvoll und lockend, und so wollte sie sich Volkan hingeben.
    Sie warf Mutters Mantel über, mehr nicht, hob das Tuch an und schlug es zurück, schlüpfte in ihre Stiefel und zog die Wohnungstür zu.
    Nackt unter dem Mantel und zitternd vor Kälte lief sie die Straße hinab, niemand begegnete ihr außer einem dreibeinigen Hund.
    Die Tankstelle lag im Dunkeln, ebenso die Wohnräume daneben; Volkans Zimmer musste hinter dem letzten Fenster sein, auch hier war kein Licht. Ute schlich näher und blieb unter dem Sims stehen. Zog den Schleier über das Gesicht und hob den Arm. Ihre Nägel auf der Scheibe klangen wie leise Musik, sie sollte ihn wecken. Sie sah, wie der Vorhang beiseite gezogen wurde, Volkans verschlafenes Gesicht erschien. Er blinzelte nach draußen, erschrak vor ihrer Vermummung. Sie ließ den Mantel fallen und stand vor ihm, ihr bleicher Körper schimmerte in der Dunkelheit. Er zögerte kurz, blickte sich um, und als er sah, dass sie allein waren, öffnete er den Riegel, streckte die Arme aus und hievte Ute über die Fensterbank ins Innere.
    Sein Jungenzimmer war winzig, ein Bett, Poster an den Wänden, Suzi Quatro und Sweet, keine weiteren Möbel. »Leg dich hin«, sagte er heiser, und Ute gehorchte, sie rückte den Schleier über das Gesicht und schloss die Augen. Sie erwartete Volkans Gewicht auf ihrem Körper, sein Eindringen, den Schmerz, dann spürte sie, wie sich das Bett senkte und er sich neben sie legte. Sie wandte den Kopf, spähte durch den Schleier und sah Volkans nackten Körper, so weiß wie ihrer, sein Geschlecht klein und aufrecht. Er suchte ihre Hand, nahm sie und atmete schwer: »Ich darf

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