Schön und ungezähmt
Eigenschaften von Steinen mache.«
Brianna warf ihm einen gespielt empörten Blick zu. »Euer Gnaden, wollt Ihr diesen Wettbewerb nicht gewinnen? Ich hätte geglaubt, dass jemand in Eurer herausragenden Stellung etwas mehr Wettbewerbssinn an den Tag legen würde. Wir sollen doch den interessantesten Stein finden. Wenn dieser hier Euch nicht beeindruckt, sollten wir weitersuchen, bis wir auf einen stoßen, der Euch zusagt.«
Auch wenn er dieses Spiel absurd fand, musste er bewundern, wie die Sonne ihr helles Haar zum Strahlen brachte. Heute Morgen sah sie so gesund und munter aus in ihrem cremefarbenen Musselinkleid, das von einem blassgrünen Satinband um ihre Taille gerafft wurde. Die leichten Puffärmel betonten ihre schlanken Arme, und ein ebenso blassgrünes Satinband hielt ihr
helles Haar zurück. Brianna war die personifizierte, jugendlichweibliche Schönheit und passte gut in die ländliche Umgebung, die Park und Garten schufen. Alles war gesund, jung, lebendig und … fruchtbar?
Er fragte sich das manchmal. Es war noch zu früh, sie zu diesem Thema zu befragen, aber er war sich ziemlich sicher, dass ihre Regelblutung um mindestens einige Wochen zu spät war. Nicht, dass er einen Kalender führte, aber er bemerkte es natürlich, wenn er nicht ihr Bett teilen konnte. Es war eine Weile her, seit sie ihm gestanden hatte, es sei ein unangemessener Zeitpunkt, dass er ihr beiwohne. Sie waren noch nicht lange genug verheiratet, um zu wissen, ob Unregelmäßigkeiten im Zyklus bei ihr ungewöhnlich waren. Aber es stand außer Frage, dass der sexuelle Teil ihrer Beziehung höchst befriedigend war und er seine Rechte sehr oft ausübte. Es würde ihn nicht erstaunen, wenn sie bereits schwanger wäre.
Ein Kind.
Ihm gefiel der Gedanke – und nicht nur, weil es auch seine verdammte Pflicht war, für einen Erben zu sorgen. Es überraschte ihn, weil er den Gedanken an Kinder immer als abwegig betrachtet hatte. Ja, man heiratete, und dann war es der natürliche Lauf der Dinge, dass Nachkommen gezeugt wurden. Aber der Gedanke, dass Brianna sein Baby, ihr gemeinsames Kind unter dem Herzen trug, war für ihn ungewöhnlich bewegend.
»Ist etwas nicht in Ordnung, Colton?« Seine Frau neigte den Kopf zur Seite. Ein leichtes Stirnrunzeln grub sich zwischen ihre zarten Brauen. »Du hast so einen merkwürdigen Gesichtsausdruck. Ich weiß, du hast für Spiele dieser Art nicht besonders viel übrig, aber...«
»Spiele sind im Grunde nicht mein üblicher Zeitvertreib, aber
es macht mir nichts aus.« Er lächelte. »Und ich finde, das ist wirklich ein hübscher Stein. Quarz, wenn ich nicht irre.«
»Ja?« Sie sah auf ihre Hand, und ihre Miene hellte sich auf. »Ziemlich schön, wenn ich das sagen darf.«
»Umwerfend«, bestätigte er und schaute dabei sie an und nicht diesen dummen Stein.
Seine hübsche Frau errötete. Sie begriff die Anspielung und die Richtung, in die er blickte. »Du wirst nicht bei dieser kleinen Jagd mitmachen, stimmt’s?«
»Ich könnte den Stein tragen. Wie wäre das?«
Eine dunkelgoldene Augenbraue hob sich leicht, als wollte sie ihn herausfordern. »Wie wäre es denn mit der Raupe?«
»Wie bitte?«
»Die Liste steckt in deiner Jackentasche. Ich glaube, wir sollen auch eine Raupe suchen. Ich würde es bevorzugen, wenn du sie aufhebst.«
»Die Liste oder die Raupe?«
»Auf jeden Fall Letzteres. Und jetzt hör auf, mich zu necken. Was sollen wir noch finden?«
Er neckte sie? Nun, vermutlich tat er das. Seltsam. Das sah ihm gar nicht ähnlich. Amüsiert zog Colton gehorsam das Pergament heraus und studierte die Liste. »Eine rote Blume. Einen bewundernswerten Stock – wie zum Teufel kann ein Stock denn überhaupt bewundernswert sein?«
»Woher soll ich das wissen? Deine Großmutter hat die Liste zusammengestellt, und es sind ihre Worte.« Brianna lachte. »Ich weiß nur, dass es ein herrlicher Tag ist. Die Sonne scheint, und unsere Gäste kriechen überall herum und versuchen, uns zu besiegen, indem sie die geforderten Gegenstände finden. Wollen wir weitermachen, nachdem wir ja die Angelegenheit mit dem
Stein erledigt haben? Es wird uns kaum etwas bringen, wenn wir als Letzte kommen.«
Der Begriff »kommen« nahm eine völlig neue Bedeutung an, wenn er von seiner sinnlichen Frau ausgesprochen wurde. Aber die erotische Anspielung war für den Augenblick wohl kaum angebracht, und sie hatte eindeutig keine Ahnung, dass sie mit ihren Worten ein erotisches Bild in seinem Kopf zum Leben erweckte.
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