Schoen wie Kaesekuchen
lege ich einen kleinen Stopp bei meiner Lieblingsboutique ein, bei der ich mich erst vor Kurzem als Ladendiebin hervorgetan habe. Anders als bei meinem letzten Besuch werde ich ausgesprochen freundlich begrüßt und die Verkäuferin hinterlässt eine imaginäre Schleimspur auf dem Boden, so bemüht ist sie.
»Oh, wie wundervoll! Das Kostüm sieht aus, als wäre es extra für Sie gemacht worden! Einfach zauberhaft!«, ruft sie übertrieben euphorisch aus, als ich die Kabine in einem ausgesprochen eleganten Designerstück verlasse.
»Sie haben recht, es wäre eine Schande, wenn ich dieses Stück nicht nehmen würde. Packen Sie den Rest ein, damit ich nicht erst lange warten muss.« Mit selbstzufriedenem Grinsen rausche ich zurück in die Umkleidekabine. Als ich zum Zahlen an der Kasse stehe, fällt mein Blick auf einen Flyer von der Cheesecake Factory, der neben der Kasse liegt. Käsekuchen. Was wohl Frau Dr. Schneider macht? Bestimmt war seit meinem nicht ganz freiwilligen Besuch niemand mehr da, der ihr ein Stück Kuchen gebracht hat.
»Möchten Sie jetzt zahlen?«, reißt mich die Verkäuferin aus meinen Gedanken.
»Ach nein, wissen Sie, ich hatte gerade eine wundervolle Idee, was ich stattdessen mit dem Geld mache!« Fröhlich winke ich ihr zum Abschied zu und verlasse die Boutique. Von dem Geld lässt sich bestimmt so viel Käsekuchen kaufen, dass ein ganzes Altenheim satt wird.
Meine Güte, wenn das so weiter geht, werde ich wirklich noch ein richtig netter Mensch. Bernd wäre stolz auf mich. Voller Elan mache mich auf den Rückweg zu meinem Wagen und lade die immer noch beeindruckende Zahl an Tüten ein. Gerade als ich einsteigen will, spricht mich jemand lautstark von der Seite an: »Haben Sie nicht gesehen, dass das hier ein Mutter-Kind Parkplatz ist? Oder ist es Ihnen einfach egal?«
Na Bravo, das hat mir noch gefehlt. Eine hysterische Mutti, die mich persönlich für ihr Unglück verantwortlich macht. Zu meiner Entschuldigung muss ich sagen, dass ich diesmal das Hinweisschild wirklich nicht gesehen habe.
»Sehen Sie nicht, wie viel ich zu schleppen habe? Das wiegt allemal mehr als so ein kleiner Fratz!“, gebe ich genervt zurück. Als ich mich umdrehe, wandelt sich meine Ablehnung schlagartig in Freude. »Was machst du denn hier?« Fröhlich strahle ich Connie an, die mich aber nur
verwundert anschaut und die drohend erhobene Windeltasche senkt. »Kennen wir uns? Und wie kommen Sie auf die dumme Idee, Kinder mit Einkaufstüten zu vergleichen?«
Verdammt, das habe ich ganz vergessen. Connie kennt mich nur als deutlich weniger attraktive Erscheinung. Das Berlin aber auch so ein Dorf sein muss.
»Äh, nein, wir kennen uns nicht, also schon ... Sie erinnern mich nur an eine gute Freundin«, gebe ich mal wieder ausgesprochen geistreich zurück. So ein Mist aber auch. Petrus hätte mich warnen müssen, dass so etwas passieren kann. Da bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als zu improvisieren.
»Parkt ihre gute Freundin auch immer dort, wo sie eigentlich nicht darf?«, erkundigt sich Connie spitz und wirft mir dabei einen Blick zu, der mir das Gefühl gibt, ein geradezu widerwertiger Mensch zu sein.
»Nein, natürlich nicht. Das war doch auch nur ein Vershen, weil ich so in Gedanken war«, rechtfertige ich mich.
»Das glaube ich Ihnen. Schon schwer, wenn man nicht weiß, wohin mit seinem Geld, nicht wahr?« Angewidert schaut Connie auf die Tüten, auf denen anklagend die Namen bekannter Designer prangen. Schnell mache ich den Kofferraum zu.
»Vielleicht können wir uns mal auf einen Kaffee treffen? Als Entschuldigung für mein Falschparken sozusagen. Das wäre doch nett, oder?«, erkundige ich mich vorsichtig. Möglicherweise wäre es auch ein bisschen skurril, aber ich muss sagen, ich habe Connie mittlerweile richtig gerne und würde ungerne auf ihre Freundschaft verzichten.
Kritisch beäugt sie mich von oben bis unten. »Wissen Sie, ich glaube das ist keine gute Idee. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben.« Der Blick, mit dem sie mich dabei bedenkt, spricht Bände.
»Äh ... schade. Ich dachte nur, es könnte ganz nett sein. Naja egal, darf ich die Kleine mal kurz nehmen? Keine Angst, ich habe schon mal ein Kind auf dem Arm gehabt und ich werde sie auch nicht auffressen, versprochen«, füge ich angesichts Connies skeptischen Blick hinzu.
»Und Sie fürchten nicht, sie könnte Ihr Oberteil ruinieren?«
»Ich bitte Sie, das kann man doch waschen. Ist
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