Schöne Lügen: Roman (German Edition)
dieses Risiko eingehen? Was sollte sie tun, wenn er sie danach nur mit Verachtung strafte? Angenommen, er würde sie dafür schelten, daß sie keine Pille zur Schwangerschaftsverhütung genommen hatte? Könnte sie es ertragen, wenn er sie aus einem Schuldgefühl und aus einem Gefühl der Verantwortung heraus gönnerhaft behandelte? Würde er sich verpflichtet fühlen, ihr gegenüber das ›Richtige‹ zu tun?
Du sollst dich nie vor mir fürchten, Erin. Nie …
Nein. Sie konnte ihn nicht in die Falle locken, indem sie ihm von ihrer Schwangerschaft erzählte. Sosehr sie nach ihm verlangte, sie wollte ihn nicht unter diesen Bedingungen haben. Hinterhältige Frauen hatten diesen Trick benutzt, solange man denken konnte. Es war die ultimative Waffe, um einen Sieg zu erringen – die Trumpfkarte.
Sie liebte Lance. Das war eine unbestreitbare Tatsache. Doch er hatte seiner Liebe zu ihr nie Ausdruck verliehen. In all den Stunden voller Leidenschaft, die sie in San Francisco miteinander verbracht hatten, hatte er nie die Illusion von Liebe in ihr entfacht.
Perfekt, perfekt … ich werde auf dich warten …
Ihre Anziehungskraft auf ihn war rein körperlicher Natur. Gewiß, es war ein verzehrendes Gefühl, aber Erin, die sich immer nach den starken Bindungen einer Familie gesehnt hatte, die voller Liebe zusammenhielt, genügte das nicht.
Ich weiß nicht, was mit mir los ist …
Sie sah zu ihm auf und war gefangen von der Kraft seiner Augen. Sie schienen bis in ihre Seele zu blicken und ihren Geist zu berühren. Lange und tief versanken sie ineinander,
denn Erin wußte, es würde das letzte Mal sein. Es würde ihr für den Rest des Lebens genügen müssen.
Du hast zwei wirklich sehr weibliche Eigenschaften, Erin O’Shea …
Schließlich senkte Erin den Blick und schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe nichts mehr zu sagen.«
Eine stickige Stille hängte sich über alle, sie wurde hier oben so dicht, daß die Geräusche des Verkehrs, viele Stockwerke unter ihnen auf den Straßen von Houston, heraufdrangen. Erin schloß die Augen vor dem Schmerz in ihrem Herzen, als sie hörte, wie Lance sich umwandte und zur Tür ging. Das leise Klicken der Tür, die hinter ihm ins Schloß fiel, war wie eine Gewehrkugel, die ihr Leben beendete.
Sie sank auf dem Sofa zusammen und gab sich ganz ihrem Elend hin, das sie förmlich betäubte. Bart begann sich Sorgen um ihre Gesundheit zu machen. Er versuchte in seiner liebevollen, ein wenig ungeschickten Art, sie zu trösten, doch das gelang ihm nicht. Schließlich schlug seine Verzweiflung in Wut um, und er befahl: »Also, Erin, ich möchte nicht, daß du dein Baby verlierst, also reiß dich zusammen!«
Mehr noch als seine Worte war es die Tatsache, daß er sie mit ihrem Namen angesprochen hatte, die Erin aus ihrer Starre holte, so daß sie sich aufsetzte und die Tränen zurückdrängte.
»So ist es schon besser«, brummte er.
»Du hast mich mit meinem Namen angesprochen, Bart.«
»Tue ich das sonst nicht?« Er sah sie verwirrt an.
Sie lächelte gutmütig und legte eine Hand an seine Wange. »Nein«, flüsterte sie.
Er stand auf und entfernte sich ein paar Schritte von ihr.
»Süße, es fällt mir schrecklich schwer, dir das zu sagen, aber ich finde, du solltest Barrett erzählen, daß du ein Baby von ihm bekommst. So, wie er dich eben angesehen hat, habe ich geglaubt … es war, als ob … nun ja, du weißt schon. Es war, als würde er dich lieben. Ich werde hinter ihm herlaufen und ihn zurückholen.«
»Nein, Bart. Ich kann es ihm nicht sagen.«
Langsam und zögernd widersprach er ihr. »Er hat ein Recht, es zu wissen, mein Schatz. Das Baby ist auch sein Kind.«
Sie biß sich auf die Lippen. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. »Mmh. Er wird es erfahren müssen, irgendwann einmal, aber jetzt noch nicht. Vielleicht, wenn es auf der Welt ist, kann mein Anwalt es ihm …« Sie hielt inne, sie hatte keine Energie mehr.
»Du weißt, daß ich nach wie vor bereit bin, dich zu heiraten.« Bart räusperte sich. »Aber vielleicht wirst du deine Meinung ändern? Ich liebe dich.« In seinen Augen lag ein Ausdruck unsäglicher Traurigkeit.
»Ich mag dich auch sehr gerne, Bart. Du bist der beste Freund, den ich habe«, versicherte sie ihm.
»Ich weiß.« Er schnaufte freudlos. Nach einer Weile fragte er: »Soll ich den Arzt rufen, damit er dir ein Beruhigungsmittel gibt? Du siehst so aus, als könntest du es gebrauchen.«
Erin lachte nervös auf. »Nun, in diesem Fall
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