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Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Titel: Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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Ihnen schaden wollte?“, fragte ich ihn. „Als Autohändler hat man sicher den einen oder anderen unzufriedenen Kunden. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass …“
    „Nein. So war das nicht gemeint. Ich habe keine Psychopathen unter meinen Kunden. Natürlich ging es bei dem Mord nicht um mich persönlich. Die Polizei vermutet, dass der Täter spontan gehandelt hat. Das heißt, er sah die Skodas da stehen und dachte sich, jetzt wisch ich dem Strohmeier eins aus. Er hätte die Leiche ja auch in einem Kofferraum verstecken können. Aber nein, er setzte sie demonstrativ ans Steuer. Es war ihm offensichtlich egal, dass sie bald entdeckt wurde.“
    „Es handelte sich um eine Limousine, oder? Hätte denn die Leiche im Kofferraum Platz gehabt?“
    „Ja, die Skodas haben große Kofferräume. Der Octavia zum Beispiel hat ein Kofferraumvolumen von 560 Liter.“
    „Ich nehme an, dass er die Autotür aufgebrochen hat. Warum ist der Alarm nicht losgegangen?“
    „Das ist ja das Verrückte an dieser Geschichte. Dieser Wagen war im Gegensatz zu allen anderen nicht abgesperrt. Weder die Polizei noch ich haben bis jetzt herausgefunden, welcher meiner Mitarbeiter dafür verantwortlich war. Gestern herrschte ein ziemlicher Trubel. Wir hatten viele Interessenten für unsere Neuwagen. Machten unzählige Probefahrten, vor allem mit dem Superb und dem Yeti.“
    Als Achmed und Herr Örzan sich mit zwei anderen Türken wieder zu uns gesellten und der grauenhafte Mord in allen möglichen Facetten erneut diskutiert wurde, verabschiedete ich mich. Ich schob mein Rad weiter zum Luegerbrunnen, verspürte das dringende Bedürfnis, mir die Hände zu waschen.
    Nach fast zwanzig Jahren holte mich der Tod nun wieder ein. Zwei Todesfälle innerhalb weniger Tage, dazu der Mordversuch an Orlando, und ich war quasi immer live dabei. Was war bloß los in Margareten? Der Fünfte war doch sonst ein eher friedlicher Bezirk.
    Ich war traurig und leicht gereizt. Vielleicht sollte man eine Bürgerinitiative für die Umbenennung des Luegerbrunnens gründen. Diesem antisemitischen Bürgermeister von Wien musste man in dieser roten Stadt ja wirklich nicht so viele Plätze widmen, dachte ich. Ein Sigmund-Freud-Brunnen in Margareten wäre viel passender. Schließlich stammte der Begründer der Psychoanalyse genauso wie viele andere Margaretner aus Mähren.
    Obwohl es erst halb zwölf war, als ich im Seniorenheim in der Arbeitergasse ankam, hatte mein Großvater bereits zu Mittag gegessen und war schon wieder ins Bett gebracht worden.
    Emanuel Kafka hielt nicht viel von Mittagsschläfchen. Er wirkte hellwach, als ich auf Zehenspitzen sein Zimmer betrat. Zwar konnte er nicht mehr sprechen, doch er strahlte übers ganze Gesicht, als er mich erblickte.
    Ich kam mir vor wie in einer Sauna. In seinem Zimmer hatte es mindestens 30 Grad. Wahrscheinlich froren alte Menschen leichter. Dennoch schien mir diese Energievergeudung, vor allem an einem so strahlend schönen Tag wie heute, übertrieben.
    Ich schilderte ihm in Kurzfassung die Ereignisse der vergangenen Tage. Die Frauenmorde interessierten ihn offensichtlich brennend. Er wurde richtig nervös, als ich davon sprach.
    Die Verständigung mit ihm war nach seinem Schlaganfall etwas schwierig geworden. Zum Glück funktionierte sein Verstand nach wie vor. Aber sein Sprachzentrum war gestört. Er musste alles aufschreiben.
    Als ich ihm den grausamen Mord an der Rechtsanwältin Vera Navratil schilderte, verlangte er sogleich nach Block und Bleistift, die immer griffbereit auf seinem Nachtkästchen lagen.
    Zuerst schrieb er „Schramm“ auf den Zettel. Ich kannte Kommerzialrat Schramm, der ein Modegeschäft in der Reinprechtsdorfer Straße hatte. Dann kritzelte er zwei weitere Namen auf den Zettel: „Haasbeisl“ und „Herr Karoly“.
    Es schien ihn nicht zu stören, dass ich kürzer als sonst bei ihm blieb. Er strahlte mich an, als ich sagte, dass ich mich sofort zu Herrn Schramm und danach ins Haasbeisl begeben wolle. Beim Abschied versprach ich ihm, morgen wieder vorbeizuschauen und ihm von den Ergebnissen meiner Nachforschungen zu berichten.
    Nachdem ich das Seniorenheim verlassen hatte, fuhr ich sofort zu Schramm-Textilien in der Reinprechtsdorfer Straße.
    Helmut Schramm war seit einundzwanzig Jahren Bezirksrat und zwölf Jahre lang Chef der konservativen Margaretener ÖVP gewesen. Er wusste wahrscheinlich fast ebenso gut wie der rote Bezirksvorsteher Wimmer, was in seinem Bezirk vorging. Die beiden kannten

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