Schoen wie Kaesekuchen
Blick ab und warte bis sich das Licht verzogen hat.
Als ich wieder etwas sehen kann, bemerke ich eine auffälliges Strahlen am Himmel und bin mir sicher, dass die beiden wieder wohlbehalten oben angekommen sind. Vor mir auf dem Boden liegt ein zerknittertes Stück Papier. Ich bücke mich, um es aufzuheben. Erst als ich das vermeintlich achtlos weggeworfene Stück Papier in der Hand halte, sehe ich, dass es ein Foto ist. Es zeigt eine glücklich strahlende Connie, die neben Bernd steht und eine mit Geld gefüllte Aktentasche in die Kamera hält. Der beste Tag in deinem Leben ist mit einer krakeligen Schrift darauf geschrieben, von der ich mir sicher bin, dass sie dem Rossignolino gehört. Gerührt drücke ich das Foto an die Brust. Vielleicht treffe ich Bernd doch nicht erst in fünfzig Jahren wieder, wer weiß? Bestimmt findet er einen Weg, mich unter irgendeinem Vorwand zu besuchen.
»So, dann mal los«, spreche ich mir selbst Mut zu und mache mich auf den Weg nach oben.
Kapitel 22
S eit fünfzehn Minuten stehe ich nun hier und starre meine Wohnungstür an. Ich höre, dass Etienne da ist. Der Fernseher läuft und zwischendurch habe ich schon das verräterische Geräusch der Toilettenspülung gehört. Komm schon, du schaffst das. Wer schon einmal gestorben ist und sich eine Woche als hässlichste Frau der Welt durchs Leben geschlagen hat, der kann auch seinen Verlobten vor die Tür setzen. Unser Ersatzschlüssel liegt wieder an Ort und Stelle, als wäre er nie weg gewesen. Ich fasse mir ein Herz und stecke ihn ins Schloss. So weit, so gut. Jetzt erst einmal tief durchatmen. Mein Herz rast, als hätte ich gerade den New York Marathon hinter mich gebracht. Meine Hände zittern dermaßen, dass ich ohne jede Anstrengung einen leckeren Cocktail mixen könnte. Das Geräusch, das der Schlüssel beim Drehen im Schloss macht, kam mir noch nie so laut vor. So leise wie möglich trete ich ein und schließe die Tür hinter mir. Noch ehe ich den Flur durchquert habe, höre ich schon Etiennes Stimme: »Monique, bist du das?«
Obwohl ich mir vorgenommen habe, nicht zu heulen, spüre ich schon jetzt, wie meine Augen feucht werden. Anstatt einer schlagkräftigen Antwort kommt nur ein undeutliches Wimmern aus meinem Mund.
»Da bist du ja endlich, mein Schatz! Ich habe mir schon solche Sorgen gemacht, weil ich so lange nichts von dir gehört habe! Hast du meine SMS nicht bekommen?« Mit ausgebreiteten Armen kommt Etienne auf mich zu. Trotz seines beeindruckend strahlenden Lächelns (da macht sich das ständige Bleaching wirklich bezahlt) merke ich, dass er äußerst nervös ist. Bestimmt kann er sich keinen Reim auf die Ereignisse der letzten Tage machen und die mysteriöse Begegnung mit meinem anderen Ich im Restaurant dürfte ihn ganz schön nervös gemacht haben.
»Du hast mir gefehlt, Moni. Warum hast du dich denn die letzen Tage nicht mehr gemeldet?« Ohne meine Antwort abzuwarten, schließt er mich in die Arme und gibt mir einen Kuss.
Bestimmt wundern sie sich jetzt, warum ich ihm an dieser Stelle nicht das Knie zwischen die Beine gerammt habe oder ihm zumindest eine Ohrfeige verpasst habe, aber das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Fest entschlossen diesen elenden Betrüger aus meiner Wohnung zu jagen und ihm dreimal ins Gesicht zu spucken, geriet diese Entschlossenheit bedenklich ins Wanken, als ich mich in seine Arme kuschelte. Ich kann Frauen jetzt besser verstehen, die zu ihren Männern zurückkehren, obwohl diese sie immer und immer wieder betrügen. Es ist wirklich nicht leicht. Ich versuche mich an das grauenhafte Gefühl zu erinnern, das ich hatte, als ich die beiden in Carlos Bistro ertappte und wie schäbig sich Etienne mir gegenüber verhalten hat. Blitzartig habe ich die Situation wieder im Griff und stoße ihn aufgebracht von mir.
»Wie kannst du es wagen! Tu es le dernier des derniers!«
»Aber Moni, was ist denn los?«
Jetzt spielt der Dreckskerl auch noch den Ahnungslosen. Das gibt es doch nicht.
»Wage es nicht, dich dummzustellen! Du weißt genau, warum ich so wütend bin, du elende kleine Ratte!«
Während ich ihn weiter wüst beschimpfe, fege ich die mir verhasste Vase von der Anrichte, die er von seiner Großmutter geschenkt bekommen hat. Hoffentlich sieht er nicht, dass mir die Tränen über die Wangen laufen wie Sturzbäche.
»Pack deine Sachen und verschwinde! Ich will dich nie wieder sehen! Salaud!«, keife ich weiter und sehe dabei bestimmt so wahnsinnig aus, dass er freiwillig
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