Schön und ungezähmt
Unterarm gruben.
Er drehte sich um und lächelte ihren Vater kühl an. »Ich wollte sie gerade wieder ins Haus begleiten.«
»Nicht nötig.« Sir Benedict stand mit undurchdringlicher Miene im Türrahmen. »Ich werde selbst dafür sorgen.«
Rebecca zögerte einen Moment. Sie machte auf ihn einen gleichermaßen verlegenen und verwirrten Eindruck, als so plötzlich – und geradezu greifbar – eine Spannung in der Luft lag. Sie flüsterte nur noch: »Gute Nacht, Lord Robert.«
»Gute Nacht.« Er beobachtete, wie sie ging und ihre Seidenröcke dabei anmutig ihren Körper umspielten. Ihr Vater folgte
ihr, nachdem er einen letzten, verächtlichen Blick in seine Richtung geworfen hatte.
Er war soeben gewarnt worden.
»Wenn du eine wie auch immer geartete, romantische Neigung zu Robert Northfield zu entwickeln gedenkst, kannst du dir das gleich wieder aus dem Kopf schlagen.«
Jedes seiner kurz angebundenen Worte war wie ein kleiner Hieb. Rebecca kämpfte gleichermaßen gegen ihre Entrüstung, weil sie in Gegenwart eines anderen wie ein Kind behandelt worden war – besonders in Roberts Gegenwart! -, wie auch gegen eine gewisse Verwirrung an. Sie war praktisch die Treppe hinaufgezerrt und in ihr Zimmer geschoben worden. Das war auch alles andere als würdevoll. »Es war bloß ein kleiner Spaziergang auf der Terrasse. Mutter kann dir doch erklären, dass er mich nicht einmal darum gebeten hat. Es war der Vorschlag seines Bruders.«
»Glaube ja nicht«, sagte ihr Vater mit derselben, kalten Stimme, »dass ich nicht bemerkt habe, wie du auf den jungen Mann reagiert hast.«
Das brachte sie in Verlegenheit. Wenn sie es leugnen könnte, würde sie es tun. Aber sie konnte nicht. Also bemühte sie sich bloß, nicht über ihre Röcke zu stolpern, während sie versuchte, sich seinen schnellen, weit ausgreifenden Schritten anzupassen.
»Er ist als Ehemann völlig inakzeptabel.«
Der Gesichtsausdruck ihres Vaters war unmissverständlich. Dennoch wagte Rebecca eine Frage, da sie keine Ahnung hatte, was genau vor sich ging. »Du magst ihn nicht. Warum?«
»Ich verabscheue ihn«, bestätigte ihr Vater. »Und ich werde dir den Grund dafür nicht sagen.«
»Du magst den Herzog. Du hast seine Gastfreundschaft angenommen. Und offenbar genießt auch Lord Damien dein Ansehen, denn du hast mich mit deiner Begeisterung in die Verlegenheit gebracht, mit ihm meine Zeit zu verbringen.«
»Keiner von beiden hat etwas mit dieser Sache zu tun. Robert Northfield hat seinen eigenen Kopf, und es geht dich nichts an, warum ich ihn nicht mag.«
»Warum nicht?«, fragte sie ungläubig. »Da du nach nichts mehr als einer einfachen Unterhaltung bereits ein Ultimatum stellst, will ich den Grund dafür wissen.«
Man hatte ihnen Räume im linken Flügel zugewiesen. Der lange, elegante Flur, der von Holztüren und brennenden Lampen auf Tischen gesäumt war, erstreckte sich vor ihnen. Das Gesicht ihres Vaters war hart wie Granit, als er zu ihrer Tür stapfte und sie für Rebecca öffnete. »Wir sehen uns dann morgen früh, meine Liebe.«
Kapitel 11
Wenn die Jagd beginnt, denkt daran, dass Ihr der Preis seid, den es zu erringen gilt. Wenn Ihr die Macht aufgebt, wird er sie mit Freuden wieder an sich reißen. Wenn Ihr beschließt, sie zu behalten, wozu ich Euch auf jeden Fall raten würde, tut es auf höchst subtile und lustvolle Art.
Aus dem Kapitel »Dinge, die jede Frau wissen sollte«
Die komische Jagd entsprach nicht Coltons Vorstellung von einer angenehmen Vormittagsbeschäftigung. Außerdem war es keine
besonders würdevolle Angelegenheit. Aber er hatte einer Teilnahme zugestimmt, weil Brianna ihn auf eine Art gefragt hatte, dass es ungehobelt gewesen wäre abzulehnen. Die anderen Gäste schienen sich dem Geist dieser Veranstaltung mit Hingabe zu widmen, und es war wirklich unterhaltsamer, als den ganzen Morgen mit seinem Sekretär im Arbeitszimmer sitzend zu verbringen.
Besonders in Augenblicken wie diesen, befand er, während er hinter seiner Frau herspazierte und einen Blick auf ihre wohlgeformten Fußknöchel erhaschte, als sie sich nach vorne beugte und triumphierend einen Preis unter einem Zierbusch hervorholte. Brianna richtete sich auf und streckte ihm ihre Hand hin. »Sieh nur. Ich finde, das hier sieht recht hübsch aus.«
»Es ist bloß ein Stein«, erwiderte er möglichst behutsam.
»Aber ein hübscher, findest du nicht?«
»Ich muss gestehen, dass ich mir nicht besonders oft Gedanken über die ästhetischen
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