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Schöne Lügen: Roman (German Edition)

Schöne Lügen: Roman (German Edition)

Titel: Schöne Lügen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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täuschte über sein wirkliches Verhalten weg und war nur für Melanie allein bestimmt. Als er Erin einen Blick zuwarf, erschauerte sie vor der Kälte in seinen Augen.
    »Nein. Wenn er wirklich etwas von Erin gewußt hat, so hat er mir doch nie etwas davon erzählt. Er würde sich freuen, sie zu sehen, das weiß ich.«
    »Miss O’Shea.« Erin zuckte zusammen, als Lance das Wort an sie richtete. »Haben Sie bei all den Bemühungen, Ihre Familie zu finden, auch etwas über Ihre Eltern erfahren?«
    Von jedem anderen Mann hätte Erin das als ganz normale Frage aufgefaßt. Doch sie kannte Lance Barrett mittlerweile gut genug um zu wissen, daß er ihr eine Falle stellte und hoffte, sie würde hineintappen.
    »Leider nein. Die Nonne, die mir von Ken erzählt hat, erinnerte sich nur daran, daß meine Mutter uns beide zusammen in das Waisenhaus brachte. Sie erinnerte sich nicht mehr an sie und auch nicht an den Grund, warum sie … warum sie …« Wie immer, wenn Erin über dieses Thema sprach, verspürte sie einen dicken Kloß in ihrem Hals, und es fiel ihr schwer weiterzusprechen. »Warum sie uns im Stich gelassen hat«, beendete sie den Satz.
    Die Geräusche am Tisch verstummten nach Erins Worten. Kein Besteck klapperte mehr auf dem Teller, keine Eiswürfel klirrten in den Gläsern, niemand sprach ein Wort. Schließlich unterbrach Melanie das Schweigen. So freundlich, wie ein Kind mit einem Spielkameraden umgeht, beschwichtigte sie: »Sie hatte bestimmt einen triftigen Grund dafür, Erin.«
    Erin riß sich zusammen, sie blickte auf und sah Melanie an. Leichthin meinte sie dann: »Ja, wahrscheinlich.«
    Die Unterhaltung bis zum Ende der Mahlzeit ging schleppend vonstatten. Nur einmal brachte Lance Melanie zum Lachen, als er ihr ein Erlebnis erzählte, von dem er schwor, es sei die Wahrheit, doch Erin empfand es als reichlich übertrieben. Wahrscheinlich hatte er eine alltägliche Begebenheit genommen und sie etwas ausgeschmückt, um sie interessanter zu machen.
    Erin mußte zugeben, daß sie ihn dafür bewunderte, wie er Melanie behandelte und ihre Gedanken von dem Problem ablenkte, das ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt hatte. Sie vergab ihm sogar widerstrebend, daß er weggefahren war, um das Essen beim Chinesen zu holen, denn Melanie speiste mit Genuß.
    »Mike, wenn du fertig bist, könntest du nach drüben gehen und einen der Jungs ablösen, damit er für die anderen auch einen Imbiß holt. Wenn sie fertig sind und die Nacht eingeteilt ist, kannst du zurückkommen und mir Bericht erstatten.«
    »Sicher, Lance. Meine Damen.« Mike entschuldige sich mit der für ihn typischen Knappheit.
    »Was gibt es denn da auf der anderen Straßenseite?« Erins Neugier hatte die Oberhand gewonnen, und sie mußte diese Frage stellen.
    »Mr. Barrett und seine Mannschaft haben drüben ihr Hauptquartier aufgeschlagen. Von dort aus können sie unser Haus überwachen, die Telefongespräche abhören und solche Sachen. Wir dürfen niemals das rote Telefon abheben, wenn es läutet. All unsere Anrufe über das normale Haustelefon werden mitgeschnitten. War es nicht ein Glück, daß das Haus gegenüber zufällig leer war, als sie es brauchten?«
    Melanies Augen waren vor Aufregung ganz groß, doch sah Erin, daß Mr. Barrett sich zusammenreißen mußte. Er war gar nicht glücklich darüber, daß Melanie ihr so umfangreiche Erklärungen erstattete.
    »Sie halten sich jetzt am besten wieder im Arbeitszimmer auf, Miss O’Shea«, bestimmte er, umfaßte ihren Arm und zog sie vom Stuhl hoch.
    »Ich denke, ich sollte Melanie beim Abwasch helfen«, protestierte Erin und versuchte, sich aus seinem eisernen Griff zu befreien. Doch das war vergebens.
    »Ich werde ihr helfen«, erklärte er.
    Erin stolperte hinter ihm den Flur entlang, mit seinen langen Beinen konnte sie kaum Schritt halten. Als sie vor der Tür des Zimmers angekommen waren, entriß sie ihm ihren Arm und sah ihn funkelnd an. »Müssen Sie mich unbedingt so wüst anfassen?«
    »Habe ich Ihnen weh getan?« fragte er erschrocken. War das wirklich Betroffenheit, die sie aus seiner Stimme hörte? Er legte seine Hand wieder auf ihren Arm, doch als er sie diesmal berührte, war er beinahe zärtlich, als wolle er beruhigend über die Stelle streicheln, die seine Finger noch im Augenblick zuvor im Schraubstock gehalten hatten.
    Sie fühlte die Wärme seiner Hand durch die dünne Bluse,
als er über ihren Arm strich. All ihre Sinne reagierten, wie kleine Fühler lief seine Berührung über ihre

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