Schöne Leichen (Ein Lisa Becker Krimi) (German Edition)
diese ganze Situation anders verlaufen wäre, wenn es keine Lisa gegeben hätte. Ob es nun unprofessionell war oder nicht, mit einer Zeugin zu schlafen, es hätte ihn wenig g e kratzt. Und es störte ihn gewaltig, dass sie das genau wusste. Einer Frau wie ihr konnte ein Mann gar nichts vormachen.
Sie lächelte ihn an, und auch wenn sie ihr Make-up deu t lich reduziert hatte, sah sie immer noch aus wie ein Raubtier, das sich zur Paarung bereit machte. Oder zur tödlichen Att a cke.
„Ihre Tochter hat keine Vorstrafen, trotzdem vermuten Sie bei ihr kriminelles Verhalten?“
„Ich erwarte gar nichts von meiner Tochter. Sie ist eine permanente Enttäuschung für ihren Vater und mich.“
„ Wirklich? Wie kommt das?“
„Soll ich Ihnen jetzt etwas vorbeten über meine Tochter, die ich seit Jahren nicht gesprochen habe, oder kann ich i r gendwas für Sie tun?“
„Sie wissen also nichts über ihr Leben hier?“
„Nein.“
„Na schön. Mal so gefragt: Was können Sie mir über Ihre Tochter sagen, das ich auch durch akribisches Befragen von Freunden, Nachbarn und anderer Verwandter herausfinden kann? Weil ich das nämlich zu tun gedenke.“
„Ist es wirklich so ernst? Ich glaube, Sie übertreiben. Was ist los, hat sie wieder irgendwelche Tiere getötet?“
Agatha begab sich wieder in ihren Schneidersitz, der jetzt in ihren Leggings eine andere Qualität hatte. Fabian fragte sich manchmal, ob er irgendwie komisch war, was Frauen a n ging. Diese seltsamen Blicke, die er erntete, speziell eben von anderen Frauen, wenn er mit Lisa zusammen war – hey, du könntest doch was Besseres haben!
Lisa kann nicht im Schneidersitz sitzen, sie käme nie wi e der hoch.
„Bist du jetzt fertig damit, meine Beine anzustarren?“
Hoppla.
„Ich meine, wir können über alles reden“, lachte Agatha, „aber dann musst du schon den ersten Schritt machen. Ich blamier mich nicht noch mal!“
„Tut mir leid“, murmelte Fabian. „Ich will ehrlich sein, du machst mich nervös.“
„Kann ich gut verstehen, ich mache so gut wie jeden ne r vös. Das heißt, Männer mache ich nervös. Frauen hassen mich.“
„Du könntest ja damit aufhören, ihnen ständig ihre kö r perlichen Unzulänglichkeiten vor den Latz zu knallen.“
„Nein, kann ich nicht“, seufzte sie theatralisch. „Ich bin das einfach so gewohnt, weißt du? Meine Eltern... denen kon n te man auch nie was recht machen. Aber lass uns nicht davon reden.“
„Ja, richtig“, erinnerte sich Fabian an seinen Beruf, „die beiden ersten Morde.“
„Hallo, Herr Stolz?“
„Ah, Frau Becker. Immer eine Freude.“
„Danke. Ich habe noch ein paar Fragen.“
„Meine Güte. Ich habe mehr Fragen beantwortet als Gü n ther Jauch je gestellt hat.“
„Ein paar Fragen haben Sie nicht beantwortet. Ganz kon k ret ging es um die sexuelle Orientierung Ihrer Mieter.“
„Ach, kommen Sie! Geht’s etwa um Tim und Mustafa? Klar wollen die das nicht an die große Glocke hängen, der arme Mustafa...“
„Nein, darum geht es nicht. Ich fand es durchaus in Or d nung, dass sie da geschwiegen haben.“
„Oh. Okay. Wen meinen Sie denn dann?“
„Mike Warburg.“
„Hmm.“
„Was meinen Sie?“
„Also, um ehrlich zu sein, Frau Becker, ich war doch ein wenig erstaunt, als es hieß, er sei schwul. Das war nicht mein Eindruck gewesen.“
„Wieso nicht?“
„Ich war mir eigentlich sehr sicher, dass da was lief zw i schen ihm und einer Dame .“
„Mit welcher?“
„Frau Becker...“
„Nein, ich war’s nicht! Ich fand ihn ganz süß und so, aber...“
„Ich meine, Frau Becker... ich will hier niemanden irgen d wie in Schwierigkeiten bringen.“
„Ich verrat’s keinem. Aber ich habe einen Verdacht, und dafür...“
„Agatha Kohler.“
„Mike war nicht schwul“, sagte Agatha, „das weiß ich g e nau.“
„Wie genau?“
„Ich hab ihn mehrmals die Woche vernascht .“
„Oh. Das ist ja sehr informativ .“ Fabian runzelte die Stirn. „Aber wir wissen, dass er auch mal Sex mit Tim Stewart hatte.“
„Ich weiß“, lachte Agatha fast liebevoll, „das hat er mir gleich hinterher erzählt. Er war total von der Rolle und hat mich um Verzeihung gebeten. Dabei waren wir gar kein Paar. Ich fand nur seinen Oberkörper so erotisch, das war alles, was er mir bedeutete. Tut mir leid, aber so ist es halt.“
„Der Oberkörper? Das ist ja sehr spezifisch.“
„Es gibt leider keinen Mann mit dem perfekten Körper. Ich habe das
Weitere Kostenlose Bücher