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Schönbuchrauschen

Schönbuchrauschen

Titel: Schönbuchrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Weichold
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beeinflussen können. Sie können Ihre Lage nur verbessern, indem Sie uns etwas helfen. Also: Woher wussten Sie, dass ich Ihrem Kunden gefolgt bin?«
    Für Dunja Kilić war es nicht ganz leicht, Kupfers Worte zu übersetzen. Sie nahm sich Zeit und setzte Krajic genau auseinander, was mit Kriegswaffenkontrollgesetz und organisierter Kriminalität gemeint war. Diese juristische Belehrung schien ihre Wirkung zu haben: Krajic wurde merklich nervös.
    »Junger Mann, arbeitet an der Kaffeebar«, sagte er.
    »Woher kennen Sie ihn? Wie heißt er?«
    »Weiß nicht. Habe ihm zehn Euro und meine Handynummer gegeben. Soll aufpassen.«
    »Einfach so?«
    Krajic nickte.
    »Verdient nicht viel. Zehn Euro viel Geld.«
    »Den werden wir finden. Dort gibt es ja einen Dienstplan. Haben Sie früher schon am Rasthaus Schönbuch jemandem Waffen übergeben?«
    Krajic schüttelte den Kopf.
    »Oder an anderen Rastplätzen in unserer Gegend?«
    Kopfschütteln.
    »Wo dann?«
    An einigen Orten, antwortete er. So genau könne er das nicht mehr sagen, ließ er Dunja Kilić übersetzen. Kupfer nickte freundlich, als glaubte er ihm. Dann fragte er plötzlich:
    »Sie sind doch verheiratet, oder nicht?«
    Krajic nickte.
    »Und Sie haben Kinder?«
    Krajic nickte wieder und schaute Kupfer fragend an. Er hatte doch schon Angaben über seine Familie gemacht. Was also sollte diese Frage nach seinem Familienleben?
    »Wie alt sind Ihre Kinder?«
    »Zwei, drei, fünf und sieben«, sagte er, offensichtlich leicht verunsichert.
    »Die sind ja im selben Alter wie meine Enkel«, sagte Kupfer, als freute er sich über diesen Zufall. »Haben Sie Fotos von Ihren Kindern dabei?«
    Krajic nickte.
    »Zeigen Sie mir vielleicht eins?«
    Krajic zog ein Foto aus seinem Geldbeutel. Es zeigte alle vier Kinder. Sie saßen nebeneinander auf einer Gartenbank und lachten fröhlich in die Kamera.
    »Und jetzt übersetzen Sie bitte genau, was ich sage«, bat Kupfer die Dolmetscherin.
    Er schob das Foto mit der zerfetzten Passat-Karosserie über den Tisch und legte das Foto mit Krajics Kindern daneben. Krajic wollte es sofort wieder wegnehmen.
    »Halt, lassen Sie es liegen«, sagte Kupfer so schneidend, dass Krajic erschrak.
    »Schauen Sie sich das bitte genau an«, fuhr er fort. »Das ist die Wirkung einer Splitterhandgranate, genau von dem Typ, den Sie Ihrem Kunden gestern Abend übergeben wollten. Glauben Sie bloß nicht, Sie fahren Sammlerstücke durch die Gegend. Das sind gefährliche Waffen.«
    Er machte eine Pause, damit die Dolmetscherin aufholen konnte.
    »Und nun stellen Sie sich mal ganz genau vor, was mit Ihrer Frau und Ihren Kindern passiert wäre, wenn sie in diesem Fahrzeug gesessen hätten.« Eindringlich übersetzte Dunja Kilić Wort für Wort. Kupfer beobachtete, wie sich Krajics Gesicht veränderte: Er zog die Augenbrauen zusammen und schaute auf seine Hände.
    »Wir haben eine solche Handgranate im Radlauf eines Passats gefunden. Es handelte sich um einen Anschlag auf eine fünfunddreißigjährige Frau, ungefähr so alt wie Ihre, wenn ich mich nicht irre, und ein süßes kleines Mädchen von zwei Jahren.«
    Kupfer schwieg eine halbe Minute und fixierte Krajic, der vor sich niederschaute und mit einer langsamen Handbewegung die beiden Fotos auf die Seite schob.
    »Sie ging zum Glück nicht los. Der oder die Attentäter waren nicht geschickt genug. Herr Krajic, wir sind sicher, dass diese Handgranate nicht irgendwo anders beschafft wurde, sondern hier im engsten Umkreis. Wen haben Sie hier in letzter Zeit beliefert?«
    Krajic schluckte.
    »Wie lange es dauert, bis Sie Ihre Familie wiedersehen, hängt ganz davon ab, wie viel Sie uns erzählen. Das wissen Sie doch!«
    Krajic wurde bleich und kaute auf seinen Lippen. Kupfer griff über den Tisch und schob das Foto mit Krajics Kindern wieder in dessen Blickwinkel. Krajic schaute zur Seite.
    »Nur ein Mann. Schraubenlenne heißt er. Weiß sonst nichts«, sagte er mit tonloser Stimme.
    »Wie wurde der Kontakt hergestellt?«
    »Handynummer.«
    »Immer dieselbe?«
    Er nickte.
    »Woher haben Sie die Handynummer?«
    Er bekomme die Nummern der Abnehmer immer per SMS. Wer sie ihm schicke, wisse er nicht. Die SMS kämen immer von einem anderen Handy. Das gehe schon seit einem halben Jahr so.
    »Und Ihr Abnehmer bekommt immer genau das geliefert, was er bestellt hat?«
    Meistens, aber nicht immer. Manchmal würde er auch gefragt, was er noch dabei habe. Er habe den Eindruck, dass hinter seinem Abnehmer eine ganze Gruppe von

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