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Schön und ungezähmt

Schön und ungezähmt

Titel: Schön und ungezähmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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hauchdünnen Stoff geschneidert und unter ihren vollen Brüsten modisch gerafft. Sie ging sittsam zwischen ihrem Vater und ihrer Mutter, die etwas sagte, worauf Rebecca leicht nickte. Dann schritt sie zum Podium und setzte sich an das Pianoforte. Sie blickte sich erwartungsvoll im Raum um, bis sie ihn schließlich neben Damien ausmachte.
    Es war ein bisschen schwierig, sich unsichtbar zu machen, wenn man ein Cello hielt. Auch dann, wenn man im Schatten der Tür stand. Robert neigte seinen Kopf. Nicht, um ihr Auftreten zu bestätigen, sondern um ihrer atemberaubenden Schönheit an diesem Abend zu huldigen.
    Das brauchte sie ja nicht zu wissen, oder?
    Das reizende Lächeln, mit dem sie ihn bedachte, ließ ihn beinahe
laut fluchen. Das war bestimmt nicht höflich in einem Raum voll mit Gästen seiner Schwägerin. Aber inzwischen liebte er ihr Lächeln mehr, als gut für ihn war. Er war wie ein vertrottelter Verehrer, der unzählige Oden und alberne Knittelverse niederschrieb, um die herrliche Linie ihrer Lippen zu besingen.
    Es war an der Zeit, die Sache hinter sich zu bringen.
    Er durchquerte den Raum, und die leisen Unterhaltungen verstummten. Einige aus Höflichkeit, die meisten jedoch wahrscheinlich vor Überraschung über seinen Auftritt. Er blickte sich um und versicherte sich, dass alle Ladys bereits Platz genommen hatten, ehe er auf den für ihn bereitgestellten Stuhl sank.
    Verdammt, er war ihr so nah, dass er den Hauch ihres Parfüms wahrnahm.
    Schnell legte er die Notenblätter auf den Ständer, überprüfte ein letztes Mal seinen Bogen und blickte zu Rebecca hinüber, um ihr zu zeigen, dass er bereit war. Ihre schlanken Hände hoben sich, und sie atmete ein letztes Mal tief durch.
    Und dann begann sie zu spielen.
    Schon nach zwei Takten wurde ihm bewusst, wie ungehobelt seine Beleidigung am Vorabend gewesen war. Sie spielte wie ein Engel, schlug die Tasten feinfühlig an. Die Schönheit der Töne ließ den kleinen Kreis der Zuhörer vollständig in den Hintergrund treten. Er wartete mit erhobenem Bogen auf seinen Einsatz, und als die erste, lang gezogene Note den Saiten seines Instruments weich und sanft entsprang, musste er sich eingestehen, dass die Musik ihn an einen Ort führte, an dem ihnen niemand zuhörte. Niemand atmete dieselbe Luft. Niemand existierte, außer dieser Frau, die neben ihm saß. Und die Musik, die sie teilten.
    Er hatte nicht einmal bemerkt, dass das Musikstück schon fast
zu Ende war, bis die letzte, bebende Note erstarb. Robert riss seinen Blick von den Noten vor ihm los und wandte sich zu ihr um. Rebecca saß noch immer über die Tasten gebeugt da, verharrte reglos. Ihr Gesicht war das einer Träumenden. Die Zuhörer brachen in lauten, schmeichelnden Applaus aus. Dann war es vorbei.
    Er konnte jetzt die Flucht ergreifen. Eigentlich sollte er sich freuen.
    Doch viel lieber würde er weiter bei ihr sitzen und noch einmal spielen.
    Aber sie hatten nur über ein Musikstück gesprochen. Darum stand er auf, beugte sich anmutig über ihre Hand, und weil er wirklich nicht wusste, was er noch sagen konnte, stieg er vom Podium und nahm im Publikum Platz.
    Zu seinem Missfallen stand der leere Stuhl neben der jüngeren Miss Campbell. Als er sich setzte, wedelte sie mit den Händen und strahlte ihn an. »Gut gemacht, Lord Robert. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Ihr so gut spielt.« Sie kicherte. »Ich hatte in Wahrheit überhaupt nicht gewusst, dass Ihr ein Instrument spielt.«
    Der Herr möge ihn vor kichernden Frauen bewahren. Robert lächelte. Aufmerksam lauschte er, als Rebecca ein neues Stück zu spielen begann.
    Er erkannte auch diese Sonate nicht. Ebenso erging es ihm mit der nächsten. Zum Ende spielte sie noch ein paar Stücke von Mozart und Scarlatti, aber einen Großteil ihrer Vorstellung bestritt sie mit Musik, die er noch nie gehört hatte. Und ausnahmslos jedes Stück trug sie großartig vor.
    Nach der letzten Note stand sie auf und errötete aufs Vorteilhafteste, als man ihr so begeistert zujubelte. Es war nun an der
Zeit, sich in den Speisesaal zu begeben. Er war gezwungen, Miss Campbell anzubieten, sie dorthin zu geleiten. Sie stand neben ihm und blickte ihn erwartungsvoll an.
    Um die Sache noch schlimmer zu machen, fand er sich schließlich am langen Tisch neben Rebeccas Mutter wieder. Lady Marston kaschierte ihre Missbilligung nur oberflächlich, und er hätte es sonst vielleicht sogar amüsant gefunden, doch empfand er es heute Abend als äußerst irritierend. Widerwillig

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