Schön und ungezähmt
blieb so mancher Mund vor Erstaunen offen.
Es war auf jeden Fall ein verwirrender Moment. Doch hier war er nun.
»Es ist eine hübsche Melodie, finde ich, aber sie ist bei Weitem nicht so beeindruckend wie die Musik, die wir in Rolthven haben hören dürfen.«
»Ja.« Die Antwort war neutral. »Ihr habt einige Male erwähnt, wie sehr Ihr Rebeccas Spiel genossen habt.«
»Sie ist so talentiert wie schön.Was wahrhaftig ein großes Lob ist.«
Lady Marston blickte zu ihm auf. Ihre Lippen waren geschürzt. »Ich bin mir durchaus des Interesses bewusst, das meine Tochter für Euch entwickelt hat. Und ich bin sicher, mit Eurer Erfahrung und Weltgewandtheit wird es auch Euch aufgefallen sein.«
Obwohl er versuchte, nicht seine Motive zu hinterfragen, warum er Lady Marston zum Tanz aufgefordert hatte, wollte er vermutlich doch herausfinden, was sie nach seinem gestrigen Besuch über ihn dachte. Er war nicht sicher, ob Damiens teuflisches Eingreifen hilfreich gewesen war oder die schlimmstmögliche Idee. In seinem aktuellen Zustand der Unruhe konnte er weder schlafen noch sich auf selbst alltägliche Aufgaben konzentrieren.
Was wäre, wenn ich um sie werben würde?
» Ich bin gleichermaßen geschmeichelt und in Verlegenheit«, gab er zerknirscht zu. »Und ich bin sicher, auch Ihr seid erfahren genug, Mylady, um den Grund dafür zu verstehen.«
»Bei meiner Tochter stehen Euch nicht die üblichen Möglichkeiten offen.« Sie fügte ironisch hinzu: »Das ist zugleich eine Beobachtung und eine Warnung, Mylord.«
»Habe ich denn irgendeine Möglichkeit?«, fragte er unverblümt. »Das habe ich mich gefragt.«
»Ich nehme an, es kommt darauf an, wie entschlossen Ihr seid. Als Ihr letztens zu uns kamt und ich bemerkte, dass es sich nicht nur um einen zufälligen Besuch handelte, wie Euer Bruder gern den Anschein erwecken wollte, muss ich gestehen, ich war überrascht.«
Ihre geringe Begeisterung hatte er durchaus bemerkt, obwohl er zu höflich war, das in diesem Moment zu erwähnen.
In diesem Augenblick verstummte die Musik. Robert hatte keine andere Wahl, als ihre Hand loszulassen und sich zu verbeugen. Sie erwiderte seine Verbeugung mit einem anmutigen Kopfnicken und einem undurchdringlichen Blick. »Ich glaube, was als Nächstes passiert, hängt von Euch ab. Wägt die Intensität Eures Interesses ab, und wenn es Euch ernst ist, werde ich Euch zum Wohl meiner Tochter mit Benedict helfen.«
Sie drehte sich um und ließ ihn mit einem, wie er vermutete, sehr überraschten Gesichtsausdruck stehen. Weil er gierige Blicke auf sich ruhen spürte, setzte er eine gleichgültige Miene auf und verließ die Tanzfläche.
Wägt die Intensität Eures Interesses ab.
Er ging in eines der Spielzimmer und spielte ein paar Partien Karten. Seine Unaufmerksamkeit war jedoch allzu offensichtlich, und als er seine letzte Hand gewann, musste der neben ihm sitzende Gentleman ihn darauf aufmerksam machen, damit er seinen Gewinn einstrich. Verdammt, er sollte sich am besten der Wahrheit stellen, dachte er, als er vom Tisch aufstand und sich verabschiedete. Er konnte sich auf nichts anderes konzentrieren. Es war schwer zu glauben, aber er hatte sich sogar gerade vorgestellt, wie es wäre, in seinem Haus den Korridor entlangzugehen
und zu hören, wie im Hintergrund jemand gekonnt Pianoforte spielte.
Das Ergebnis seiner brütenden Überlegungen schien unausweichlich.
Er wollte vielleicht um niemanden werben, er wünschte vielleicht nicht, zu heiraten. Aber er konnte sich Rebecca Marston einfach nicht aus dem Kopf schlagen. Er wollte sie. Wollte ihre Lippen wieder schmecken, wollte ihren warmen und willigen Körper in seinen Armen spüren. Aber das war nicht alles, was er wollte.
Er entschuldigte sich und verließ rasch das Fest. Er machte sich auf den Weg zu einem Ort, der ihn nicht an die Frau erinnern würde, die ihn zuletzt so sehr abgelenkt hatte.
Fünfzehn Minuten später sprang Robert aus seiner Kutsche. Er bemerkte die Lichter, die das Haus vor ihm hell erleuchteten, und er grinste einen der anderen Ankömmlinge an. »Palmer. Wie geht es Euch?«
Lord Palmer kam leicht schwankend und offensichtlich bereits angetrunken den Bürgersteig entlang. »Mir geht’s verteufelt gut, Northfield. Danke. Klingt nach einer famosen Party, was? Hab gehört, Betty schickt heute ein paar ihrer besten Mädchen her.«
Robert versuchte, sich unverbindlich zu geben. Jetzt, da er hier war, hatte er zu seinem Missfallen tatsächlich kein Interesse
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