Schöne Lügen: Roman (German Edition)
zu lehnen. Unwillkürlich drängte sie ihren Po gegen seine Hüften, an ihren Oberschenkeln fühlte sie die harten Muskeln seiner Beine.
Seine Lippen streichelten ihr Ohr. »Riechst du immer so verlockend?« fragte er. Er schob eine Hand unter ihren Arm, um ihre Taille herum und legte sie auf ihren Bauch. Mit einem sanften, doch stetigen Druck zog er sie noch näher.
Sie fühlte seinen warmen Atem in ihrem Nacken, doch zu gleicher Zeit fühlte sie noch etwas anderes, das sich regte und sich an sie drängte. O Gott, dachte sie. Ich sollte es nicht zulassen, daß er …
»Erin, bist du noch nicht fertig?« rief Melanie von unten herauf.
Erin und Lance fuhren erschrocken auseinander. Erin versuchte sich zu fangen, mit unsicherer Stimme antwortete sie: »Ja … doch, ich … ich bin gleich unten.«
»In Ordnung. Ich warte draußen im Wagen auf dich«, gab Melanie Bescheid.
Mit vor Verlegenheit hochroten Wangen vermied Erin es, Lance anzusehen. Sie blickte auf den Teppich. »Danke«, murmelte sie noch einmal.
Verschwörerisch beugte er sich zu ihr, legte seine Lippen an ihr Ohr und flüsterte: »Es war mir ein Vergnügen.«
Erin raste die Treppe hinunter.
Zu jeder anderen Zeit hätte Erin das pulsierende, kosmopolitische Leben der Fisherman’s Wharf genossen. Sie und Melanie schlenderten an den Piers entlang und nahmen die ungewöhnlichen Ansichten, Klänge und Gerüche in sich auf. Melanie zeigte ihr all die interessanten Dinge, und Erin schauderte es, als sie die verlassene Insel von Alcatraz erblickte. Ihre nackten, unheimlichen Mauern erhoben sich aus dem blauen Wasser der Bucht wie ein gefräßiges Seeungeheuer aus Beton. Die Golden Gate Bridge war selbst aus dieser Entfernung noch beeindruckend in ihren Proportionen. Melanie ratterte die Statistiken herunter wie ein Fremdenführer.
Sie gaben den einladenden Gerüchen eines Verkäufers an der Straße nach und kauften Pappbecher mit Shrimps, frisch aus dem Kübel mit gewürztem kochendem Wasser. Gierig verschlangen sie die Shrimps, dann entschieden sie, daß es noch nicht genug war und bestellten jeder noch einen Becher voll der Köstlichkeit. Später stöhnten sie über ihre Genußsucht, dabei hatten sie doch gerade erst begonnen.
Melanie mußte Erin die steile Straße zum Ghirardelly Square fast hinaufziehen. Sie gingen an den malerischen Geschäften vorbei, und obwohl sie von den Shrimps noch voll waren, genehmigten sie sich ein Eis mit heißen Früchten in der Old Chocolate Manufactory.
Erin konnte kaum noch atmen, sie platzte gleich. Wenn sie noch ein paar Wochen in San Francisco blieb, würde sie kugelrund nach Hause zurückkehren.
»Glaubst du, ich sollte zurückgehen und das Kleid kaufen?« fragte Melanie, als sie den letzten Löffel Eis in den Mund schob. Erin hatte sie dazu überredet, ein Kleid anzuprobieren, das sie in einer der Boutiquen gesehen hatten.
»Ich denke, das Kleid war für dich wie geschaffen, meine Liebe.« Erin parodierte die hohe Stimme der Verkäuferin, mit denen sie ihnen das Kleid angepriesen hatte, und beide kicherten.
»Okay.« Melanie stand auf. »Ich werde es mir kaufen. Du hast mich dazu überredet.«
Sie bahnten sich einen Weg durch die Menschenmenge vor den Geschäften. Eine Gruppe von Komödianten weckte Erins Aufmerksamkeit. »Wenn es dir nichts ausmacht, warte ich hier, bis du wiederkommst«, erklärte sie Melanie. »Ich möchte mir gern diese Vorstellung hier ansehen.«
»Sicher, ich bin bald wieder da.« Melanie verschwand in der Menge.
Erin war so gefesselt von den Kunststückchen der talentierten Spaßvögel, daß sie den Mann neben sich erst bemerkte, als er mit ihr sprach. »Sie sind sehr gut, nicht wahr?«
Sie blickte auf und sah in ein interessantes Gesicht, zweifellos das Gesicht eines Engländers. »Ja, das sind sie.« Sie lächelte den Mann an.
»Leben Sie hier in San Francisco?« fragte er.
»Nein, ich komme aus Houston in Texas. Sie sind offensichtlich genauso Tourist wie ich.«
Er lachte leise. »Sie haben mich durchschaut. Ich fürchte, ich kann es nicht verleugnen.«
»Woher kommen Sie?« fragte Erin ihn.
»Aus Kent. Dies ist meine zweite Reise in die … Kolonien.« Er grinste sie umwerfend an, und Erin mußte lachen. »Aber es ist meine erste Reise nach Kalifornien, und ich …«
Er wurde grob unterbrochen, als sich jemand zwischen ihn und Erin schob und nach ihrem Arm griff. »Entschuldigen Sie uns bitte, alter Junge«, sagte Lance mit einer Stimme, die nicht gerade
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