Schöne Lügen: Roman (German Edition)
murmelte er. Sofort ließ er sie los und stand auf. Betroffen lief er vor dem Sofa in ihrem Wohnzimmer ein paarmal hin und her, ehe er stehenblieb: »Es war Barrett, nicht wahr?«
Sie hob überrascht den Kopf. Woher hatte er das wissen können? Aber es hatte keinen Zweck, ihn anzulügen. »Ja«, gestand sie leise.
»Zur Hölle mit ihm!« fluchte er und schlug mit der Faust in die Handfläche der anderen Hand. »Ich werde diesen Bastard umbringen. Hat er dich vergewaltigt? Wenn er dir weh getan hat …«
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Nein, so war es nicht, er hat mich nicht vergewaltigt.«
Ihre Antwort wirkte wie ein Dämpfer. Ein wenig gefaßter fragte er: »Hat er dich verführt, Süße? Du konntest nicht anders, nicht wahr? War es so, mein Liebling?«
Tränen rannen über ihr Gesicht, doch sie blickte zu ihm auf und gab ihm eine ehrliche Antwort. »Nein, Bart. Ich wußte genau, was ich tat.«
Die massigen Schultern sanken nach vorn, er vergrub seine Hände tief in den Hosentaschen. »Ich verstehe«, war alles, was er sagte. Lange schwiegen sie, Erin schluchzte leise vor sich hin.
»Ich nehme an, dieser Schuft weigert sich, dich zu heiraten. Dieser wertlose Hund. Du brauchst es nur zu sagen, Erin, dann werde ich dafür sorgen, daß sich jemand um diesen Mr. Barrett kümmert. Ich kenne die richtigen Leute, es kostet mich höchstens ein paar Telefonate. Er wird so schnell erledigt sein, daß …«
Erin sprang von der Couch hoch und zerrte Bart am Jackett. Ihr Gesicht war naß von Tränen. »Nein!« schrie sie. »Nein! Wage es nicht, ihm etwas anzutun. Sag mir, daß du es nicht tun wirst. Gott! Es darf ihm nichts geschehen!« Sie sank gegen ihn, und Bart legte die Arme um sie, hielt sie fest und klopfte ihr beruhigend den Rücken.
»Psst, meine Süße, reg dich nicht auf«, beruhigte er sie. »Ich werde nichts tun, was du nicht willst.« Seine Stimme klang unsicher: »Bist du auch in Ordnung?« Bart Stanton, der Schrecken der Sitzungszimmer, ließ sich von nichts und niemandem einschüchtern, aber bei einer weinenden Frau zerfloß er wie Butter in der Sonne.
Erin löste sich aus seiner Umarmung und nickte. »Ja.« Sie schniefte ein wenig. Dann hob sie den Blick und sah ihn mit
umflorten Augen an. »Bart, er weiß es ja noch nicht einmal. Du mußt mir versprechen, daß du es ihm nicht verraten wirst, und du darfst ihm auch nichts tun, unter gar keinen Umständen.«
Er sah sie mit diesem prüfenden Blick an, der ihm den Ruf eines scharfsinnigen Geschäftsmannes eingebracht hatte. »So ist das also«, meinte er langsam und bedächtig. »Du liebst ihn, nicht wahr?«
»Ja«, antwortete Erin ohne Zögern.
Er trat ans Fenster und starrte auf die baumbestandene schattige Wiese draußen. Der Frühling hatte triumphierend Einzug gehalten, alles war üppig und grün, frisch und fruchtbar. Der Gedanke machte ihn ganz krank, doch er mußte aussprechen, was er dachte. »Ich weiß ja, wie du zu deiner Religion stehst, aber vielleicht wäre es vernünftig, wenn man alle Dinge bedenkt, wenn du … äh … wenn du eine Operation in Erwägung ziehen würdest.«
Sie wunderte sich nicht über seine Hemmung, das Wort deutlich auszusprechen. Mit einem traurigen kleinen Lächeln schüttelte sie den Kopf. »Nein, Bart. Das hat nichts mit meiner Religion zu tun. Ich könnte so etwas niemals fertigbringen.«
»Aber du wirst das Kind auch nicht zur Adoption freigeben.« Es war keine Frage, sondern eher eine Feststellung, auch kannte er schon ihre Antwort.
»Glaubst du, daß ich mit meiner Herkunft überhaupt so etwas erwägen würde?« ermahnte sie ihn liebevoll. »Nein, Bart, ich werde mein Baby ganz allein großziehen.«
Er baute sich vor ihr auf. Hastig, damit er es sich nicht anders überlegte und sie ihn nicht unterbrechen konnte, kamen
die Worte aus seinem Mund. »Liebling, heirate mich. Es ist mir ganz gleich, von wem das Baby ist. Ich habe diese Dinge, die ich eben gesagt habe, gar nicht so gemeint. Ich war einfach nur wütend, meine Süße, da ich mich schon so lange nach dir sehne. Ehrenwort, es macht mir nichts aus, daß du ein Kind bekommst. Himmel noch mal, jeder wird sowieso glauben, daß es mein Kind ist.«
»Aber wir beide würden es besser wissen, nicht wahr?« fragte sie leise. »Ich möchte nicht mit einer Lüge leben müssen, Bart. Und ich möchte es auch für dich nicht.«
»Aber ich liebe dich. Du bist meine Traumfrau, und die Bedingungen, unter denen ich dich haben kann, sind mir ganz
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