Schöne Lügen: Roman (German Edition)
möchte sie als Kunden behalten. Wir wollen da nichts aufs Spiel setzen. Der Lebenspartner, egal ob männlich oder weiblich, bleibt zu Hause.«
»Ich habe ihm bereits gesagt, er soll seine Pistole schon mal laden, doch mußte ich ihm versprechen, dich wenigstens zu fragen.«
Erin lachte und war Betty insgeheim dankbar dafür, daß sie diesen aussichtslosen Tag ein wenig aufgeheitert hatte. »Danke, Betty, du bist wirklich eine Freundin.«
»Und ob ich das bin. Jetzt entschuldige mich bitte, ich muß mit diesem Weib in Tulsa sprechen. Wenn du etwas brauchst, ruf durch.« Sie legte den Hörer auf, und Erin lehnte sich in dem ledernen Bürosessel zurück.
Die weichen Kissen wollten sie allerdings ersticken, deshalb stand sie auf und ging zum Fenster. Sie starrte auf die Skyline von Houston, auf die eine gnadenlos gleißende Sonne aus einem wetterfeuchten Himmel brannte. Das Klima im Juli war entsetzlich mit seiner Gewitterschwüle, man bekam Beklemmungen.
Besonders, wenn man im fünften Monat schwanger war.
Ganz unbewußt rieb Erin mit der Hand über ihren noch immer ziemlich flachen Bauch. Doch da sie noch nie einen Bauch gehabt hatte, kam er ihr wie ein Ballon vor. Die meisten Sachen paßten ihr noch, aber sie zog es jetzt vor, weite Flatterkleider zu tragen.
Wie allem anderen gegenüber in letzter Zeit, so war sie auch ihrer hübschen Umgebung gegenüber völlig apathisch. Ihr Büro war in Elfenbein- und Pfirsichtönen dekoriert. Das elegante Ambiente, das von so viel Geschmack zeugte, sollte die Kunden beeindrucken, und das gelang auch meistens.
Ironischerweise paßte heute ihr Kleid zu der Umgebung. Es war ein weicher Voile-Druck, der die Farben des Raumes trug. Albert Nipon hatte es nicht als Schwangerschaftkleid entworfen, doch diente es seinem Zweck. Es wurde seitlich geknöpft, über die Brust hinunter. Das Oberteil hatte Falten und fiel von der Taille hinab zu einem anmutig weiten Rock.
Die Schwangerschaft bereitete Erin keine Schwierigkeiten, das mußte sie zugeben. Doch immer wenn sie hungrig war, hatte sie dieses lästige Gefühl, bereits voll zu sein. Der
Arzt sah die Ursache darin, daß sie vorher so dünn gewesen war. Sie hatte die morgendliche Übelkeit nur in den ersten Wochen der Schwangerschaft verspürt, doch eine winzige gelbe Tablette vor dem Frühstück hatte geholfen. Sie war jetzt allerdings recht zurückhaltend mit Medikamenten. Seit San …
Ganz gleich, was auch geschah, ihre Gedanken wanderten immer wieder dorthin zurück. Nach San Francisco. Zu Lance Barrett. Und auch zu dem grausam belustigten Gesichtsausdruck und seinem abweisenden Blick, als sie mit Bart abgereist war.
Bart. Der liebe Bart. Warum hatte sie ihm weh tun müssen? Sie erinnerte sich überdeutlich an den Tag, an dem sie ihm den kostbaren Verlobungsring zurückgegeben hatte.
»Was soll das?« Er hatte gestutzt und mit einem ratlosen Gesichtsausdruck auf den Ring geblickt.
»Ich kann dich nicht heiraten, Bart.« Sie durfte nicht länger drum herum reden.
Er hatte seinen großen, schweren Kopf geschüttelt, als wolle er die Gedanken darin auseinanderklauben. »Wie meinst du das, Erin? Warum?«
»Weil ich schwanger bin.«
Er hatte sie verständnislos angestarrt. Es war beinahe so, als würde sie eine Fremdsprache sprechen. Schließlich blinzelte er, dann öffnete er den Mund. »Schwanger?«
»Ja.«
Sie beobachtete ihn und sah, wie seine Benommenheit langsam einem Begreifen wich und sich dann zur Wut steigerte. »Schwanger!?« Diesmal kam das Wort als Schuß aus seinem Mund. »Wie? Wer?« Noch ehe sie ihm antworten
konnte, dröhnte seine Stimme: »Antworte mir, verdammt noch mal!«
Sie begegnete seinem Rasen ganz ruhig, die Hände hatte sie fest im Schoß gefaltet. Es war das einzige Anzeichen der Furcht, die sie vor diesem riesigen Bären fühlte, den sie so unerhört gereizt hatte. »Das tut nichts zur Sache, Bart. Das Baby gehört mir und sonst niemandem auf der Welt.«
»Tu nicht so zimperlich, du Schlampe. Es sind noch immer zwei Menschen nötig, um ein Baby zu machen. Sogar so ein ungebildeter Klotz wie ich, von dem du tatsächlich annimmst, er sei allzu töricht, weiß das.« Er packte sie an den Armen. »Wer war dieser Mann, denn bei Gott, ich weiß, daß ich es nicht war! Und nicht etwa, weil ich es nicht versucht hätte!«
»Bart, bitte«, flehte sie. »Du tust mir weh.«
Er blickte auf seine Hände, deren Fingerknöchel hervortraten, so ungestüm hatte er ihre Arme gepackt. »Verzeihung«,
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