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Schoene Bescherung

Schoene Bescherung

Titel: Schoene Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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wieder.
    »Bist du noch da? Sag was!«
    Plotek sagte nichts.
    Dafür Silke, und zwar nach einer so langen Pause, dass es Plotek fast schon unheimlich war. »Mami Weller ist verschwunden. «
    »WAS?«
    »Seit heute früh ist sie weg.«
    Jetzt lachte Plotek.
    »Warum lachst du?«
    »Die ist sicher unterwegs nach Marienbad.«
    »Goethe suchen?«
    »Bestimmt.«
    Jetzt lachten beide synchron. Als Silke Klein dann aufgelegt hatte, konnte Plotek zu Ende duschen.
    Alle drei Sekunden fragt sich das Gehirn, was gibt’s Neues, und vergewissert sich so der Gegenwart, kam es Plotek in den Sinn, und die hat einiges zu bieten. Zwei Tote in drei Tagen, dazu ein zerquetschter Zwerghase, ein Verstümmelter, zwei Vermisste und ein Diebstahl – das ist viel. Zu viel. Und was Plotek nicht wusste: Es war noch nicht alles.

13
    Die Tür war nur angelehnt.
    Plotek vermied es, das Licht anzuschalten. Von draußen fiel ein schmutziges Winterlicht durch den Spalt der fast zugezogenen Vorhänge ins Zimmer. Das reichte aus, um genügend zu sehen. Nichts rührte sich.
    »Hallo?« Niemand da.
    Er betrat das Zimmer und schloss die Tür leise von innen. Es war stickig. Ihm fiel sofort auf, dass es komisch roch. Eine Mischung aus Kot, Urin und Rheumasalbe. Auch nach Kölnisch Wasser. Es war ein teuflisches Gemisch, das Plotek sofort auf den Magen schlug. Im matten Lichtschimmer ging er zielstrebig zum Schrank, öffnete ihn leise und durchwühlte die Taschen der Jacken. Nichts. Dann hob er die penibel abgelegten Pullover hoch. Wieder nichts. Er dachte nach. Dann bückte er sich und tastete mit der Hand unter den Schrank. Bingo! Er grinste, obwohl es ihm zum Speien zumute war. So einfach ist das Hirn einer Sechzehnjährigen zu durchschauen, dachte er. Er zog eine Plastiktüte unter dem Schrank hervor. Er musste nicht hineinschauen. Er wusste, was darin war. Jetzt nichts wie raus, dachte er und merkte, wie sich seine Magenwände vor Übelkeit zusammenzogen. Bloß nicht kotzen. Er stand auf, schloss den Schrank, drehte sich um, ging zwei Schritte Richtung Tür und stolperte über einen großen Gegenstand. Er fiel zu Boden und schlug sich den Kopf an.
    »Scheiße!« Der Rollstuhl hatte ihn zu Fall gebracht.
    Der Rollstuhl lag jetzt auf der Seite, eins der Räder drehte sich langsam in der Luft und machte dabei ein ekelhaftes fiependes Geräusch. Plotek wusste nicht, wo er zuerst hingreifen sollte, Ohren zu oder an die Stirn. Er fasste sich an die Stirn und spürte Feuchtes.
    »Verdammte Scheiße«, fluchte er wieder und dachte, bloß nicht hinschauen. Der Grund: Ohnmachtgefahr. Jetzt muss man wissen, dass Plotek und Blut nicht kompatibel sind. Eher Gegenteil. Meistens zieht er den Kürzeren.
    Also nahm er die Hand von der Stirn und überlegte, warum dieser verdammte Rollstuhl bloß so blöd im Weg herumstehen hat müssen. Nach kurzem, aber intensivem Nachdenken wusste er noch immer keine Antwort – einerseits. Andererseits war ihm klar, wenn der Rollstuhl im Zimmer war, konnte Frau von Ribbenhold nicht weit sein. Trotz der wundervollen Bemühungen von Herrn von Alten konnte sie nicht völlig auf den Rollstuhl verzichten. Plotek stützte sich auf die Bettkante, um seinen gestrauchelten Körper wieder in die Vertikale zu stemmen, doch plötzlich verharrte er. Seine Nase, kaum zwanzig Zentimeter vom Bett entfernt, witterte einen stechenden Geruch. Es stank jetzt so atemberaubend scheußlich, als ob jemand seine Notdurft im Bett verrichtet hätte. Und Überraschung: Es hatte jemand seine Notdurft im Bett verrichtet. Plotek sah im diffusen Licht, das durch das Fenster fiel, einen großen dunklen Fleck unter dem Plumeau hervorgucken. Und noch mal Überraschung: Es waren menschliche Exkremente, die bestialisch stanken. Eine Hand von Plotek griff an die Nase, die andere zog langsam das Plumeau zur Seite. Und jetzt hätte er sich wirklich fast übergeben, über das Bett und alles, was auf ihm lag. Als da wären: ein Bein, noch eins, ein ganzer Körper. Eine Frau. Plotek knipste die Nachttischlampe an.
    »Himmelherrgott!«
    Da hat es Plotek bei dem Anblick den Atem verschlagen. Walburga von Ribbenhold – lag fast nackt mit bis zu den Schenkeln heruntergezogenem Schlüpfer auf dem Bett. Eine Hand in ihrem Schoß. Die andere war unter dem Körper verschwunden. Der hautfarbene, große Büstenhalter war geöffnet und hing lose über ihrem Busen. Die alten, faltigen Brüste lappten frech darunter hervor. Frau von Ribbenhold starrte zur Decke, Mund offen, Lippenstift

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