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Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition)

Titel: Schön tot: Ein Wien-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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all diese Skodas. „Was ist passiert?“, fragte ich.
    Bevor er noch antworten konnte, redeten zwei Türken auf mich ein. Ich verstand nur die Hälfte von dem, was sie mir mitzuteilen versuchten, da plötzlich noch zwei weitere Männer aufgeregt zu erzählen begannen. Verzweifelt sah ich Herrn Strohmeier an.
    „Eine bekannte Rechtsanwältin ist heute früh beim Joggen ermordet worden“, sagte er mit belegter Stimme. „Sie wurde vor etwa zwei Stunden in einem meiner Ausstellungswagen entdeckt.“
    „Eine bildschöne Frau mit langem, lockigem Haar und einer Superfigur. Jeder im Siebenbrunnenviertel wusste, dass sie morgens, bevor sie in ihr Büro ging, unten am Wienfluss joggte“, sagte ein junger Türke.
    „Sie ist mit einer Adrenalinspritze umgebracht worden“, warf ein älterer Mann ein.
    „Ich dachte zuerst an Selbstmord …“, sagte der junge.
    „Blödsinn“, herrschte ihn der ältere Türke an. „Ich hab sofort gewusst, dass es Mord war.“
    „Hätte doch sein können, dass sie sich selbst eine tödliche Injektion verpasst hat.“
    „Und die Abschürfungen an ihren Armen und Beinen?“
    „Vielleicht ist sie gestürzt?“
    „Und dann hat sie es sich in einem von Strohmeiers Wagen gemütlich gemacht und sich eine tödliche Spritze ins Aug verpasst? Du schaust dir zu viele Horrorfilme an, Achmed“, sagte der ältere Türke spöttisch.
    „Vielleicht haben sie ja irgendwelche besoffenen Idioten in den Wagen gesetzt …“
    „Haben Sie die Tote gefunden, Herr Strohmeier?“, unterbrach ich das Geplänkel der beiden Türken. Er schüttelte den Kopf.
    „Achmed hat sie entdeckt.“ Er deutete auf den jungen Mann. „Er beliefert einige Geschäfte in unserem Viertel mit Südfrüchten und Gemüse. Achmed sagte dann seinem Onkel Bescheid und Herr Örzan rief mich sofort an. Ihm gehört ein Laden in der Nähe. Die beiden haben nichts angerührt. Sie haben nicht einmal die Autotür geöffnet, als sie bemerkten, dass eine Tote am Steuer saß.“
    „Dass sie tot war, ließ sich nicht übersehen“, murmelte Achmed und ging mit seinem Onkel ins Café.
    „Wir standen alle drei unter Schock“, fuhr Strohmeier fort. „Ich hatte vorher noch nie ein Mordopfer gesehen. Sie müssen sich vorstellen, dieser Irre hat Vera Navratil nicht nur mit einer Adrenalinspritze buchstäblich hingerichtet, sondern die Nadel einfach in ihrem linken Auge stecken gelassen.“
    Mir wurde übel. Ich lehnte mich an mein Fahrrad und schloss die Augen.
    „Pardon. Vielleicht hätte ich das nicht erwähnen sollen“, sagte Herr Strohmeier.
    „Nein, es geht schon wieder. Ich begreife nur nicht, wie man jemandem eine Injektionsnadel ins Auge stechen kann. Die Vorstellung allein ist dermaßen grauenhaft …“
    „Die Polizei vermutet, dass der Täter sie versehentlich im Auge erwischt hat, dass er es wahrscheinlich auf ihren Hals abgesehen hatte.“
    „Auch das ist krank“, meinte ich.
    „Ich habe Frau Dr. Navratil flüchtig gekannt. Sie hat sich vor allem als Scheidungsanwältin einen Namen gemacht“, sagte er. „Soviel ich weiß, wohnte sie am Siebenbrunnenplatz in einem Dachausbau. Laut Meinung der Kriminalpolizei war sie überfallen worden, als sie gerade von zuhause loslaufen wollte. Sie lief täglich die gleiche Strecke. Vom Siebenbrunnenplatz aus die Reinprechtsdorfer Straße hinunter bis zur Pilgrambrücke, den Wienfluss entlang über den großen Parkplatz, auf dem samstags immer der Flohmarkt stattfindet, bis zum Ende des Naschmarkts und dann über die Kettenbrückengasse und Margaretenstraße wieder retour zum Siebenbrunnenplatz.“
    „Warum ist sich die Polizei so sicher, dass Vera Navratil vor und nicht nach dem Joggen ermordet worden ist?“
    „Der Mörder muss zugeschlagen haben, als es dämmrig war. Am Siebenbrunnenplatz herrscht nach Sonnenaufgang meist rege Betriebsamkeit. Die Türken sind genau solche Frühaufsteher wie wir Österreicher. Außerdem war ihre Kleidung nicht verschwitzt.“
    „Und warum hat sich der Täter die Mühe gemacht, sein Opfer ans Steuer eines Ihrer Ausstellungswagen zu setzen?“, fragte ich. „Das macht überhaupt keinen Sinn. Er hätte die Tote ja auch einfach auf dem Platz liegenlassen können.“
    „Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass das mit mir zusammenhängt. Ich nehme an, er wollte sie in einem Skoda beerdigen, um mir zu schaden …“ Er brach ab.
    Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Herr Strohmeier noch mehr zu sagen hatte. „Sie meinen wirklich, dass der Täter

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