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Schönbuchrauschen

Schönbuchrauschen

Titel: Schönbuchrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Weichold
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Fernfahrer arbeitete er für eine Zagreber Spedition. Der Lohn war kümmerlich, die Arbeit hart, seine Familie sah er selten. Er nahm in Belgrad, Novi Sad, Banja Luka, Tuzla oder Zagreb Ladung auf, die er irgendwo in Deutschland ablieferte. Dort wurde sein Lkw beladen und rollte unter ihm auf den Balkan zurück. Er war tagelang unterwegs, übernachtete in der Koje hinter dem Führerhaus, wusch sich in Autobahntoiletten und lebte unterwegs von Junkfood, Kaffee und Zigaretten. Schon mehrmals hatte er Schwierigkeiten bekommen, weil man ihn mit einem überladenen Lkw losgeschickt hatte. Man ließ ihn mit schlechter Bereifung fahren, das wusste er, und halste ihm so großen Zeitdruck auf, dass er seine Ruhezeiten nur mit Mühe einhalten konnte. Und jedes Mal, wenn er von der deutschen oder österreichischen Polizei erwischt worden war, hatte er sich seinen Chefs gegenüber rechtfertigen müssen, als hätte er selbst die Geldstrafe zu verantworten. Er wollte schon lange nicht mehr fahren. Er hasste diesen Job und brauchte Geld, um sich zu Hause in Karlovac die kleine Mechanikerwerkstatt aufbauen zu können, von der er schon seit seiner Kindheit träumte.
    Dann, vor zwei Jahren, auf einer Fahrt von Ljubljana nach Triest, hatte er auf einem Parkplatz bei Postojna einen Bekannten getroffen, den er von seinem Militärdienst her kannte. Sie kamen ins Gespräch, und MM, wie sein Bekannter in der Szene genannt wurde, übergab ihm dann eine schwere Kiste, die er ihm kurz nach der Grenze wieder abnahm und in seinem Mercedes weitertransportierte. Für diesen kleinen Gefallen kassierte Hrvoje Krajic zweihundert Euro und verfolgte zufrieden seine Route weiter.
    MM hatte immer wieder solche kleinen Aufträge für ihn. Er wurde angerufen, übernahm etwas, lieferte es wieder ab und kassierte dafür. Und nicht nur, wenn er über eine Grenze fuhr. Die meisten Aufträge konnte er sogar innerhalb der Grenzen der Länder erledigen, durch die ihn seine Fahrten führten: Serbien, Kroatien, Slowenien, Italien, Österreich und Deutschland. MM leitete ihn immer wieder anderen Leuten zu, die ihm an wechselnden Orten schwere Holzkisten oder abgeschabte Koffer übergaben, aber nie mehr, als er in seiner Koje hinter dem Führerhaus unterbringen konnte. Das war sein Privatbereich, den die Autobahnpolizei ohne besonderen Grund nicht durchsuchen durfte. Manchmal handelte es sich allerdings auch nur um Kleinigkeiten: nichts Weiteres als ein paar Handgranaten in einer Plastiktüte, die sich auch im Handschuhfach oder unter dem Fahrersitz unterbringen ließen.
    Kupfer nickte der Polizeihauptmeisterin anerkennend zu und setzte sich Krajic gegenüber.
    »Sie haben sich ja schon etwas kooperativ gezeigt, gut so, da wollen wir von der Körperverletzung, die Sie sich zu Schulden kommen ließen, im Moment mal nicht reden«, sagte er, indem er seinen Blick zwischen Krajic und den Notizen hin- und herschweifen ließ.
    »Das versteht er nicht alles, ich muss dolmetschen«, warf Dunja Kilić ein.
    »Kann er denn gar kein Deutsch?«, fragte Kupfer.
    »Doch. Bisschen«, sagte Krajic.
    »Gut. Ich versuche mit Ihnen zu reden, und wenn Sie mich nicht verstehen, dann sagen Sie es. Ich glaube, Sie können sich denken, was ich Sie fragen muss. Zunächst mal: Wer hat Sie angerufen, so dass Sie den Mann niedergeschlagen haben, der Ihnen die Handgranate abnehmen wollte?«
    »Kenn ich nicht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Kenn ich nicht«, wiederholte Krajic und zuckte mit den Achseln.
    Kupfer wurde ärgerlich und schnarrte ihn geradezu an: »Sie wollen mir weismachen, dass Sie von jemandem gewarnt wurden, den Sie gar nicht kennen. Lächerlich! Sie haben wohl immer noch nicht begriffen, in welcher Situation Sie sich befinden.«
    Krajic hatte nicht alles verstanden und schaute die Dolmetscherin zwar stirnrunzelnd an, zeigte sich aber dann von ihrer Übersetzung nicht sonderlich beeindruckt. Er sagte nichts.
    »Um Ihnen Ihre Situation wirklich zweifelsfrei klarzumachen, Folgendes«, fuhr Kupfer nun in sachlichem Ton fort. »In Deutschland gilt das Kriegswaffenkontrollgesetz, das in einem Fall wie dem Ihren hohe Haftstrafen vorsieht, besonders wenn der Handel auch noch im Rahmen organisierter Kriminalität abgewickelt wurde. Und Sie scheinen mir zu einem gut organisierten Netzwerk zu gehören. Drei Jahre, fünf Jahre, wer weiß. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie das Gericht entscheiden wird. Ich weiß nur, dass wir, die Kriminalpolizei, das Strafmaß durch unsere Darstellung etwas

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