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Schön ist das Leben und Gottes Herrlichkeit in s

Schön ist das Leben und Gottes Herrlichkeit in s

Titel: Schön ist das Leben und Gottes Herrlichkeit in s Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Sievers
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dich nicht nehmen, so sehr ich auch will, das wäre
namussuzluk
, ehrenlos, und du sollst rein in unsere Ehe gehen,
bakire
.« Dann begann er zu erzählen, von der Zukunft, sie würden einen Arzt finden, der Ute operierte, heutzutage könnten die Ärzte Wunder vollbringen, hinterher würde Ute die Schönste sein, und dann würden sie Mann und Frau, vor aller Augen. Sein Geschlecht wurde weich, er hatte Ute vergessen, in Gedanken weit weg, bei seinem Hochzeitsfest. In der Türkei gäbe es Kirchen wie Paläste, Strände wie in der Südsee, und alle Menschen seien freundlich.
    Ute rührte sich nicht, sie liebte, was er sagte, liebte ihn, da rumpelte es auf dem Flur und die Stimme des Vaters ertönte: »Volkan, Volkan,
ne oldu
, was ist los
?
«
    Volkan sprang auf, packte Utes Arm und zog sie vom Bett, zum Fenster hin: »Schnell, schnell, er darf dich hier nicht finden, dann ist alles aus!« Er drückte ihr einen Kuss auf den Mund, durch den Schleier hindurch, und schloss das Fenster in dem Moment, als Ute auf dem Asphalt landete. Sie kauerte sich zusammen, unter ihr der liegen gelassene Mantel, sie raffte ihn über die bloßen Hüften, da ging das Licht in Volkans Zimmer an, und dumpfes Gemurmel erscholl. Vielleicht konnte er seinen Vater beschwichtigen, die Stimmen wurden leiser, das Licht erlosch, aber das Fenster blieb geschlossen.
    Ute wartete weitere fünf Minuten, kroch dann zur Straße, erhob sich erst hinter der nächsten Ecke und eilte nach Hause, ein Uhr früh, sie hatte Onkel und Mutter vergessen.
    Sie kamen in dem Moment, als Ute die Tür aufstieß, schwankend die Straße entlang. Ute sah aus dem Augenwinkel, wie der Onkel auf sie zeigte, sie schlüpfte schnell ins Haus und warf Stiefel, Mantel und Schleier ab. Kroch auf ihre Küchenbank, zog die Decke über die Nase und kniff die Augen zusammen, vielleicht ließ sich der Onkel glauben machen, er habe sich geirrt.
    Das Haus war alt, die Holzdielen vibrierten, Ute fühlte den stampfenden Schritt des Onkels. Er bellte etwas, die Mutter schien zu widersprechen.
    Sie betraten die Küche, das Licht ging an, blendete Ute, ihre Hand fuhr hoch vor das Gesicht, und verriet sie. Der Onkel hob das Knie und rammte es in das magere Hinterteil der Mutter: »Los, rüber mit dir, an die Wand, und sieh genau hin, wie es einer Hure geht.« Die Mutter stolperte gegen die Spüle, blieb dort stehen, klein und krumm.
    Ute saß auf ihrer Bank, versuchte nicht, ihre Blöße zu bedecken, das würde ihn nur reizen, sah ihm entgegen und fragte sich, was es gäbe, das er ihr nicht schon angetan hätte. Sie sah ihn näher treten, roch seinen Atem, Alkohol und Zigaretten und faulige Zähne: »Dreh dich um.« Ute gehorchte, nur ein Geschlechtsakt, mehr nicht, das würde sie überstehen, sie beugte sich vor. Der Onkel nestelte an seiner Hose, es stank nach Pisse, er packte ihre Hüften, schob sich an sie, schien zu zögern, etwas zu suchen. Da zerriss sie ein Schmerz, sie schrie mit heiserer Stimme: »Mama, hilf mir!«, sie schrie wie eine Katze.
    Später lag sie auf dem Boden, unfähig, sich zu rühren, ließ die Nacht vergehen, Stunde um Stunde, kroch schließlich um sechs Uhr ins Bad, wusch ihren befleckten Körper, zog sich an, unendlich langsam, und verließ das Haus, gekrümmt vor Schmerz bei jedem Schritt.
    Sie hockte sich auf den Bordstein gegenüber der Tankstelle, legte die Hände unter die Hinterbacken, so ließ sich der Schmerz ertragen, wenn sie sich nicht rührte. Sie beobachtete, wie das Leben erwachte, das Leben der anderen. Volkans Vater tauchte auf, klein auch er, aber aufrecht wie der Sohn, er schlurfte an seinen Platz, schloss die Kasse auf und wartete auf Kundschaft.
    Dann kam Volkan, in seiner orangen Jacke, immer trug er leuchtende Farben, warf seinem Vater einen Kuss zu und trat auf den Gehweg. Er blickte munter die Straße hinab, auf der Suche nach Ute, und entdeckte sie gegenüber. Ute erhob sich, humpelte auf ihn zu, das Gesicht geschwollen. Volkan erstarrte.
    »Was haben sie mit dir gemacht?« Er hob die Hand und wollte sie liebkosen, da hörte er zum ersten Mal die Stimme, die nicht an sich halten konnte, die ihre Qual herausschrie: »Er kam von hinten, von hinten, er hat mich in Stücke gerissen!«
    Volkan wurde bleich, ließ die Hand sinken und trat zurück, einen Schritt, dann zwei, sagte: »
Iğrenç
, ihr seid
iğrenç
, verschwinde, ich will nichts mehr mit euch zu tun haben!« Er drehte sich um und ging zu seinem Fahrrad, das an der Wand lehnte wie

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