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Schoene, raetselhafte Becca

Schoene, raetselhafte Becca

Titel: Schoene, raetselhafte Becca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
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die Tür und kehrte kurz darauf mit einer Schachtel zurück, auf die „Lichterkette“ geschrieben stand. Es schien eine Frauenhandschrift zu sein. Da Becca wusste, dass er nicht verheiratet war, fragte sie sich, wessen Schrift es sein mochte. Vielleicht die seiner Ex-Freundin … oder seiner derzeitigen? Aber letztlich ging es sie ja nichts an, wer seine Kisten beschriftete.
    Sofort begann er mit geschickten Fingern, die Lichterkette zu entwirren und drapierte sie in die Zweige.
    Becca ertappte sich dabei, wie sie ihm fasziniert zuschaute. „Gabi, hilf mir, den Baumschmuck zu suchen.“
    Gabi zögerte. Offenbar wollte sie lieber bei Trace Bowman bleiben – genau wie Becca. Doch schließlich folgte sie Becca über die schmale Treppe, die zum vollgestopften Speicher führte, der neben Gabis Zimmer lag.
    Auf dem Dachboden roch es muffig und feucht. Becca hatte noch keine Zeit gefunden, die Kisten, die sich bis in den letzten Winkel stapelten, zu durchforsten. Sie zog an der Kette, um die gelbe Glühbirne einzuschalten, und hätte schwören können, etwas davonhuschen zu hören. Eine Katze muss her, beschloss sie. Eigentlich wollte sie nicht noch mehr Verantwortung übernehmen, aber eine Mäusejägerin wäre eine gute Investition.
    „Ich glaube, die Kiste steht da drüben beim Fenster. Hilf mir mal nachschauen.“
    Sie und Gabi begannen, die Kisten mit den Habseligkeiten eines einsamen alten Mannes zu durchwühlen. Bei dem Gedanken an den Großvater, den sie nicht gekannt hatte, überkam sie mit einem Mal eine große Traurigkeit. Monica hatte ihr nur wenig von ihren Verwandten erzählt. Sie wusste, dass ihr Vater gestorben war, als sie noch ein Baby gewesen war, und Monica hatte immer behauptet, es gäbe keine weiteren Familienangehörigen.
    Sie hatte gelogen. Noch etwas, um das ihre Mutter sie betrogen hatte.
    „Er ist nett, findest du nicht?“
    Mit gedankenverlorenem Blick sah Gabi zur Tür.
    „Er ist der Polizeichef, Gabi. Du weißt, was das bedeutet.“
    „Wir haben doch nichts Unrechtes getan.“
    „Außer, dass wir allen erzählt haben, ich sei deine Mutter.“
    Sie hätte es nicht tun dürfen. Es war eine dieser kleinen Notlügen, die rasch außer Kontrolle gerieten. Als sie Gabi in der Schule von Pine Gulch anmelden wollte, war ihr schlagartig klar geworden, dass sie überhaupt kein Sorgerecht hatte, geschweige denn eine Geburtsurkunde vorweisen konnte.
    Weil sie befürchtete, dass man Gabi in ein Erziehungsheim stecken würde, hatte sie das Antragsformular für den Schulbesuch gefälscht. Der Schulsekretärin hatte sie weisgemacht, dass Gabis Dokumente nach mehreren Ortswechseln noch in irgendeiner Umzugskiste lagen, was streng genommen nicht einmal gelogen war.
    Die Sekretärin hatte Verständnis für Beccas Situation gezeigt und sie gebeten, die Dokumente nachzureichen, sobald sie sie gefunden hatte. Von diesem Moment an steckten sie in der Lüge drin. Sie wollte lieber nicht an Trace Bowmans Reaktion denken, wenn er erfuhr, dass sie die Schule und die Behörden getäuscht hatte.
    „Ich finde ihn trotzdem nett“, beharrte Gabi. „Er hat uns einen Tannenbaum geschenkt.“
    Gabi hatte recht. „Ja, das war wirklich nett von ihm. Eigentlich war es die Idee seiner Nichte, oder? Offenbar ist sie schon eine gute Freundin von dir.“
    „Sie ist nett.“ Gabi wich ihrem Blick aus. „Wo hast du denn den Baumschmuck gesehen?“
    Eine interessante Reaktion. Sie runzelte die Stirn, erwiderte jedoch nichts, zumal Gabi in diesem Augenblick die Kiste entdeckte – neben einem Karton mit Frauenkleidern aus den Fünfzigerjahren.
    Gehörten die ihrer Großmutter? Wie traurig, dass sie überhaupt nichts über ihre Familie wusste.
    Seit sie in der Stadt war, hatte sie nur hier und da gehört, dass ihr Vater und ihr Großvater sich heftig gestritten hatten. Das war allerdings lange vor ihrer Geburt gewesen. Sie kannte nicht die ganze Geschichte. Donna hatte ihr jedenfalls erzählt, dass ihr Vater sich geschworen hätte, kein Wort mehr mit seinem eigenen Vater zu wechseln. Den Grund konnte sie sich vorstellen. Wahrscheinlich hing es mit Monica zusammen. Ihre Mutter hatte ein Händchen dafür, Beziehungen zu zerstören.
    Kenneth Taylor war bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als Becca noch ein Baby gewesen war. Ihre Eltern waren nicht verheiratet gewesen. Das Einzige, woran sie sich im Zusammenhang mit ihm erinnerte, waren ein buschiger Schnurrbart, Koteletten und eine tiefe, warme Stimme, mit der er ihr vor

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