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Schöne Ruinen

Schöne Ruinen

Titel: Schöne Ruinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jess Walter
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nicht die beste Art, Dich bei den Lesern einzuführen.
    Und selbst wenn die Anwälte grünes Licht gäben, ist dieses erste Kapitel doch sehr unvollständig. So viel bleibt offen. Was geschah mit der jungen Schauspielerin? Hat sie Burtons Kind abgetrieben oder es zur Welt gebracht? Hat sie weiter als Schauspielerin gearbeitet? Wurde sie berühmt? (Das wäre cool.) Hast Du versucht, es wiedergutzumachen? Sie aufzuspüren? Ihr eine große Filmrolle zu verschaffen? Bedauerst Du Dein Verhalten wenigstens und hast daraus gelernt?
    Verstehst Du, worauf ich hinauswill? Es ist natürlich Dein Leben, und ich möchte Dir keine Worte in den Mund legen. Aber diese Geschichte braucht wirklich einen Abschluss – damit man erfährt, was mit der Frau passiert ist, und das Gefühl hat, dass Du wenigstens versucht hast, das Richtige zu tun.]

16
    Nach dem Sündenfall
    September 1967
    Seattle, Washington
    Eine dunkle Bühne. Geräusch von Wellen. Dann erscheint:
    MAGGIE in einem ramponierten Morgenrock, eine Flasche in der Hand, das Haar fällt ihr in Strähnen übers Gesicht, sie taumelt dem Ende des Piers zu und steht dort im Lärm der Brandung. Sie neigt sich über den Rand und ist im Begriff, ins Wasser zu fallen, als Quentin herbeistürzt und sie in seine Arme nimmt. Langsam dreht sie sich um und erkennt ihn. Man hört leise Jazzmusik.
    MAGGIE: Du bist geliebt worden, Quentin; kein Mann ist je so geliebt worden wie du.
    QUENTIN: [sie loslassend] Mein Flugzeug konnte den ganzen Tag nicht starten …
    MAGGIE: [betrunken, aber mit vollem Bewusstsein] Ich wollte mir gerade das Leben nehmen. Oder glaubst du mir das auch nicht?
    »Warte, warte, warte.«
    Auf der Bühne sanken Debra Benders Schultern nach vorn, als sich der Regisseur mit der schwarz umrandeten Brille auf der Nasenspitze, dem Bleistift hinter dem Ohr und dem Textbuch in der Hand von seinem Platz in der ersten Reihe erhob. »Dee, Schätzchen, was soll das?«
    Sie blickte zu ihm hinunter. »Was ist jetzt schon wieder, Ron?«
    »Wir waren uns doch einig, dass du mehr aus dir rausgehst. Damit es größer wird.«
    In ihrer Not suchte sie den Blickkontakt mit ihrem Kollegen Aaron auf der Bühne, der seufzte und sich räusperte. »Ich finde, sie macht es gut, Ron.« Er breitete die Hände aus, um Debra zu signalisieren: Mehr kann ich nicht tun.
    Ohne Aarons Worte zu beachten, lief Ron zum Ende der Bühne und stieg die Stufen hinauf. Entschlossen trat er zwischen die beiden Schauspieler und legte Debra die Hand auf den unteren Rücken wie zum Tanz. »Dee, wir haben nur noch zehn Tage bis zur Premiere. Ich möchte nicht, dass nichts von dir beim Publikum ankommt, weil du so subtil spielst.«
    »Ich glaube nicht, dass das Problem die Subtilität ist, Ron.« Sanft entwand sie sich seiner Hand. »Wenn Maggie schon als Wahnsinnige eingeführt wird, kann sich die Szene nicht mehr steigern.«
    »Sie will sich umbringen, Dee. Sie ist wahnsinnig.«
    »Klar, bloß …«
    »Sie trinkt, ist tablettensüchtig, nutzt die Männer aus …«
    »Ich weiß, aber …«
    Rons Hand wand sich langsam über ihren Rücken. Mangelnde Konsequenz konnte man dem Mann sicher nicht vorwerfen. »Das ist eine Rückblende, in der wir erfahren, dass Quentin alles getan hat, um sie vom Selbstmord abzuhalten.«
    »Ja …« Debra warf einen Blick über Rons Schulter auf Aaron, der Masturbation mimte.
    Ron trat noch näher und umhüllte sie mit einer Wolke Rasierwasser. »Maggie hat Quentin das Leben herausgesaugt, Dee. Sie zerstört sich und ihn.«
    Hinter Ron besprang Aaron eine Fantasiepartnerin.
    »Mhm.« Debra zögerte. »Können wir uns kurz unter vier Augen unterhalten, Ron?«
    Seine Hand schob sich noch weiter nach unten. »Ja, das ist eine gute Idee.«
    Sie verließen die Bühne, und Debra glitt auf einen Theaterplatz. Statt sich neben sie zu setzen, zwängte sich Ron zwischen sie und die Holzlehne vor ihr, sodass sich ihre Beine berührten. Mein Gott, schwitzte der Mann Aftershave aus?
    »Was ist los, Schätzchen?«
    Was los war? Fast hätte sie gelacht. Wo sollte sie da anfangen? Vielleicht bei ihrer Einwilligung, in einem Stück über Arthur Miller und Marilyn Monroe mitzuwirken, das von dem verheirateten Mann inszeniert wurde, mit dem sie dummerweise vor sechs Jahren geschlafen hatte und dem sie später bei einer Spendenaktion für das Repertory Theatre zufällig über den Weg gelaufen war. Oder, dachte sie jetzt, vielleicht war das ihr erster Fehler, der Besuch einer Veranstaltung, bei der sie

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