Schönbuchrauschen
Interessenten steht.
»Und was haben Sie ihm geliefert?«
»Armeepistolen, Munition, Schnellfeuergewehre. Handgranaten nicht so oft.«
»Sie hatten ja nicht nur die eine Handgranate dabei. Für wen sind die anderen?«
»Andere Leute. Soll treffen weiter südlich, am Rastplatz bei Engen.«
Kupfer reichte ihm das Handy, das man ihm abgenommen hatte.
»Und jetzt rufen Sie die Leute dort an und sagen, dass Sie eine Panne haben und erst am Montagabend dort sein können, und zwar so, dass die Ihnen auch glauben.«
Dunja Kilić übersetzte diese Anweisung. Kupfer lehnte sich zurück und verfolgte mit steinerner Miene, wie Krajic nun tat, was von ihm verlangt wurde. Dieser griff zögernd nach seinem Handy, hielt einen Moment inne, als müsste er seinen ganzen Mut zusammennehmen, atmete hörbar einmal durch und wählte. Er redete in seiner Muttersprache, aber Dunja Kilić bestätigte, dass er Kupfers Anweisungen genau befolgt hatte.
»Landsleute also«, sagte Kupfer vor sich hin. Dann sagte er eine Weile nichts. Krajic war sein Schweigen unheimlich. Er wurde nervös und fragte, ob er rauchen dürfe, was ihm gestattet wurde. Kaum hatte er den ersten langen Zug inhaliert, da beugte sich Kupfer vor und sagte bestimmt:
»So, und jetzt rufen Sie diesen Schraubenlenne an, oder wie er heißt, den Typ, den Sie vorher erwähnt haben. Sie bieten ihm Armeepistolen und 500 Schuss Munition an. Machen Sie ihm ein günstiges Angebot und bestellen Sie ihn für morgen Abend an die Raststätte Schönbuch. So viel Deutsch können Sie doch?«
Überrascht zuckte Krajic zusammen. Kupfer durchbohrte ihn mit seinem Blick.
»Ich will herausbekommen, welche Bestien die Handgranate an dem Passat angebracht haben, und Sie, Krajic, helfen mir dabei.«
Kupfers Tonfall hatte genügt. Dunja Kilić hatte diesen Satz noch nicht ganz übersetzt, da suchte Krajic bereits die Nummer in seinem Adressbuch. »Hier Krajic … habe Ware … zwei Pistolen … 9 mm … ja, auch Munition, fünfhundert … Preis wie immer … willst du nicht … dann Hälfte jetzt, andere Hälfte, wenn du verkauft hast … morgen Abend zehn Uhr … bin auf Parkplatz wo immer … musst anklopfen … Hälfte gleich auf die Hand … gut … bis dann.«
»Gut«, sagte Kupfer. »Sie fahren heute noch in unserer Begleitung Ihren Lkw in Position. Den Rest erledigen wir.«
Ehe Kupfer sich um irgendetwas anderes kümmerte, sorgte er dafür, dass er den Angestellten der Raststätte Schönbuch-West, von dem Krajic gewarnt worden war, sprechen konnte. Er rief die Geschäftsleitung an und gab sich als Privatmann aus.
»Ich muss gestern Abend kurz nach zehn Uhr bei Ihnen an der Kaffeetheke meine Brieftasche liegen gelassen haben. Ist die vielleicht gefunden worden?«
»Tut mir leid. Mir ist nichts bekannt. Wissen Sie, wenn so etwas vorkommt, handeln unsere Angestellten selbstständig. Sie legen gewöhnlich die Fundsache auf die Seite und warten, bis sich jemand meldet.«
»Ja, verstehe. Wann kann ich denn den jungen Mann erreichen, der gestern Abend Dienst hatte?«
»Das ist nicht nötig, dass Sie warten, bis er morgen Abend seinen Nachtdienst wieder antritt. Alle unsere Angestellten können Ihnen weiterhelfen, falls Ihre Brieftasche tatsächlich bei uns gefunden worden ist.«
»Ganz herzlichen Dank. Jetzt habe ich doch wenigstens ein bisschen Hoffnung. Wissen Sie, ich wollte nur bis Horb weiterfahren, aber ich war so müde, dass ich unbedingt eine Kaffeepause brauchte. Ich hatte Angst, dass ich es sonst nicht mehr bis nach Hause schaffen würde. Und wenn man so müde ist, lässt man schon mal etwas liegen. Aber ich muss heute noch einmal nach Böblingen. Das trifft sich gut. Da kann ich ja auf der Rückfahrt bei Ihnen anhalten und nachfragen.«
»Ja ja, schon gut. Ich glaub’s Ihnen ja. Erkundigen Sie sich bei unseren Angestellten«, sagte die Dame etwas schmallippig und ließ merken, dass sie eine Fortsetzung des Gesprächs für überflüssig hielt.
»Ganz ganz herzlichen Dank«, sagte Kupfer noch einmal und legte auf.
26
Von zwei Polizisten begleitet, fuhr Krajic seinen Lkw vom Rastplatz Neckarburg zurück auf den Parkplatz am Rasthaus Schönbuch. Er wurde fast an der gleichen Stelle abgestellt, an der er am Abend zuvor gestanden hatte. Danach wurde Krajic in seine Zelle zurückgebracht.
Kupfer gelang es mit ein paar Telefonaten, von einer internationalen Spedition aus der Region einen großen Lkw auszuleihen, der, nach seinem Kennzeichen zu schließen, von weither kam. Er
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