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Schönbuchrauschen

Schönbuchrauschen

Titel: Schönbuchrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Weichold
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wurde direkt neben Krajics Fahrzeug geparkt. Die beiden Laster standen der Fahrspur zugewandt, die direkt zur Ausfahrt führte. In jedem Lkw saßen zwei Kriminalbeamte. Auf der gegenüberliegenden Seite dieser Fahrspur warteten zwei weitere Einsatzkräfte in einem VW-Bus.
    Die Beamten hatten sich seit dem frühen Abend auf dem Gelände aufgehalten und ständig das Kommen und Gehen um sich herum beobachtet, um sicher zu gehen, dass sie nicht beim Einsteigen in Krajics Lkw von den Zielpersonen beobachtet wurden. Ab neun Uhr hatten sie nach und nach Stellung bezogen. Der Dienstwagen, in dem Kupfer saß, hatte getönte Scheiben und ein Stuttgarter Kennzeichen. Vorsichtshalber war er nicht so weit herangefahren, dass er den Ort des geplanten Geschehens hätte überschauen können. Aber er stand in Funkverbindung mit den Beamten in dem VW-Bus, die einen guten Blick auf die Szenerie hatten.
    Zwanzig vor zehn waren alle in Stellung. Kupfer saß in seinem Dienstwagen und wartete. Er war gespannt und unruhig. Es war immer dasselbe: Wenn es darum ging, eine Falle zu stellen, war er in seinem Element. Fast genussvoll zog er dann an allen verfügbaren Strippen und freute sich, wenn er verschiedene Kräfte auf ein Ziel hin bündeln konnte. Es verschaffte ihm ein Hochgefühl, wenn seine Ideen zusehends Gestalt annahmen. So war es auch diesmal gewesen. Aber nun hier sitzen und die Falle überwachen, Spannung und Unsicherheit aushalten, das lag ihm gar nicht. Er wäre lieber zu Hause gewesen und hätte sich den Erfolg der Aktion einfach melden lassen. Aber dieser Fall war sein Fall, und es war obendrein Samstag. Da hatte er nicht einmal Feinäugle fragen können, ob er ihn bei diesem Einsatz vertreten wollte. Außerdem hatte er ein seltsames Gefühl in der Magengrube, ein Gefühl, das er sich nicht erklären konnte. War es der Nachklang des Vorabends? Sagte ihm sein Unterbewusstsein, dass dieser Ort einfach nicht der Schauplatz einer erfolgreichen Aktion sein konnte? Er verwarf den Gedanken wieder und schaute auf die Uhr. Nur noch zehn Minuten, falls die Zielpersonen pünktlich waren.
    Aus dem Rasthaus kamen zwei Männer in Turnschuhen, engen Jeans und Kapuzenpulli.
    »Achtung. Zwei Personen bewegen sich vom Restaurant zum Parkplatz hin.«
    »Verstanden.«
    Kupfer lauschte. Nichts. Nichts als das minimale Rauschen des Sprechfunkgeräts.
    Dann hörte er, wie hinter der Lkw-Reihe ein Pkw startete. Der Motor heulte auf, als würde ein Rennen gefahren, als das sportliche Gefährt der Ausfahrt zuraste. Dann war es wieder still.
    Die Minuten verstrichen. Es wurde zehn Uhr, viertel nach zehn, halb elf.
    Kupfer knirschte mit den Zähnen. Indem er tief durchzuatmen versuchte, kämpfte er gegen den drückenden Ärger in seiner Magengegend an. Viertel vor elf blies er die Aktion ab.
    Der Fehlschlag machte ihn zerknirscht. Auf seine Weise fühlte er sich ebenso angeschlagen wie sein Freund OW am Abend zuvor. Wieso war diese Aktion gescheitert? Was hatte er übersehen?
    Vielleicht war es falsch gewesen, Krajic die Leute anrufen zu lassen, die bei Engen auf eine Lieferung warteten. Wahrscheinlich haben sie ihm nicht geglaubt, musste er sich sagen. Irgendetwas muss im Hintergrund abgelaufen sein, das sich seinem Blick entzog. Es gab wohl ein Netzwerk, das seinen Plan durchkreuzt hatte.
    »Ich hab’s verbockt, ich hab’s irgendwie verbockt und weiß nicht wie«, war das Erste, was Kupfer sagte, als er am Sonntagnachmittag OWs Auto vom Autobahnparkplatz abgeholt hatte und seinem Freund einen Besuch abstattete.
    Er erzählte ihm, dass Krajic verhaftet und auch schon ein erstes Mal verhört worden war.
    Mit seinem Brillenhämatom, der verpflasterten Nase und den geschwollenen Lippen machte OW immer noch einen bedauernswerten Eindruck.
    »Es geht schon wieder. Es sieht schlimmer aus, als es ist«, sagte er tapfer. Aber man hörte gut, dass ihn das Sprechen noch etwas Mühe kostete.
    »Er trägt seine Schmerzen mit vorbildlicher Fassung«, spottete Emma Wolf. »Es bleibt ihm ja auch gar nichts anderes übrig nach seinem heldenhaften Vorstoß ins kriminelle Milieu.«
    »Immerhin hat der Vorstoß zu etwas geführt«, wollte ihn Kupfer verteidigen.
    »Und der Stoß in sein Gesicht auch, wie man sieht«, konterte Emma. »Früher war er nicht so leichtsinnig. Ich weiß gar nicht, wie das noch wird, wenn er noch älter wird.«
    »Ja, ja, ja«, sagte OW genervt, »ich war leichtsinnig und ich wage mich auch nie mehr so weit vor, aber eine interessante

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