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Schoene, raetselhafte Becca

Schoene, raetselhafte Becca

Titel: Schoene, raetselhafte Becca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
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streifte sie mit der Brust seinen Arm – natürlich rein zufällig –, und er bekam eine Gänsehaut. Dieses Prickeln hatte er lange nicht verspürt …
    Sie ging um den Baum herum und nahm eine perlweiße Kugel aus dem Karton. Ihm kam es vor, als sei das Rot auf ihren Wangen dunkler geworden. Das konnte natürlich auch an den roten Birnchen der Lichterkette liegen.
    „Sie haben nie das Gefühl gehabt, mal etwas anderes sehen zu müssen als Pine Gulch?“
    „Doch. Ich war vier Jahre lang bei den Marines im Mittleren Osten, Deutschland, Japan. Danach wollte ich wieder nach Hause.“
    „Und das Provinzleben gefällt Ihnen?“
    „Pine Gulch ist ein guter Platz zum Leben. Im Sommer werden Sie kaum einen schöneren Flecken finden, und die Leute passen aufeinander auf.“
    „Na, ob das immer so toll ist? Eigentlich ist es doch nur eine Umschreibung für die Tatsache, dass sie ihre Nasen in fremde Angelegenheiten stecken.“
    Warum war sie so zynisch? Und was verbarg sie vor ihren Mitmenschen? „So kann man es natürlich auch betrachten. Manche Leute finden es nun mal gut, wenn sie wissen, dass es jemanden gibt, an den sie sich wenden können, wenn es nötig ist.“
    „Ich bin daran gewöhnt, mich um mich selbst zu kümmern.“
    Ehe er darauf antworten konnte, schaute Gabi hinter dem Tannenbaum hervor. In der Hand hielt sie einen kleinen Porzellanengel. „Wo soll der denn hin?“
    Becca ließ den Blick über den Baum wandern. „Wir haben nichts für die Spitze. Wie wär’s, wenn wir ihn ganz nach oben setzen?“
    „Das passt“, schaltete Trace sich ein. „Über einem so schönen Baum sollte ein Engel wachen.“
    „Ich hole einen Stuhl.“
    „Warum?“ Grinsend hob er das Mädchen hoch. Für ihr Alter war sie sehr dünn. Sie kicherte, als er sie über den Kopf hievte, damit sie den Engel an der Baumspitze befestigen konnte.
    „Perfekt!“, rief Gabi, als sie fertig war.
    Er stellte sie auf den Fußboden zurück, und sie lief zum Schalter und knipste die Deckenlampe aus. Jetzt wurde das Zimmer nur noch von der Lichterkette sanft erhellt.
    Die drei traten zurück, um ihr Werk zu begutachten. Schneeflocken wirbelten vor dem Fenster, und leise klang Musik durch das dunkle, schäbige Haus. Zu seiner Überraschung hatte Trace zum ersten Mal seit langer Zeit ein Gefühl von Weihnachten.
    „Das ist zauberhaft“, sagte Gabi atemlos.
    Becca beugte sich zu ihr hinunter und umarmte sie. „Zauberhaft ist genau das richtige Wort.“
    Eine Weile sagte keiner von ihnen ein Wort.
    Becca brach den magischen Moment als Erste. „Tut mir leid, dass wir Sie so lange aufgehalten haben.“ Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, dass ihr Lächeln aufrichtig war. „Sie hätten nicht die ganze Zeit hierbleiben müssen, während wir den Baum dekorierten.“
    „Ich hätte jederzeit gehen können, wenn ich gewollt hätte“, erwiderte er. „Und ich wäre gewiss nicht geblieben, wenn es mir keinen Spaß gemacht hätte. Normalerweise kann ich nicht viel mit Weihnachten anfangen. Aber das hat mir wirklich Freude bereitet.“
    Verwundert sah sie ihn an. Sollte er tatsächlich an so etwas Simplem wie Tannenbaumschmücken Freude haben? „Möchten Sie eine Tasse Kakao?“
    Beinahe hätte er die unerwartete Einladung angenommen. Aber dann sagte er sich, dass es besser wäre, ein wenig Distanz zu wahren. „Vielleicht ein anderes Mal. Morgen muss ich früh aufstehen. Außerdem wartet mein Hund auf mich.“
    Auf dem Weg zur Tür nahm er seinen Parka vom Haken. „Nochmals vielen Dank“, wiederholte sie. „Das war wirklich sehr nett von Ihnen. Bitte bestellen Sie Ihrer Nichte, dass wir uns sehr gefreut haben.“
    „Das werde ich gern tun.“ Er schlüpfte in seinen Mantel und griff zum Türknauf. Unvermittelt beugte er sich herunter und gab Becca einen Kuss auf die Wange. Sie duftete sehr gut – süß und weiblich. Ihre Haut fühlte sich warm an seinen Lippen an.
    Es war eine verrückte Geste und vollkommen untypisch für ihn. Er hätte selbst nicht sagen können, was ihn dazu verleitet hatte.
    Sie sah ihn verblüfft aus großen Augen an.
    „Gute Nacht“, verabschiedete er sich rasch und verschwand durch die Tür, ehe sie etwas sagen konnte.
    Was ist da gerade passiert? fragte er sich, als er in seinen Pick-up kletterte und den halben Block bis zu seinem Haus fuhr. Eigentlich hatte er den Baum nur abgeben und sofort wieder verschwinden wollen. Stattdessen war er länger als eine Stunde geblieben, hatte den Baum aufgestellt und beim

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