Schoen wie Kaesekuchen
schließlich nur ein Kleidungsstück.«
»Aber nicht, dass Sie denken, Sie dürfen jetzt hier stehen bleiben, nur weil sie meine kleine Luisa kurz auf dem Arm hatten«, neckt mich Connie, überreicht mir dabei aber ohne Zögern das Baby.
Luisa schaut mich einen Augenblick irritiert an und schon fürchte ich, dass sie gleich anfängt loszubrüllen. Zu meinem Erstaunen klappt sie den bereits aufgerissenen Mund aber wieder zu, kuschelt sich in meinen Armen zurecht und schläft friedlich ein.
»Sie scheint Sie zu mögen«, stellt Connie überrascht fest. »Vielleicht gehen wir doch mal zusammen weg. Der erste Eindruck muss ja nicht immer der richtige sein.« Dabei schaut sie demonstrativ auf mein falsch geparktes Auto.
»Schon gut, schon gut«, gebe ich gespielt zerknirscht zurück. »Ich verspreche, ich werde nie wieder auf einem Mutter-Kind-Parkplatz halten, solange ich nicht selbst ein Kind dabei habe. Zufrieden?«
»Das will ich hoffen. Ich muss jetzt aber weiter, sonst schaffe ich es nicht rechtzeitig zur Arbeit. Soll ich Ihnen meine Nummer aufschreiben?« Sie nimmt mir die kleine Luisa wieder ab und legt sie vorsichtig zurück in den Kinderwagen.
»Das wäre prima.«
Connie kritzelt ihre Telefonnummer auf ein Kaugummipapier, das sie aus ihrer Jackentasche gefischt hat und mir überreicht.
»Also das mit dem Kaffee steht, ja? Ich mach mich dann mal los. Ich habe noch etwas Wichtiges zu erledigen«, verabschiede ich mich und zwinkere ihr geheimnisvoll zu.
»Der Kaffee geht klar. Es hat mich gefreut sie kennenzulernen, äh ...«
»Sophie.« Mein zweiter Vorname und auch der Name meiner Patentante. »Ja, mich hat es auch gefreut, Connie.«
Ich winke ihr zu und steige in meinen Wagen. Erst als Connie sich aus meinem Blickfeld entfernt hat, atme ich erleichtert auf und murmele leise: »Falls Sie das eben gesehen haben, Petrus, können Sie mir echt dankbar sein, dass ich so eine geistreiche Improvisationskünstlerin bin.«
Auf meinem Nachhauseweg lege ich noch einen kurzen Stopp bei besagter Käsekuchen Fabrik ein. Nachdem ich, oder wohl eher meine nicht unbeträchtliche Anzahlung, die Mitarbeiter davon überzeugen konnte, dass ich wirklich 150 Käsekuchen für nächsten Sonntag vorbestellen will, fühle ich mich so zufrieden wie schon lange nicht mehr. Wenn Bernd das da oben mitbekommt, schleicht er sich bestimmt inkognito als Bewohner ein, um sich seinen Anteil am Kuchen zu sichern. Hoffentlich bekommt er da mal keinen Ärger mit Gott. Ach, apropos Gott, da fällt mir ein, ich habe ja noch einen weiteren Punkt auf meiner ToDo-Liste!
* * * *
Wenig später sitze ich in meinem Cabrio und düse Richtung Katharinen Kirche. Praktischerweise finde ich einen Parkplatz direkt auf der anderen Straßenseite. Ehe ich mich auf den Weg mache, besinne ich mich, gehe an den Kofferraum und krame aus einer der zahlreichen Tüten ein leichtes Strickjäckchen hervor, um meine nackten Schultern zu bedecken. Ich frage mich zwar, ob das wirklich notwendig ist, jetzt wo ich weiß, dass im Himmel Rossignolini rumflitzen, die nichts anderes tragen als windelartige Hosen, aber ich will mich den Gepflogenheiten mal anpassen. Außerdem möchte ich nicht riskieren, dass mich meine Oma Claudine das nächste Mal, wenn ich in den Himmel eintrete, mit einer Ohrfeige empfängt. Ich öffne die große, schwere Eichenholztür und trete in die beruhigende Stille der Kirche ein. Auch heute ist die Kirche mit zahlreichen Kerzen beleuchtet, die im Chor stehen. Durch die Fenster fällt ein matter Lichtschein. Ich bekreuzige mich und gehe nach vorne, wo ich diesmal vollständig und fehlerfrei das »Vater Unser« spreche. Bevor ich mich auf die Suche nach Pfarrer Lukas mache, um zu klären, wo ich meine großzügige Spende hin überweisen soll, setze ich mich noch einen Moment und genieße die Stille.
Es dauert keine fünf Minuten, bis sich eine kleine Tür neben dem Altar öffnet und Pfarrer Lukas eintritt. Ich stehe auf und trete zögerlich näher. Wie genau ist noch mal die richtige Ansprache für einen Pfarrer? Ist auch nicht so wichtig. Wenn man vorhat, eine größere Summe zu spenden, darf man den Pfarrer bestimmt auch duzen. Erwartungsgemäß freundlich begrüßt mich der Pfarrer und ich schildere ihm kurz mein Anliegen, woraufhin er mich in sein Büro bittet. Durch die kleine Tür neben dem Altar treten wir gemeinsam in einen kleinen Nebentrakt der Kirche, in dem sich das etwa fünf Quadratmeter große Büro befindet. Zu meinem Erstaunen
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