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Schöne Lügen: Roman (German Edition)

Schöne Lügen: Roman (German Edition)

Titel: Schöne Lügen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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kurze Strecke gelaufen –, dann hatte sie das Geheimnis seines durchtrainierten Körpers entdeckt.
    Seine Arme und Beine waren kräftig und muskulös, die Schultern breit und wölbten sich über einem beeindruckenden Brustkorb, auf dem sich jetzt dichte, feuchte Löckchen ringelten. Erins Blicke folgten schamlos der Linie des Haares über die Rippen und den flachen, harten Bauch, bis hin zu dem elastischen Gurtband der Shorts. Es war beunruhigend anzusehen, daß sein Körper überall gleichmäßig von
der Sonne gebräunt war. Noch viel beunruhigender allerdings war der Anblick seines Geschlechtsteiles unter den engen, feuchten Shorts.
    »Nein, ich glaube, das genügt mir«, sagte er gerade. »Wenn ich sonst noch etwas von dir brauche, werde ich mich wieder melden. Danke, Charlie, dafür stehe ich bei dir in der Kreide.«
    Er legte den Hörer auf und machte sich noch ein paar Notizen, ehe er sich aufrichtete.
    Erschrocken zuckte er zusammen, als er entdeckte, daß sie ihn vom Fuß der Treppe aus beobachtete. Dann glitten seine Augen langsam über ihren Körper, von Kopf bis Fuß musterte er nun sie. Sekundenlang trafen sich ihre Blicke, und Erin stockte der Atem; sie war erstaunt, daß er ihr auswich. Wo war nur der selbstgefällige, wissende Spott, den sie in seinem Blick erwartet hatte?
    Sie wagte einige Schritte vorwärts und betrat das Zimmer. Endlich hob er den Blick und sah sie ausdruckslos an. »Sie sind aber früh aufgestanden.«
    »Sie auch«, antwortete sie. »Beginnen Sie Ihren Tag immer so?« wollte sie wissen und deutete mit dem Kopf auf seine Sportbekleidung.
    »Ja, jeden Tag laufe ich einige Meilen«, antwortete er knapp. Warum war er nur so kurz angebunden? Er unterhielt sich nicht mit ihr, beantwortete lediglich ihre Frage aus Höflichkeit. Seine Augen verrieten ihr nichts von dem, was sie so verzweifelt wissen wollte.
    »War es denn nicht kalt draußen?«
    Er zuckte die Schultern, und sie bewunderte das Spiel seiner Muskeln. Es fiel ihr schwer, ihre Blicke von seinem
Oberkörper zu lösen. »Manchmal ist es ziemlich kalt, wenn ich anfange zu laufen, aber meistens wird mir dann bald warm. Ich hatte auch eine Jacke an, die habe ich aber draußen auf der Veranda liegen gelassen. Meine Jungs von der anderen Straßenseite sagten mir, daß Mike mich sprechen wollte.«
    Er wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, dann putzte er sich die Hand an den Shorts ab. Seine Bewegungen erfolgten rein mechanisch, offensichtlich war er mit den Gedanken ganz woanders.
    »Sie werden sich sicher über die Mitteilung freuen, daß sich die Angaben, die Sie zu Ihrer Identität gemacht haben, bestätigt haben.«
    Er äußerte dies so nebenbei, als wäre es nicht wirklich wichtig. Überrascht sah sie zu ihm auf, doch sein Gesichtsausdruck verriet ihr nichts von seiner Gemütsverfassung. »Ich habe gestern abend noch einen Mittelsmann in Houston angerufen, und er hat sich gleich darum gekümmert. Was er gestern abend nicht mehr herausfinden konnte, ist ihm heute morgen gelungen. Wir wissen jetzt alles, was es über Sie zu wissen gibt, Miss O’Shea.«
    Es schmerzte sie ein wenig, daß er wieder seinen förmlichen Ton anschlug. Gestern abend, ehe er zu seinem Sessel zurückgekehrt war, hatte er in der Dunkelheit leise ihren Namen geflüstert, und er hatte von seinen Lippen erregend geklungen. Doch sein Gedächtnis schien diesen Moment gelöscht zu haben.
    »Wir wissen, daß dienstags und freitags Ihr Müll abgeholt wird – ich hoffe, Sie haben daran gedacht, den Müll rauszustellen vor der Abreise.«
    Sollte das ein Witz sein? Aber er lächelte nicht, er sah sie noch nicht einmal an. Seine Augen schweiften durch das Zimmer und blieben zuerst an einem Gegenstand hängen, dann an einem anderen. Wenn er sie überhaupt ansah, dann nur recht vage. Seit sie in das Zimmer gekommen war, hatten sich ihre Blicke nicht wirklich getroffen.
    »Natürlich können Sie gehen, wenn Sie möchten«, meinte er kühl.
    Warum tat er so, als sei zwischen ihnen nichts geschehen? Warum lächelte er nicht oder neckte und quälte sie? Warum bat er sie nicht um Entschuldigung? Warum gab er sich so reserviert?
    »Es tut mir leid, daß ich Ihnen Unannehmlichkeiten verursacht habe.«
    Hätte er diesen letzten Satz nicht ausgesprochen, wäre Erin vielleicht gegangen und hätte immer wieder voller Verwunderung an diesen rätselhaften Mann gedacht, den sie einmal in San Francisco getroffen hatte. Es war diese beiläufige Verabschiedung,

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