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Schöne Khadija

Schöne Khadija

Titel: Schöne Khadija Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Cross , Tanja Ohlsen
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ich heute Morgen aus dem Haus gegangen bin, waren zehntausend Dollar noch eine Menge Geld. Jetzt scheint das gar nichts mehr zu sein.«
    »Glaub das ja nicht«, warnte ich sie. »Zehntausend Dollar sind in der realen Welt immer noch eine Menge Geld. Aber die Modewelt funktioniert nach eigenen Gesetzen.«
    Durch den Schlitz im Schleier funkelten Khadijas Augen. »Glaubst du, dass mir Sandy zehntausend Dollar zahlen wird?«
    Es schien mir eine seltsam genaue Summe und am liebsten hätte ich gerufen: Natürlich nicht! Warum sollte eine Schülerin zehntausend Dollar für eine halbe Stunde Arbeit bekommen? Aber ich beherrschte mich. Mode ist ein irres, unausgewogenes Geschäft und man konnte nicht sagen, wie weit Sandy gehen würde, wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte. »Warum ausgerechnet zehntausend Dollar?«, wollte ich wissen.
    »So viel brauche ich«, murmelte Khadija. Das war zwar eigentlich keine Antwort, aber ich konnte nicht nachfragen, weil sie sich umdrehte, um Suliman und Marco zuzuhören.
    Die beiden hatten sich spontan zusammengefunden. Irgendwie war Suliman innerhalb von fünfzehn Minuten zu einem Insider geworden und saß neben Marco auf dem Sofa. Beide hatten ihre BlackBerrys gezückt. Ich glaube, Marco konnte sein Glück gar nicht fassen. Es gibt kaum jemanden in der Modewelt, der so praktisch veranlagt ist wie er. Die beiden stellten Listen und Richtwerte auf, während Sandy und Dad daneben standen und ihnen aufmerksam zuhörten.
    »Warum wollen Sie so viel Geld ausgeben, um Leute nach Somalia zu bringen?«, erkundigte sich Suliman. »Würden Sie auch so viele mitnehmen, wenn Sie die Show in New York machen würden?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Marco ungeduldig. »Da würden wir vor Ort Leute einstellen. Aber New York ist etwas völlig anderes.«
    Suliman runzelte die Stirn. »Glauben Sie denn, alle Somalier wären kameltreibende Terroristen? Wir haben auch Friseure und Make-up-Artists. Und das ganze Land ist voll von wunderschönen Frauen.«
    »Das ist reine Facharbeit«, behauptete Marco. »Es würde mich doch sehr überraschen, wenn irgendjemand in Somalia die entsprechende Erfahrung dafür haben würde.«
    Sandy lehnte sich über seine Schulter. »Die Show muss perfekt werden«, erklärte sie bestimmt. »Ich bin bereit, dafür zu bezahlen.«
    »Natürlich«, lächelte Suliman sie beruhigend an. »Aber es hat doch keinen Sinn, für Dinge zu bezahlen, die Sie nicht brauchen. Geben Sie mir ein paar Tage Zeit, mit meinem Kontaktmann in Eyl zu sprechen. Ich bin sicher, dass er die Leute für Sie finden kann, die Sie brauchen. Im Augenblick gibt es dort eine Menge Geld.«
    »Piratengeld!«, warf Dad heftig ein.
    Suliman sah ihn an. »Piraten sind genauso wie andere Menschen mit Geld. Sie geben es gerne für Luxus aus und ihre Frauen ebenfalls. Wenn mein Freund Somalier für das Make-up und als Ankleidehilfen finden kann, dann wird die ganze Reise … wirtschaftlicher.«
    »Wir brauchen jemanden, der die ganze Sache managt«, erklärte Marco eindringlich. »Jemanden, der weiß, wie die Dinge laufen, sowohl hier als auch in Somalia.« Dabei sah er Suliman an.
    »Ich kann das für Sie übernehmen, wenn Sie wollen«, meinte der leise.
    Marco nickte leicht und die beiden beugten sich wieder über ihre Summen. Es passiert , dachte ich. Es wird wirklich so kommen.
    Ich war mir nicht sicher, was ich davon halten sollte, aber eines wusste ich ganz bestimmt.
    Ich würde nicht allein hierbleiben.

A ls die Tür das nächste Mal aufging, waren die Männer sehr aufgeregt, sie lachten und machten ihre Witze. Und sie grinsten Mahmoud an, als erwarteten sie, dass er mitlachte.
    »Steh auf«, sagte der jüngste, den die anderen Rashid nannten. Normalerweise war er schweigsam und nervös, aber heute grinste er, als er Mahmoud auf die Füße zog. »Wir machen eine kleine Reise.«
    Das war’s, dachte Mahmoud. Heute wollen sie mich umbringen. Er hob den Kopf und richtete sich hoch auf, damit sie nicht sahen, dass er Angst hatte.
    Sie brachten ihn über die Betonstufen aus dem Haus heraus. Draußen parkte ihr kaputter alter Toyota. Rashid stieß ihn auf den Vordersitz und stieg hinter ihm ein, sodass sie sich beide auf den Beifahrersitz quetschen mussten. Er spürte den Lauf von Rashids Waffe in den Rippen.
    Zwei der anderen Männer sprangen auf die Rücksitze und ein dritter auf den Fahrersitz. Es war der freundliche Wächter, der ihm das Essen gebracht hatte und dem die anderen den Spitznamen

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